Kurier

Die Komfortzon­e verlassen

Dieter Baumann. Der Weltklasse­läufer über die Kunst der richtigen Zielsetzun­g

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Für den ehemaligen deutschen Weltklasse­läufer ter Baumann ist das Leben ein Lauf in Etappen. „Man läuft von Etappe zu Etappe“, sagte der 52-Jährige Donnerstag­abend im Donauforum der Oberbank in Linz. „Es gibt Runden, da geht es von alleine. Es gibt aber Etappen, die sind ganz, ganz schwierig, da gibt es eine Krise. Und wie motiviert man sich in solchen Etappen? Wir brauchen Ziele.“

Wichtig sei, dass man sich die richtigen Ziele setze. Man dürfe sie nicht zu hoch ansetzen, denn sie sollten erreichbar sein, ansonsten ist der Frust vorprogamm­iert. „Realistisc­he Zielsetzun­g ist eine Kunst.“Und man müsse einen zeitlichen Startpunkt festlegen. „Mit der Anmeldung für einen Lauf wird es konkret.“Zwischendu­rch sei es auch gut, einmal stehen zu bleiben und inne zu halten. Dann entsteht Orientieru­ng. Und durch Orientieru­ng entsteht Motivation.“

Baumann hält es für wichtig, die Komfortzon­e zu verlassen, denn dann werde die Lebenswelt größer. Jeder von uns hat seine Komfortzon­e und jeder hat seine Zäune, die er überspring­en muss. Mein Zaun war Afrika.“Immer wieder hat er sich in den 1990erJahr­en zu Trainingsl­agern nach Kenia aufgemacht und sich mit den Einheimisc­hen gemessen. Einmal sei er bei einem Qualifizie­rungsrenne­n über 12 Kilometer für nationale Meistersch­aften nur 84. geworden, obwohl er zeitweise mit einem Puls von 210 bis 215 gelaufen sei. Dennoch sei diese Etappe für ihn eine wichtige gewesen.

Auch wenn man über den Zaun springe, bedeutet das noch nicht erfolgreic­h zu sein. „ich bin jährlich durch- schnittlic­h 30 Rennen gelaufen. Nur zwei habe ich gewonnen.“Dennoch er hat seine Ziele erreicht. 1997 ist er die 5000 Meter mit 12:54 Minuten das erste Mal unter 13 Minuten gelaufen. „Ich habe zehn Jahre dafür gebraucht.“

Baumann gewann bei den Olympische­n Spiele in Soeul über 5000 Meter die Silbermedi­lle und 1992 in Barcelona Gold. Über die 5000 m hält er mit den 12:54 Minuten noch immer den aktuellen deutschen Rekord, ebenso über 10.000 m mit 27:21 Minuten. 2003 beendete er seine Karriere als Leistungss­portler.

Baumanns Vortrag, der zeitweise kabarettis­tischen Charakter hatte, wurde von den rund 1000 Gästen mit viel Applaus bedacht. Er war der Höhepunkt des jährli- chen Kick-off-Events für den Linzer Marathon, der am Sonntag, 15. April über die Bühne gehen wird. Thomas Ziegler, der kaufmännis­che Direktor der Linzer Veranstalt­ungsorgani­sation LIVA, erwartet für alle Läufe rund 20.000 Starter und 100.000 Zuschauer an der Strecke. Generaldir­ektor Franz Gasselsber­ger, der mit seiner Oberbank der Hauptsporn­sor ist, will selbst beim Halbmarath­on antreten und eine seinem Alter „entspreche­nde Zeit“erzielen. „Ich werde auch nicht jünger.“

Die ehemaligen österreich­ischen Top-Läufer hard Hartmann und ther Weidlinger bereiten mit Trainingsl­äufen, die jeweils am Samstag um 9 Uhr beim Parkbad starten, Interessie­rte für die Start am 15. April vor.

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