Kurier

Suche nach einem neuen KAV-Chef

Gesundheit. Der KAV zählt zu den größten Spitalsträ­gern der Welt. Derzeit ist der Chefsessel leer

- VON JOSEF GEBHARD

Experten erläutern, was der Nachfolger von Udo Janßen alles können muss.

Vom Papier her ist es ein Manager-Posten mit auch im internatio­nalen Vergleich ungeheurer Machtfülle. Die Stadt Wien bereitet derzeit die Ausschreib­ung der Führung des Wiener Kranken anstalten v er bunds(KAV) vor. Mit seinen rund 30.000 Mitarbeite­r nun deinem Jahres budget von 2,74 Milliarden­Euro zählt er zu den weltweit größten S pi tals trägern.

Die Neubesetzu­ng wurde notwendig, weil der glücklos agierende bisherige Generaldir­ektor Udo Janßen Anfang des Jahres von G es und heits stadt rätin S an draF rauen berg er( SPÖ) vorzeitig abgesetzt wurde. Auf seinen Nachfolg erwartet gleich eine Reihe heikler Baustellen: Die Umsetzung des Spitalskon­zepts 2030, die Fortführun­g des krisen geschüttel­ten Projekts Krankenhau­s Nord und die stetig wachsenden Personalun­d Sachkosten.

Unklar ist noch, wie die genauen Anforderun­gen an die Kandidaten in der Ausschreib­ung formuliert werden. Der KURIER hat deshalb mit Kennern des Systems KAV gesprochen, welche Voraussetz­ungender neue S pi tals chef mitbringen soll.

Vom Fach

„Er sollte ein Arzt sein “, betontKAV- Personal vertreter und Ärztekamme­r-Vizepräsid­ent Wolfgang W eis müller.„ Die internatio­nale Erfahrung zeigt, dassSpitäl­eram ökonomisch­sten geführt werden, wenn Mediziner an ihrer Spitze stehen.“Idealerwei­se sollte der neue KAV-Chef auch über wirtschaft­liches Know-how verfügen.

Geht es nach W eis müller, sollt eder neue Spitäler manager diesmal nicht von außen, sondern aus dem KAV selbst kommen. „Denkbar wäre ein erfahrener Pri- mar. Das wäre wichtig in einerPhase, inderwiede­rRuhe in das Unternehme­n einkehren soll.“Was der KAV nach den Turbulenze­n der vergangene­nJahre– vonEinspar­ungen bis hin zum Ärztestrei­k – wohl auch dringend notwendig hat.

Für Weismüller pendelte zuletztdie­KAV-Führungzwi­schen zwei Extremen: Auf der einen Seite Janßen, der Neuerungen ohne jegliche Einbindung der Mitarbeite­r durchpeits­chen wollte. Auf der anderen Seite dessen Vorgänger Wilhelm Marhold, der zwar wesentlich konsensori­entierter agierte, gleichzeit­ig aber in den Augen des Ärztevertr­eters den nötigen Reformwill­en vermissen ließ. „Sinnvoll wäre ein Mittelweg, also ein KAVChef, der die Mitarbeite­r auf seiner Seite hat, aber auch Veränderun­gswillen zeigt.“Dazu brauche es aber auch Dursetzung­skraft – vor allem gegenüber einigen Abteilungs­leitern „mit seltsamem Allmachtsv­erständnis, die politisch in ihre Funktion gehievt wurden“.

Eines ist Weismüller besonders wichtig: Der neue Chef muss die ausufernde­n Kosten für externe Berater abstellen. „Vielmehr soll man Leute über Sparpotenz­iale entscheide­n lassen, die von der Sache etwas verstehen – eben die Ärzte.“

Aus den eigenen Reihen

„Er muss aus dem System kommen “, meint auch G es und heits ökonom Ernest Pi chlbauer,d er dies aber nicht als Wunschvors­tellung, sondern als nüchterne Analyse der bestehende­n Verhältnis­se verstanden haben will. „Wie Marhold muss er die typisch österreich­ische Mauschelei beherrsche­n“, sagtderExp­erte. Laut Pichlbauer werde es auch für den neuen KAV-Chef extrem schwierig sein, die notwendige­n Entscheidu­ngen zu treffen, obwohl der KAV nun in eine von der Stadt unabhängig­ere Anstalt öffentlich­en Rechts umgewandel­t wird. Zu stark seien die einzelnen Int er essens gruppen in diesem derart großen – für Pichlbauer unnötiggro­ßen– Betrieb: Ärzte, Pflegescha­ft und Verwaltung. „Egal, aus welchem Bereich der KAV-Chef kommt – er wird immer zwei Gruppen als Gegner haben.“Somit gehe es immer auch um machtpolit­ische Deals anstellevo­n ökonomisch sinnvollen Entscheidu­ngen.

Pichlbauer glaubt auch nicht, dass mit der neuen Organisati­onsform der politische Einfluss geringer wird. Das zeige das Beispiel Kärnten, wo der dortige S pi tals träger ebenfalls als Anstalt öffentlich­en Rechts organisier­t sei.

Zwei Namen

Indes wird bereits eifrig spekuliert, wer denn der neue KAV-Chef werden könnte. Immer wieder fällt der Name von Christian Sebesta, PrimarimDo­nauspital. Ergiltals Wunsch kandidat von Bürgermeis­ter MichaelHäu­pl und kandidiert­e bereits 2014 für die Marhold-Nachfolge. Auch diesmal will er sich dem Vernehmen nach wieder bewerben. Gut leben könnten die Mediziner aber wohl auch mit Michael Binder, derzeit noch Mitglied der dreiköpfig­en interim istischenK­AV Leitung. Ihm wird im Vergleich zu Janßene in wesentlich konsensori­entierter Stil nachgesagt. Ein weiterer Kandidat wäre AKH-Direktor Herwig Wetzlinger, der auch schon an der KAV-Neuorganis­ation mitbeteili­gt war. Sein Nachteil: Er ist kein Mediziner. Genauso wie Thomas Balázs, der ebenfalls der KAV-Interimsle­itung angehört. Hinzu kommt, dass er für die Krisenbaus­telle Krankenhau­s Nord verantwort­lich ist. Deswegen sind seine Chancen wohl gering.

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ANDREYPOPO­V/ ISTOCKPHOT­O Zurzeit ist der Chefsessel im KAV noch leer. Experten meinen, der Nachfolger von Udo Janßen müsse Mediziner sein und aus den eigenen Reihen kommen
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