Entdeckungsreise durch ein noch Albanien.
Eine grandiose Landschaft, kostbare Kulturgüter und ein köstlicher kulinarischer Mix aus italienischer, griechischer und türkischer Küche machen das Land touristisch hochinteressant.
Noch vor wenigen Jahrzehnten wusste man kaum etwas über Albanien. Besucher kamen sporadisch und nur zu besonderen Anlässen, etwa zum Fußball-WMQualifikationsspiel im Dezember 1980. Schlachtenbummler gab es damals nicht, lediglich einige Journalisten waren angereist und wurden vom Flughafen ins Zentrum von Tirana gebracht; der Bus schaukelte auf einer praktisch autofreien Straße, auf der fast nur Fahrradfahrer unterwegs waren. In der Lobby des Hotels stellte man einen mitgebrachten Weihnachtsbaum auf. Eine Rarität, denn das kommunistische Albanien war zu dieser Zeit von der Außenwelt abgeriegelt und per Verordnung atheistisch.
Doch seit der Wende im Jahr 1990 hat das Land eine gewaltige Entwicklung durchgemacht. Vor zwölf Jahren wurde der moderne „Mother Teresa“Airport in der Nähe der Hauptstadt Tirana eröffnet, benannt nach der gebürtigen Albanierin und Nationalheiligen Mutter Teresa. Der Verkehr auf der Schnellstraße ist jetzt so dicht wie überall sonst in Europa. Sie wird gesäumt von großen Werbetafeln internationaler Konzerne und führt an Autohäusern, Baumärkten und Privatuniversitäten vorbei.
Das Erbe der Römer
Der touristische Schatz Albaniens liegt außerhalb der Hauptstadt, dort, wo grandiose Landschaften und kostbare Kulturgüter warten. Auf dem Weg zur Küste passiert man Apollonia, ein weitläufiges Ausgrabungsfeld, das zu einem Spaziergang zwischen den rekonstruierten Teilen eines römischen Tempels und des Theaters einlädt. Fern am Horizont spiegelt sich die untergehende Sonne in der Adria. In der Antike war die Stadt noch mit Schiffen erreichbar und wirtschaftlich bedeutend, doch nach einem Erdbeben im 4. Jh. verlandete der Hafen.
Mit der Hafenstadt Vlora erreicht man die Adria. Erst vor kurzem wurde die Promenade mit prächtiger Palmenallee am „Lungomare“eröffnet, was soviel wie langer Strand bedeutet. Noch stehen die Liegen vor den neuen Hotels unbenutzt im Sand und warten auf Gäste. In Vlora erfolgte 1912 die Unabhängigkeitserklärung Albaniens vom Osmanischen Reich; Relikte, Bilder und Urkunden können im Unabhängigkeitsmuseum bestaunt werden.
Albanische Riviera
Unmittelbar hinter Vlora wird die Landschaft beschaulicher und die Küstenstrasse kurviger. Immer wieder gibt sie den Blick auf kleine Buchten frei, wo Kiesstrand und türkisfarben schillerndes Wasser locken. Hier verläuft die Grenze zwischen Adria und Ionischem Meer. In engen Serpentinen schraubt man sich auf den Llogara-Pass. Auf 1000 Metern Höhe bietet sich ein spektakulärer Blick: In ihrer ganzen Länge breitet sich die albanische Riviera aus, Olivenund Orangenhaine bilden einen reizvollen Rahmen für die hellen Kiesstrände. Auf der Aussichtsplattform macht sich gerade ein Paragleiter bereit. Ein kurzer Anlauf, und schon erfasst die Thermik seinen Schirm und trägt ihn in weiten Kurven entlang der Küste hinaus. Unten am Strand erkennt man eine Baustelle – bald werden die Gäste in das Ressort einziehen können.
Auf der Panoramastraße in den Süden sind kaum Autos, dafür Dutzende Menschen auf dem Rad unterwegs. Keine Einheimischen allerdings, sondern Urlauber aus den USA, die bei herbstlich angenehmen Temperaturen den Ausblick auf der verkehrsarmen Strecke genießen. In der Ferne ist die Insel Korfu zu sehen.
Gegenüber auf dem Festland, im südlichsten Teil Albaniens, liegt der Naturpark von Butrint, ein UNESCO-Weltkulturerbe, wahrscheinlich das bedeutendste von Albanien. Eine Allee von Eukalyptusbäumen bildet den Eingang, dann öffnet sich der Blick auf das gut erhaltene griechische Theater. Stundenlang kann man im Park unter schattigen Bäumen auf Entdeckungsreise gehen. Besonders interessant sind die Überreste eines Tempels, die Ruinen einer byzantinischen Basilika aus dem 6. Jahrhundert mit Resten eines schönen Mosaikbodens und die im Museum ausgestellten Fundstücke.
Der Weg zurück nach Norden führt über einen Pass ins Landesinnere. Dort wartet das nächste UNESCO-Weltkulturerbe, Gjirokastra, die „steinerne Stadt“. Über steile gepflasterte Gassen steigt man zur Burg, vor- bei an kleinen Geschäften, die Stickereien, kleine, aus Stein gemeißelte Kunstwerke und andere Souvenirs feilbieten. In der Festung befindet sich das Nationale Waffenmuseum, das eine bemerkenswerte Sammlung aus der Periode zwischen 1912 und dem Zweiten Weltkrieg zeigt. Der Blick auf die Altstadt ist beeindruckend. Alle Dächer sind mit Steinplatten, wie sie in der gebirgigen Umgebung reichlich vorhanden sind, gedeckt.
Die Straße nach Norden ist gut ausgebaut und quert einen der landschaftlich schönsten Abschnitte Albaniens. Breite, ungezähmte Flusstäler mit verwitterten Brücken und eine beeindruckende Bergkulisse lassen Erinnerungen an Karl Mays Roman „Durch das Reich der Skipetaren“wach werden. Bald