Meistverfolgte Minderheit: Die Muslime von Myanmar
Myanmar/Burma. Die Rohingya fliehen vor der Gewalt der Buddhisten im Westen des Landes.
An der Grenze zu Bangladesch stauen sich tausende verzweifelte Menschen und hoffen, Sicherheit und Frieden zu finden. Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit, die seit GenerationenMyanmaralsihreHeimat ansehen. Das buddhistische Land akzeptiert sie jedoch nicht – sie haben täglich mit AnfeindungenundGewaltzu rechnen. Die UNO stuft die Rohingya sogar als die am schlimmsten verfolgte Minderheit der Welt ein. Mehr als eine Million Menschen sind vor der Gewalt geflüchtet, meist nach Bangladesch, von wo einst ihre Vorfahren als Arbeiter nach Burma kamen. 400.000 Rohingya sind bereits illegal in dem Land, dasoffiziellkeineFlüchtlinge aufnimmt.
Illegale Einwohner
Die Birmanen, Mehrheitsbevölkerung in dem buddhis- tisch dominierten Vielvölkerstaat Myanmar, fällt es seit Jahrhunderten schwer, die muslimischen Rohingya zu akzeptieren.
Seit einem Staatsbürgerschaftsgesetz 1982 gelten die auf eine Million geschrumpften Rohingya als illegale Einwohner, ihnenwirddieStaatsbürgerschaft verweigert, ihr Grund wird beschlagnahmt, Privatbesitz sofort zerstört oder gestohlen.
Laut Rohingya-Aktivisten sei das Ziel der burmesischen Regierung den Rakhaing-Staat, die Heimat der Muslime im Westen des Landes, in eine rein buddhistische Region und die Muslime in eine bedeutungslose Minderheit umzuwandeln. Pagoden und buddhistische Klöster wurden an Stellen errichtet, wo zuvor muslimische Gotteshäuser standen.
Seit Jahren gibt es Unruhen und Übergriffe von burmesischen Truppen auf die Dörfer der Rohingya. Im Oktober vergangenen Jahres eskaliertedieSituation: ImNordendesRakhaing-Staatesfielen Truppen der Regierung ein, brannten Häuser nieder, töteten die Männer und vergewaltigten die Frauen. Zehntausende Rohingya wurden außerdem verhaftet und in Lager gezwungen. Bei Gefechten zwischen Rohingya-Rebellen und burmesischen Polizisten starben dieses Wochenende mehr als einhundert Menschen. Die De-facto-Regierungschefin Myanmars, Aung San Suu Kyi, beschuldigt die Rohingya, Häuser niedergebrannt und Kinder als Soldaten eingesetzt zu haben. Die Rebellenorganisationbestrittdiese Anschuldigungen: „Brutale Soldaten“hätten zusammen mit buddhistischen „Extremisten“Rohingya-Dorfbewohner angegriffen, deren Eigentum geplündert und ihre Häuser niedergebrannt. Um weiteren Angriffen zu entkommen, flüchteten tausende Richtung Bangladesch.
Ungewisse Zukunft
Grenzposten des muslimischen Landes weisen die Flüchtlinge zurück. Über 400.000 Rohingya leben bereits in Flüchtlingslagern in Bangladesch, deshalb hat die Regierung angeordnet, keine weiteren Rohingya ins Land zu lassen. Bangladesch hat seinem Nachbar nun sogar vorgeschlagen, gemeinsamgegendie„Rohingya-Rebellen“an der Grenze militärisch vorzugehen.