Spiel, Satz und Doppel-Sieg Oliver Marach gewinnt die Australian Open
Australian Open. In der Vorbereitung schmerzte der Rücken. Jetzt gewann Oliver Marach ein Grand-Slam-Turnier
Einmal war bei den österreichischen Tennisfans noch Zittern angesagt, als Oliver Marach zum Doppel-Titelgewinn servierte. Der Grazer hielt nichts von langen Geduldsspielen, servierte trocken aus, humorlos, wie Tennisfans sagen würden.
Der (Nacht-)Arbeit folgte grenzenloser Jubel bei Marach und Partner Mate Pavic. Mit Verzögerung. Der Kroate war sich nicht im Klaren, dass das Match und damit das Turnier aus war. „Das war komisch. Nachdem er so dastand, habe ich dann auch noch einen Moment gezögert. Erst als der Schiedsrichter ,Game, Set, Match‘ sagte, war alles klar“, sagte Marach. Es war klar: Er und sein kongenialer Partner wurden soeben Gewinner eines Grand-Slam-Turniers. Marach/Pavic setzten ihre Anfang des Jahres begonnene Siegesserie fort und schlugen die Kolumbianer Juan Sebastian Cabal und Robert Farah 6:4, 6:4. Selbst die enthu- siastischen kolumbianischen Fans brachten sie nicht außer Tritt. „Danke, ich bin euer Nachbar“, sagte der in Panama lebende Marach bei der Siegerehrung.
Das Duo holte damit in seinem zweiten Major-Finale nach Wimbledon im Vorjahr den ersten Titel. Der 37-Jährige ist damit nach Jürgen Melzer und Julian Knowle Österreichs dritter MajorChamp im Doppel, der erste bei den Australian Open.
Eine Krönung
Die vorläufige Krönung einer Karriere. Oliver Marach begann wie viele Doppel-Asse als Single-Darsteller, er schaffte es 2006 im Ranking bis auf Rang 82, ehe er sich nach und nach, auch durch Verletzungen zurückgeworfen, auf das Doppelspiel konzentrierte. „Es war eigentlich jammerschade, dass er keine Einzel-Karriere machte, es hätte bis auf Rang 30 oder noch weiter gehen können“, erinnert sich EurosportKommentator Alex Antonitsch. „Wenn mir damals zu Beginn seiner Karriere einer gesagt hätte, der Oli wird ein Doppelspezialist, hätte ich ihn nicht ernst genommen.“
Im Doppel schaffte es Marach 2009 ins Halbfinale der Australian Open, sowie im selben Jahr und 2010 ins ATPFinale der acht besten Doppel. 2012 fiel er weit zurück: Im Hamburg prallte er gegen eine Metallverankerung am Rande des Platzes und musste dann sechs Monate pausieren. Erst heuer hat er den Prozess gewonnen. „Ich habe damals viel Zeit und Geld verloren“, sagt Marach.
Jetzt ist er mit Pavic (24), der bei den Junioren sogar einer der besten Einzelspieler weltweit war, heuer noch unbesiegt, das Duo gewann inklusive der Turniersiege in Doha und Auckland 14 Spiele in Folge. „Wir haben in Melbourne nicht immer unser bestes Tennis gespielt, aber wir hatten enormes Selbstvertrauen. Erst im Finale waren wir wieder sehr stark.“Dabei war die Vorbereitung alles andere als rosig: „Ich war nach meinem Bandscheibenvorfall im Oktober mehr beim Arzt als
auf dem Platz.“
Keine Feier
Jetzt darf er seinen Triumph auskosten. Oder? „Unser Lokal hat heute schon zu“, sagte Marach nach dem Super-Abend. „Außerdem fliege ich am Sonntag, und Mate muss am Sonntag das Mixed-Finale spielen.“
Beim Daviscup-Heimspiel gegen Weißrussland in St. Pölten will Marach am Samstag das Doppel (13 Uhr) spielen. „Ich werde am Montag noch zu meinem Arzt an den Chiemsee fahren zum durchchecken und am Mittwoch zum Team stoßen.“
Müde, aber mit einem Glücksgefühl.
Mit einem riesengroßen.