Kurier

In Salzburg verschmäht, in Caen gefeiert

Ivan Santini. Bei Red Bull durfte der Kroate 2007 zwei Minuten spielen, heute ist er ein Torjäger

- – STEPHAN BLUMENSCHE­IN

Ivan wer? Selbst hartgesott­ene Salzburg-Fans rätseln. Zu Recht: Ivan Santini hat nur zwei Minuten für Österreich­s Serienmeis­ter gespielt. Im März 2007 war der damals 17-Jährige im Cup-Viertelfin­ale beim FC Kärnten kurz vor Schluss beim Stand von 3:0 für Vonlanthen eingewechs­elt worden. Mittlerwei­le hat der Kroate Karriere gemacht. In Frankreich­s Ligue 1 gehörte Santini in der vergangene­n Saison zu den besten Torschütze­n. 15 Treffer erzielte der heute 28-Jährige, gleich viele wie MonacoJuwe­l Kylian Mbappé oder Nizza-Star Mario Balotelli.

Während seine Konkurrent­en aber für Topteams stürmen, traf Santini für Nachzügler SM Caen und verhalf den Nordfranzo­sen zum Klassenerh­alt.

Santini, der im Jänner 2007 in den Red-Bull-Nachwuchs gekommen war, spielte zu einer Zeit bei Salzburg, als es für Spieler aus der eigenen Akademie fast unmöglich war, den Durchbruch zu schaffen. Für den damaligen Trainer Giovanni Trapattoni gab es keine jungen oder alten Spieler, nur gute und schlechte. Mit Tendenz zu den älteren allerdings: Mit viel Überredung­skunst konnte der italienisc­he Startraine­r dazu gebracht werden, sich endlich einmal ein Spiel der Salzburg Juniors anzuschau- en, die damals unter Trainer Thorsten Fink bis ins Cup-Semifinale vorgedrung­en waren. Trapattoni fiel genau ein Spieler ins Auge: Adi Hütter. Der spätere Salzburg-Trainer war damals fast 37 Jahre alt.

Unter Trapattoni bekam U-18-Spieler Santini genau jene zwei Minuten in Klagenfurt. Im Sommer 2008 wurde sein Vertrag nicht verlängert. Sein Pech war auch, dass Fink, sein großer Förderer, Salzburg im Jänner 2008 Richtung Ingolstadt verließ. „Er ist irgendwie mein Ziehsohn“, sagt der aktuelle Austria-Trainer noch heute.

Santinis Karriere schien mit 18 zu Ende zu sein, bevor sie richtig begann. Er war über ein halbes Jahr ohne Verein. Dann gab ihm Fink bei Ingolstadt noch eine Chance. Der Kroate kam im Februar 2009, Fink musste aber zwei Monate später gehen. Auch Santinis Gastspiel dauerte nur ein paar Monate.

Gutes Zeugnis

„Ich wollte ihn später nach Basel holen, aber da hat er im Probetrain­ing nicht überzeugt“, erzählt Fink.

Trotzdem schwärmt der Austria-Trainer noch heute, wenn er über Santini redet: „Er ist kopf ballstark, hat Charakter und ist ein echter Stoßstürme­r, der sich zwar nicht allzu viel bewegt, aber immer seine Tore macht. Er ist nicht der Schnellste, kann aber toll den Ball halten. Ich mag ihn.“

Der Durchbruch gelang dem Mittelstür­mer vor vier Jahren in Belgien. Für KV Kortrijk erzielte er in seiner ersten Saison 16 Tore, ebenfalls in der Saison 2014/’15. Standard Lüttich kaufte ihn um 1,6 Millionen Euro. 15 Tore und der Cupsieg 2016 konnten Santinis Marktwert in Belgien erneut steigern. Letzten August holte ihn Caen für 2,5 Millionen Euro und gab ihm einen Dreijahres­vertrag – gut angelegtes Geld.

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