Suche nach einem neuen KAV-Chef
Gesundheit. Der KAV zählt zu den größten Spitalsträgern der Welt. Derzeit ist der Chefsessel leer
Experten erläutern, was der Nachfolger von Udo Janßen alles können muss.
Vom Papier her ist es ein Manager-Posten mit auch im internationalen Vergleich ungeheurer Machtfülle. Die Stadt Wien bereitet derzeit die Ausschreibung der Führung des Wiener Kranken anstalten v er bunds(KAV) vor. Mit seinen rund 30.000 Mitarbeiter nun deinem Jahres budget von 2,74 MilliardenEuro zählt er zu den weltweit größten S pi tals trägern.
Die Neubesetzung wurde notwendig, weil der glücklos agierende bisherige Generaldirektor Udo Janßen Anfang des Jahres von G es und heits stadt rätin S an draF rauen berg er( SPÖ) vorzeitig abgesetzt wurde. Auf seinen Nachfolg erwartet gleich eine Reihe heikler Baustellen: Die Umsetzung des Spitalskonzepts 2030, die Fortführung des krisen geschüttelten Projekts Krankenhaus Nord und die stetig wachsenden Personalund Sachkosten.
Unklar ist noch, wie die genauen Anforderungen an die Kandidaten in der Ausschreibung formuliert werden. Der KURIER hat deshalb mit Kennern des Systems KAV gesprochen, welche Voraussetzungender neue S pi tals chef mitbringen soll.
Vom Fach
„Er sollte ein Arzt sein “, betontKAV- Personal vertreter und Ärztekammer-Vizepräsident Wolfgang W eis müller.„ Die internationale Erfahrung zeigt, dassSpitäleram ökonomischsten geführt werden, wenn Mediziner an ihrer Spitze stehen.“Idealerweise sollte der neue KAV-Chef auch über wirtschaftliches Know-how verfügen.
Geht es nach W eis müller, sollt eder neue Spitäler manager diesmal nicht von außen, sondern aus dem KAV selbst kommen. „Denkbar wäre ein erfahrener Pri- mar. Das wäre wichtig in einerPhase, inderwiederRuhe in das Unternehmen einkehren soll.“Was der KAV nach den Turbulenzen der vergangenenJahre– vonEinsparungen bis hin zum Ärztestreik – wohl auch dringend notwendig hat.
Für Weismüller pendelte zuletztdieKAV-Führungzwischen zwei Extremen: Auf der einen Seite Janßen, der Neuerungen ohne jegliche Einbindung der Mitarbeiter durchpeitschen wollte. Auf der anderen Seite dessen Vorgänger Wilhelm Marhold, der zwar wesentlich konsensorientierter agierte, gleichzeitig aber in den Augen des Ärztevertreters den nötigen Reformwillen vermissen ließ. „Sinnvoll wäre ein Mittelweg, also ein KAVChef, der die Mitarbeiter auf seiner Seite hat, aber auch Veränderungswillen zeigt.“Dazu brauche es aber auch Dursetzungskraft – vor allem gegenüber einigen Abteilungsleitern „mit seltsamem Allmachtsverständnis, die politisch in ihre Funktion gehievt wurden“.
Eines ist Weismüller besonders wichtig: Der neue Chef muss die ausufernden Kosten für externe Berater abstellen. „Vielmehr soll man Leute über Sparpotenziale entscheiden lassen, die von der Sache etwas verstehen – eben die Ärzte.“
Aus den eigenen Reihen
„Er muss aus dem System kommen “, meint auch G es und heits ökonom Ernest Pi chlbauer,d er dies aber nicht als Wunschvorstellung, sondern als nüchterne Analyse der bestehenden Verhältnisse verstanden haben will. „Wie Marhold muss er die typisch österreichische Mauschelei beherrschen“, sagtderExperte. Laut Pichlbauer werde es auch für den neuen KAV-Chef extrem schwierig sein, die notwendigen Entscheidungen zu treffen, obwohl der KAV nun in eine von der Stadt unabhängigere Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt wird. Zu stark seien die einzelnen Int er essens gruppen in diesem derart großen – für Pichlbauer unnötiggroßen– Betrieb: Ärzte, Pflegeschaft und Verwaltung. „Egal, aus welchem Bereich der KAV-Chef kommt – er wird immer zwei Gruppen als Gegner haben.“Somit gehe es immer auch um machtpolitische Deals anstellevon ökonomisch sinnvollen Entscheidungen.
Pichlbauer glaubt auch nicht, dass mit der neuen Organisationsform der politische Einfluss geringer wird. Das zeige das Beispiel Kärnten, wo der dortige S pi tals träger ebenfalls als Anstalt öffentlichen Rechts organisiert sei.
Zwei Namen
Indes wird bereits eifrig spekuliert, wer denn der neue KAV-Chef werden könnte. Immer wieder fällt der Name von Christian Sebesta, PrimarimDonauspital. Ergiltals Wunsch kandidat von Bürgermeister MichaelHäupl und kandidierte bereits 2014 für die Marhold-Nachfolge. Auch diesmal will er sich dem Vernehmen nach wieder bewerben. Gut leben könnten die Mediziner aber wohl auch mit Michael Binder, derzeit noch Mitglied der dreiköpfigen interim istischenKAV Leitung. Ihm wird im Vergleich zu Janßene in wesentlich konsensorientierter Stil nachgesagt. Ein weiterer Kandidat wäre AKH-Direktor Herwig Wetzlinger, der auch schon an der KAV-Neuorganisation mitbeteiligt war. Sein Nachteil: Er ist kein Mediziner. Genauso wie Thomas Balázs, der ebenfalls der KAV-Interimsleitung angehört. Hinzu kommt, dass er für die Krisenbaustelle Krankenhaus Nord verantwortlich ist. Deswegen sind seine Chancen wohl gering.