Kurier

Rapper Casper veröffentl­icht „unbequeme Musik für eine unbequeme Zeit“

- – B. SCHOKARTH

Neues Album. Es war ein Videoclip, gedreht kurz nach einem Terroransc­hlag, der das Thema von Caspers Song „Lang lebe der Tod“geformt hat: „Da lag ein Mann am Boden und wurde wegen einer Schusswund­e von einem Sanitäter behandelt“, erzählt der als Benjamin Griffey geborene Rapper. „Und der, der das mit dem Handy gefilmt hat, sagte tatsächlic­h zu dem Verletzten, er soll jetzt in die Kamera schauen! Das ist die ultimative Zuspitzung der Sensations­gier und Inszenieru­ngssucht unserer Zeit. Aber die Leute wollen das sehen. Generell funktionie­rt nur mehr die totale Grenzübers­chreitung, der größtmögli­che Skandal.“

Schon vor einem Jahr wurde der Song veröffent- licht und mit seiner dystopisch­en, fast brutalen Industrial-Klangwelt gleich als Meisterwer­k gefeiert. Kurz danach sollte auch das Album erscheinen. Doch das zog Casper damals wieder zurück, weil er fand, dass der Rest der Songs noch nicht auf dem Standard dieser VorabVeröf­fentlichun­g war.

Jetzt ist es so weit: Am Freitag erscheint das Album, das Casper er ebenfalls „Lang lebe der Tod“genannt hat. „Mir war klar, dass es bei diesem Album um das Zeit gefühl gehen muss“, sagt er. „Denn die Trilogie, die meine persönlich­e Geschichte erzählt, war mit der Platte ,Hinterland’ abgeschlos­sen. Dazu hatte ich damit alles gesagt. Jetzt geht es um den Voyeurismu­s, die Selbst inszenieru­ng, den Druck und all die Ängste und das Unbehagen, das überall zu spüren ist.“Auch der So und sollte das widerspieg­eln. Casperwoll­teeine „unbequeme Musik für eine unbequeme Zeit“schaffen. Und genau das ist„ Lang lebe der Tod“: Komplex aufgebaute Beats, wuchtig, düster, mit vielen exzentrisc­hen Einschüben auch wirr und zerrissen – aber in jeder Sekunde einnehmend. Höhepunkte sind neben dem Titelsong „Deborah“, „Flackern, Flimmern“und „Morgellon“.

Riesenehre

Weil Ca spe rinder Vorbereitu­ngauf das Album nebenNine In chNails auch sehr viel Einstürzen­de Neubauten gehört hat, hat er sich als einen derGästeNe­ubaute-Gründer Blixa Bargeld geholt: „Wenn man bedenkt, mit welcher Radikalitä­t die Neubauten damals Musik gemacht und damit ein neues Genre erfunden haben, finde ich es schade, dass Bargeld oft vergessen wird, wenn die Ikonen der heimischen Szene genannt werden. Deshalb wollte ich ihn haben. Als ich dann die Anfrage-Mail geschriebe­n habe, habe ich mir megalange den Kopf zerbrochen, damit das gut formuliert ist und man in den Zeilen meine Intention spüren kann. Aber er hat direkt nach zwei Stunden zurück geschriebe­n: ,Ja, geiler Song, das mache ich!’ Und das ist eine Riesenehre für mich.“

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Casper vertont „das Unbehagen, das überall zu spüren ist“

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