In den Streichelkurs gehen, um das Dschungel tier in sich zu befreien
Die Liebhaberin. Lukas Valenta Rinner gewann für Nudistencamp-Satire den Großen Preis der Diagonale.
Dieeinenjoggen, dieanderen hackeln. Klare Arbeitsverhältnisse herrschen in einer Gated Community in der argentinischen Provinz. Während reiche Bürger hinter einem elektrischen Zaun ihre Villen bewohnen, sind die Hausangestellten mit Fensterputzen und Parkpflegen beschäftigt. So auch die elegischeBelén: Sanft scheuert sie den Boden im Wohnzimmer, besucht Cupcake-Kurse und sammelt Tennisbälle für den SohndesHausesauf, deraussieht wie Roger Federer und für ein Turnier trainiert.
Was wie eine streng-schöneund etwas erwartbare ArthousevonK lassen gegensätzen anfängt, wendet Regisseur Lukas Valenta Rinner in ungeahnte Richtung. Gleich hinter dem Anwesen ihrer Arbeitgeber entdeckt BeléneineNudistensiedlung. Nackerte in allen Formaten lungern in römischen Bädern herum, spazieren durch Wäldchen und schießen auf Papageien. Belén ist fasziniert und nutzt ihre Freizeit, um die HausmädchenUniform abzulegen und sich in Streichelkursen und SexYoga-Gruppen zu verwirklichen.
Swingerclub
Auf der Suchen ach Schauplätzen fürs einapokalyptisch esSci-Fi-Debüt„P ar abellum“hatt eder in Salzburg geborene Rinner im Niemandsland vor BuenosAir es einen Nudisten-Sw ing er club entdeckt und sich zu seiner eigenwilligen, skurrilen Zivilisat ions satire inspirieren lassen. In leer geräumten Bildern entwirft er eine sterile Oberschicht, die damit beschäftigt ist, ihren Besitz zu polieren und die eigenen Körper für Höchstleistungen zu disziplinieren. Die Nudisten hingegen bemalen sich wie Dschungel bewohne rund befreien das innere Tier in sich. Rinner vermeidet es, die Kommune zum Hippie-Idyll zu verklären. Auchs ch einbarent grenzte Gesellschaftenneigen zur Regel bildung– und können im Extremfall zu spektakulären Maßnahmen greifen.