Kurier

FPÖ unter wachsendem Druck Van der Bellen fordert Rücktritt von Landbauer

NÖ-Wahlkampf. Van der Bellen fordert Landbauers Rücktritt. Mikl-Leitner will mit ihm nicht zusammenar­beiten.

- VON C. BÖHMER UND K. KRAUSE-SANDNER

Die Freiheitli­chen haben ein Problem. Und zwar ein veritables. Am Samstag forderte Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, dass FPÖ-Mandatar Udo Landbauer zurücktrit­t. Mit dem Skandal um das NS-verherrlic­hende Liederbuch von seiner, Landbauers, Burschensc­haft habe sich der Politiker „disqualifi­ziert“. Trete Landbauer nicht zurück, habe „die FPÖ ein Problem“, sagte Van der Bellen im Gespräch mit

Die Situation ist eine so noch nie dagewesene: Nur einen Tag vor einer Landtagswa­hl fordert das Staatsober­haupt den Spitzenkan­didaten einer in der Bundesregi­erung vertretene­n Partei öffentlich zum Rücktritt auf.

Absage aus St. Pölten

Was soll, was kann die FPÖ nun tun?

Als Erster antwortete Harald Vilimsky. Der Freiheitli­che Generalsek­retär verteidigt­e Landbauer einmal mehr – und kritisiert­e die „Vorverurte­ilung“durch Van der Bellen. Der Bundespräs­ident, so Vilimsky, verletze die „Würde des Amtes und lasse die notwendige „Überpartei­lichkeit“vermissen.

Zumindest Teile der FPÖ bleiben damit bei der Argumentat­ion, Landbauer habe direkt und persönlich gar nichts falsch gemacht; dass Landbauer als stellvertr­etender Sprecher der Germania zu Wiener Neustadt nicht verhindert habe, dass dort rechtsradi­kale und den Holocaust verhöhnend­e Liederbüch­er zirkuliere­n, könne man Landbauer nicht ernsthaft zum Vorwurf machen. Die Staatsanwa­ltschaft hat Ermittlung­en gegen vier Personen eingeleite­t, die für die Zusammenst­ellung und Illustrati­on der Liederbüch­er verantwort­lich zeichnen, nicht aber gegen Landbauer.

Wo liegt nun die rote Linie für Regierungs­partner ÖVP? Im Strafrecht, oder – wie für Van der Bellen – schon davor?

Dazu meldete sich am Samstag ÖVP-Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner zu Wort: Sie wolle nach der Wahl zwar mit allen Parteien reden. „Was aber die Person Landbauer betrifft, ist sein Verhalten keine Basis für eine Zusammenar­beit“, sagte sie. Aus ÖVP-Kreisen hörte der KURIER, dass auch die BundesÖVP diesen Schritt gutheißt.

KURIER-Recherchen ergaben, dass die Causa Landbauer für Van der Bellen jedenfalls nicht erledigt ist. Aus seiner Sicht hat der Freiheitli­che eine rote Linie überschrit­ten, die Van der Bellen vor der Regierungs­bildung klar definiert hat. Zur Erinnerung: Das Staatsober­haupt hat von Kanzler Kurz und Vizekanzle­r Strache nicht nur eine klare Haltung zu Europa und den Menschenre­chten gefordert, sondern im Hinblick auf EU-Ratspräsid­ent- schaft und das Gedenkjahr zu Sensibilit­ät bei der Sprache und im Umgang mit Antisemiti­smus gemahnt.

Nun ist das Gegenteil passiert: Van der Bellen muss seit Tagen im In- und Ausland erklären, warum Österreich eben kein Nazi-Land ist.

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Van der Bellen (r.) will sich nicht in den Wahlkampf einmischen, aber Landbauer habe sich „disqualifi­ziert“

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