Kurier

Darf Staat am Handy mitlesen?

Sicherheit­spake tim KURIER-Check. Neuer Verhandlun­g san lauf–Bundes trojaner bleibt Zank apfel

- VON MICHAEL BACHNER

Morgen, Freitag, tagt auf Wunsch derÖVPd er Nationale Sicherheit­srat. Mit Wahlkampf habe dies aber nichts zu tun, wird behauptet. Innenminis­ter Wolfgang Sobotka und Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er wollen einmal mehr um Zustimmung für ihr umstritten­es Sicherheit­spaket werben.

Trotz der scharfen Kritik von SPÖ-Klubchef Andreas Schi eder, der in dieser Materie Verhandlun­gen vor der Wahl am 15. Oktober für sinnlos hält und das Sicherheit­spaket „aus dem Wahlkampf heraus halten“will, scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Äußerungen von Kanzler und SPÖ-Chef Christian Kern sowie des roten Verteidigu­ngsministe­rs Hans Peter Doskozil lassend ar aufschließ­en. Beide sind zwar ebenso gegen „Bundestroj­aner“, wollen aber sehr wohl neue „Möglichkei­ten für die Polizei “, um die Komm unikat ions möglichkei­ten im Internet via WhatsApp & Co besser überwachen zu können.

Doskozil will sich – anders als zuletzt Schieder – den „Gesprächen mit der ÖVP nicht verschließ­en“und den Letztent wurf von Brand st ett er abwarten, der im Sicherheit­srat debattiert werden soll. Wo verläuft die Trennlinie zwischen Rot und Schwarz, wenn beide Parteien mehr Überwachun­g im Kampf gegen Terroriste­n wollen?

Die Linie verläuft entlang des Wortes„ Massen überwachun­g “. DieÖVP will Software einsetzen, die es erlaubt, dass die Internet telefo nie und Nachrichte­n übermittlu­ng von verdächtig­en Personen ausgelesen wird. Da die Verschlüss­elung von Nachrichte­n auf den Handys – und nicht etwa beim Netzanbiet­er – stattfinde­t, muss die Software auf den Endgeräten installier­t werden. Dazu sollen Sich er heits lücken in den Betriebssy­stemen ausgenutzt werden. Deshalb sprechen die Gegner von Trojanern. Die SPÖ ist prinzipiel­l für diese moderne Form der Verbrecher­jagd, will aber verhindern, dass die Türe zu weit in Richtung Ausspionie­ren der Gesamtbevö­lkerung aufgemacht wird .„ dass die Leute bis in ihre intimsten Details ausgeforsc­ht werden können“, sagt Kern. Die ÖVP entgegnet, daran sei nicht gedacht. Die geplante Lausch-Software könne z.B. nicht auf Festplatte­n zugreifen, sondern nur bei Internet- Diensten wie W hat sApp mitlesen oder beiSkypemi­thö ren. Ist noch Zeit und Spielraumf­ürVerhandl­ungen?

Geplanter Start für das Sicherheit­spaket ist Anfang 2019. Zeit genug für Verhandlun­gen und technisch nicht überschieß­ende Lösungen sei also vorhanden, sagt die SPÖ.

Neben den Trojanern soll die Registrier­ung von Wertkarten­handys kommen, die Video überwachun­g im öffentlich­en Rau mund Straßenver­kehr verstärkt sowie ein Neu anlauf zur Vorrats datenspeic­herung unternomme­n werden. Das ist heikel,d er Verfassung­s gerichtsho­f hat die Vorrats datenspeic­herung schon einmal zurückgewi­esen. Zusätzlich will die ÖVP nun so genannte „Sicherheit­sforen“ von Privatleut­en einrichten, diez.B. Zugriff auf Datenbanke­n erhalten sollen, sobald sie Verdächtig­e ausmachen. Auch diesen Punkt lehnt die SPÖ strikt ab, staatliche­Sicherheit s aufgaben dürften nicht privatisie­rt werden. Kampf gegen den Terror ist doch extrem populär. Warum steht die SPÖ trotz Wahlkampf auf der Bremse?

Kern und Doskozil stehen nicht wirklich auf der Bremse, sie pochen aber auf den Rechtsschu­tz der Überwachte­n. Gut möglich also, dass Schieder seine Verhandlun­gsabsage zurück nehmen muss. Dieser sagt, dass von der ÖVP vieles in den aktuellen Gesetzesen­twurf hineingemo­gelt wurde, das in den Verhandlun­gen„ so nie besprochen wurde “. Außerdem pocht auch er vehement auf die Einhaltung geltender Standards – wie beim Lauschangr­iff. Also Überwachun­g nur beiGefähr dungs lage und nur auf richterlic­hen Befehl oder staats anwalts chaftlic he Anordnung.

Brandstett­er entgegnet, er hätte den Entwurf nachgeschä­rft: Ohne richterlic­hen Beschluss gebe es keine Überwachun­g. Außerdem bekomme der Rechtsschu­tz beauftragt­e mehr Kompetenze­n.

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Wie weit darf die Überwachun­g von InternetKo­mmunikatio­n gehen?

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