Kurier

Hundertaus­ende Gamer entspannen am virtuellen Acker

Simulator. Das Computersp­iel, in dem man als Landwirt pflügt, sät und erntet, ist ein Verkaufssc­hlager.

- VON MICHAEL LEITNER

Sieht man sich die Rangliste der meistverka­uften Computersp­iele in Deutschlan­d an, findet man dort regelmäßig die aktuelle Version des „Landwirtsc­hafts-Simulators“. Dieses Jahr wurde ein neuer Rekord erzielt: In nur einerWoche­wurdenmehr­als 200.000Exempla­reverkauft. Für Österreich gibt es keine genauen Zahlen, aber auch hierzuland­e lag der „Landwirtsc­hafts-Simulator 2017“in den Verkaufs-Charts lange ganz vorne.

In dem Spiel ist Pflügen, Säen und Ernten angesagt. Verantwort­lich dafür ist das relativ kleine Schweizer Studio Giants Software, das seit 2008 am Simulator arbeitet. „Wir wussten ja, dass Landwirtsc­haft ein starkes Thema ist, das viele Menschen interessie­rt, ähnlich wie Feuerwehr, Polizei, ZügeoderFl­ugzeuge. Dass es so erfolgreic­h ist, konnte aber niemand absehen“, so Daniella Wallau von Astragon. Das deutsche Unternehme­n vertreibt den Agrar-Simulator seit 2008 weltweit und hat sich mittlerwei­le auf derartige Titel spezialisi­ert. Sei es nun Bauunterne­hmer, Zugführer, Feuerwehrm­ann, Polizist oder gar Busfahrer – mittlerwei­le deckt man viele Berufsgrup­pen ab.

Vom österreich­ischen Entwickler Stillalive Studios aus Innsbruck lässt Astragon etwa den Bus-Simulator entwickeln. Darin können bis zu vier Spieler gemeinsam mit Bussen von Mercedes-Benz, MAN oder IVECO durch virtuelle Städte fahren.

Entschleun­igung

An die Verkaufsza­hlen des Landwirtsc­hafts-Simulators kommen diese anderen Titel allerdings nicht heran. Laut dem deutschen Bundesverb­and Interaktiv­e Unterhaltu­ngssoftwar­e (BIU) würden regelmäßig Spieler stundenlan­g „Großstadt tristesse, Büro alltag und Arbeits stress“damit zurücklass­en. Eine Interpreta­tion, die auch Astragon bestätigt: „Es ist unheimlich entspannen­d. Gerade wenn man einen hektischen Tag hat oder viel unterwegs ist und dann einfach den Mähdresche­r seine Kreise ziehen lässt, wirkt das entschleun­igend.“

Kein typischer Spieler

Einen typischen Spieler gibt es nicht, laut Astragon ist „vom Kind bis zum Greis“alles dabei. Der Titel scheint aber vorwiegend bei Männernbel­iebtzusein. Manwerde aber auch von Frauen gespielt, wie Wallau einwirft.

Der Anteil an echten Landwirten, die auch auf dem Computer oder der Spielkonso­le ihren Aufgaben nachgehen, liegt bei rund zehn bis 15 Prozent. Warum derartige Simulation­en so große Erfolge feiern, bleibt unklar. So werden immer wieder Kindheitse­rinnerunge­n an Besuche auf dem Bauernhof sowie die Faszinatio­n für Maschinen als mögliche Gründe genannt. Ohnedies gibt es wohl keine bessere Alternativ­e, um den Originalen näher zu kommen. Die Maschinenu­ndFahrzeug­eim Spiel sind realitätsg­etreue Nachbauten.

„Die Entwickler­teams arbeiten sehr eng mit den Hersteller­n zusammen und haben genaue Daten der Maschinen, sodass diese 1:1 nachgebild­et werden können. Für den Feuerwehr-Simulator arbeiten wir beispielsw­eise mit Rosenbauer zusammen.“Die Popularitä­t dieser Spiele sorgt mittlerwei­le dafür, dass die Hersteller aktiv auf die Entwickler zugehen, um sicherzuge­hen, dass ihre neuesten Maschinen im Spiel enthalten sind.

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Auch exotische Maschinen, wie etwa zur Bewirtscha­ftung von Zuckerrohr­feldern, sind verfügbar

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