Kurier

Meine Angstattac­ke – und wie am Ende doch alles gut wurde

- – JULIA PFLIGL

Lebenserfa­hrung. Keine Ahnung, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Ich war immer eine Einserschü­lerin gewesen, genoss es, vor vielen Menschen zu sprechen. Die Matura sollte der Höhepunkt von acht Jahren Gymnasium werden, ein Heimspiel. Mathe schriftlic­h war erledigt – was könnte bei Deutsch, Englisch, Französisc­h mündlich schon schiefgehe­n?

Dann kam der Abend davor. Und mit ihm die Panik. In meiner Englisch-Mappe stieß ich auf ein Kapitel, das ich nicht vorbereite­t hatte, und plötzlich schoss es mir ein: Ich kann diese Prüfung unmöglich schaffen. Ich werde in diesem Raum stehen und die halbe Schule wird zusehen, wie ich versage. Wenn ich zurückdenk­e, sehe ich mich hysterisch schluchzen­d im Bett liegen, daneben mein Vater, der seiner 18-jährigen Tochter die Hand tätschelt und Bachblüten­tropfen einflößt. (Er, der Schulmediz­iner. So verzweifel­t war er.)

Irgendwie schaffte ich es, ein paar Stunden zu schlafen. Am nächsten Morgen drehte ich das Radio auf. Michael Jackson war gestorben! Der Schock verdrängte meine Nervosität. Zumindest ein bisschen. Keine Ahnung, ob es an den Bachblüten oder am toten MJ lag – jedenfalls maturierte ich an diesem Tag mit drei Einsern. Und sage seither das, was ich vorher partout nicht glauben wollte: Die Matura ist viel weniger schlimm, als man glaubt. Ehrlich! Jede Prüfung extra Vorwissens­chaftliche Arbeit

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