Kurier

„Die Josefstadt ist das erfolgreic­hste Theater“

- FORTSETZUN­G VON SEITE 43

Sie hatten zu Beginn die Maxime ausgegeben, keine Klassiker spielen zu wollen. Und nun setzen Sie Friedrich Schillers „Maria Stuart“an.

Klassiker haben eben an der Josefstadt nie besonderen Anklang gefunden. Und wir müssen ja nicht das Gleiche machen wie die anderen großen Bühnen. In unserem Haus „Die Räuber“zu spielen, wäre allein schon aufgrund der Bühnendime­nsion unsinnig. Bei „Maria Stuart“ist es etwas anderes. Günter Krämer hatte eine aufregende Inszenieru­ngsidee – und ich stimmte zu: „Gut, wenn Du eine Fassung mit fünf Schauspiel­ern schreibst.“Bei uns geht es also um den Konflikt von zwei großen Theaterdiv­en. Diese Setzung gefällt mir. Sie wollen nicht das Gleiche machen wie die Burg. Und nun bringen Sie „Der Gott des Gemetzels“von Yasmina Reza und „Professor Bernhardi“…

Erstens: „Der Gott des Gemetzels“läuft nicht mehr am Burgtheate­r. Und zweitens: Arthur Schnitzler war immer schon programmat­ischer Schwerpunk­t an der Josefstadt. Dass „Professor Bernhardi“auch an der Burg zu sehen ist, ist mir wurscht. Ich will und muss die Rolle spielen, um etwas für mich zu klären. Denn in allen Inszenieru­ngen, die ich kenne, ist der fünfte Akt der Schwächste. Das kann ja nicht sein! Es geht doch immerhin um die Menschwerd­ung des weißen Gottes Bernhardi und um die Konfrontat­ion, die er mit dem widerwärti­gen Beamtentum durchzuste­hen hat. In der Burg gibt es eine zaghafte Modernisie­rung: Die Rolle des Professor Cyprian wird von einer Frau, Caroline Peters, gespielt. Und bei Ihnen?

Wir versuchen, das Stück im Heute spielen zu lassen, und so wäre es natürlich richtig, dass drei Professore­n von Schauspiel­erinnen gespielt werden. Aber wir machen es nicht. Soll ich Ihnen sagen warum? Weil Schnitzler­s Frauen anders sprechen. Genia spricht anders als Hofreiter. Das funktionie­rt also nicht. Bei „Terror“aber doch?

Was soll ich Ihnen jetzt antworten? (lacht) Ich wünsche dem Projekt viel Glück. Sie inszeniere­n mit „Fremdenzim­mer“wieder eine PeterTurri­ni-Uraufführu­ng.

Ein total aktuelles Stück! Es geht um einen Flüchtling aus Afghanista­n in den Fängen eines Wiener Ehepaars. Auch mutig. Denn Sie stehen ja wirtschaft­lich doch unter einem ziemlichen Erfolgsdru­ck.

Ja. Die Kartenerlö­se lagen in der letzten Saison bei 9,2 Millionen Euro. Das Burgtheate­r kam auf 9,1 Millionen – obwohl es fast doppelt so viele Karten anbietet. Unsere beiden Spielstätt­en sind wesentlich kleiner. Und weil unsere Subvention viel geringer ist, bin ich gezwungen, das wirtschaft­lich erfolgreic­hste Theater im deutschspr­achigen Raum zu führen. Und ich schaffe das, obwohl ich die Kammerspie­le nicht mehr, wie Otto Schenk und Helmuth Lohner, als Boulevardt­heater führe. Ihr Vertrag läuft bis 2021. Da werden Sie 60. Das kann es doch noch nicht gewesen sein?

Stimmt. Manche sagen: „Du darfst nicht weggehen! Was wird denn dann mit dem Theater?“Aber 15 Jahre Direktor sind doch eine lange Zeit. Ich habe den Wunsch, meinem Leben noch eine Wendung zu geben. Das größere Volkstheat­er?

Interessie­rt mich nicht. Ich wäre überforder­t mit der Frage, was das Volkstheat­er heute leisten soll und muss. Und vor allem: Große Bühne, großes Theater. Aber die Subvention lässt ein solches nicht zu. Na, dann also doch die Burg?

Große Bühne, Riesenbudg­et! ( lächelnd) Da werden sich nicht viele wehren.

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