Drogen kamen per Knopfdruck
82 Kilo Heroin und Kokain. Dealerbande gesprengt / Mögliche Verbindung zum Terrorismus
Der Schalter für die AutoHeckscheibenheizung hatte für eine Drogenbande eine besondere Bedeutung. Wurde dieser Knopf vom Fahrer betätigt, dann öffnete sich in der Mittelkonsole der Deckel mitderLüftung– undeinVersteckwurdefrei. Darinwurde GeldindieeineundDrogenin die andere Richtung geschmuggelt. Vor allem Heroin und Kokain.
82kgdieserbeidenSuchtgifte wurden im Rahmen einer internationalen Polizeiaktion in den vergangenen Monaten sichergestellt, davon 17 kg in Österreich. Die Operation wurde vom Bundeskriminalamt(BK) inWien koordiniert. NacheinemHinweis aus der Szene kamen die Beamten nach und nach auf die Spur des gesamten Netzwerks, das bis nach Belgien und in die Niederlande reichte. DieMänner, allesamt türkische Kurden, kauften Heroin um 20.000 Euro pro Kilo ein. Gestreckt waren damit im Straßenverkauf 1,3 Millionen Euro zu lukrieren. Erworben wurden die Drogen in Antwerpen (Belgien) oder den Niederlanden, und dann mit zehn Fahrzeugen nach Österreich und Deutschland gebracht. Vor allem in Wien und NÖ wurdederStoffauchaufderStraße verkauft.
In halb Europa aktiv
Vermutlich seit 2006 soll der Handel gelaufen sein. 14 Personen wurden insgesamt festgenommen, vier davon in Österreich. Von hier aus sollen große Abnehmer in Köln, Berlin und Lyon versorgt worden sein. „Eine äußerst potente und hochkarätige Gruppe“, betonte Dieter Csefan, oberster Drogenfahnder im BK.
Feststeht, dassdieGewinneindieTürkeiflossen. Daeiner der Mitglieder im Verdachtsteht, auchMitgliedder kurdischen PKK zu sein, halten es die Fahnder für denkbar, dassdieGelderfürTerrorismus eingesetzt werden könnten. Ein endgültiger Beweis dafür konnte allerdings nicht gefunden werden.
DieDrogendealerführten untereinanderGesprächevor allem über soziale Medien und WhatsApp. Die Fahnder berichteten, dass die sich schwer taten, anhand nur der Telefonüberwachungen mitzubekommen, was genau ablief. „Wir benötigen dringend die Möglichkeit, bei WhatsApp mitzulesen“, meinte ein Fahnder gegenüber dem KURIER.
Während die Ermittlungen im Ausland bis vor kurzem noch liefen, und die Aktion deshalb geheim blieb, wurden in Österreich vier Mitglieder der türkisch-kurdischen Bande bereits verurteilt. Ein 57-jähriger Kurierfahrer fasste im Mai im Wiener Landesgericht viereinhalb Jahre Haft aus. Der Haupttäter in Österreich wurde zu siebeneinhalb Jahren verurteilt.