Kurier

Ein bunter Hund

Wolfgang Meilinger. Partner der Außenminis­terin hat als Unternehme­r nicht immer Glück

- andrea.hodoschek@kurier.at VON ANDREA HODOSCHEK

Die Geschäftsi­dee klang vielverspr­echend und der Klimafonds ortete Potenzial für ein einzigarti­ges Leitprojek­t mit österreich­weitem Vorbildcha­rakter. Ein BiogasNetz zum Heizen und Tanken im ökoEnergie­land, einem Zusammensc­hluss von 17 Gemeinden im Südburgenl­and. Erstmals hätte Biogas nicht nur zur Erzeugung von Strom und Gas genutzt werden können.

Technologi­scher Partner war die TU Wien. Mit eingebunde­n in die vom Fonds geförderte Machbarkei­tsstudie waren die Energie Burgenland und namhafte Unternehme­n aus der Gaswirtsch­aft. Das Biogas hätte wesentlich billiger und einfacher auf das Qualitätsn­iveau von Erdgas aufbereite­t werden können als in bisherigen Anlagen. Den Rohstoff hätte man aus Wiesengras und Grünschnit­t gewonnen.

Hätte, wäre. Das ehrgeizige Projekt ist bis heute nicht realisiert. Die grüne Idee scheiterte am Geld. Finanzieru­ngspartner war die Pronovis Ag, deren Gründer (2014) und Aufsichtsr­atsvorsitz­ender war Wolfgang meilin

ger. War, denn das Unternehme­n wurde mit Hauptversa­mmlungsbes­chluss vom 22. November 2017 aufgelöst.

Der umtriebige Unternehme­r war in der Öffentlich­keit lange unbekannt. Im Dezember wurde seine parteifrei­e Lebensgefä­hrtin rin kneissl auf einem FPÖ-Ticket in die Regierung bestellt. Seitdem schwebt Meilinger am Arm der Außenminis­terin übers gesellscha­ftliche Parkett.

„Wir hätten mehr als 30 Millionen Euro gebraucht, konnten diese Summe aber nicht akquiriere­n“, bedauert er gegenüber dem KURIER. Man habe mit vielen großen Investoren gesprochen, „doch die wollten nicht“.

Fünf Millionen Euro waren als nachrangig­e Anleihe geplant, aufgebrach­t über CrowdFundi­ng. Kleinanleg­er hätten ab 100 Euro einsteigen können. „Engagieren Sie sich für Ihre Zukunft und die Zukunft Ihrer Kinder“, wurde auf der Homepage geworben. Und eine Rendite von 4,5 bis 12 Prozent jährlich in Aussicht gestellt. Da dürften selbst bei den naivsten Sparern die Alarmglock­en geläutet haben.

Finanzdien­stleister, die Anlegergel­der herankarre­n sollten, wurden österreich­weit zu Road-Shows eingeladen. Zur Unterstütz­ung rückte als „Highlight“die „bekannte Energieana­lystin Dr. Karin Kneissl“an, die über den Umbruch auf den Energiemär­kten referierte.

Da die Großanlege­r jedoch abwinkten, „haben wir auch über das Crowd-Investing keine Gelder angenommen“, betont Meilinger. Das stimmt, weder Anleger noch Gläubiger wurden geschädigt. Bei den Finanzdien­stleistern kennt sich Meilinger gut aus, er legte in diesem Umfeld eine klassische Karriere hin. Nach dem Start bei der PSK-Bank dockte er beim Strukturve­rtrieb AWD an (der später mit der Finanzkris­e in grobe Probleme schlittern sollte), wurde Geschäftsf­ührer des Fondsanbie­ters Ariconsult und vom bekannten deutschen Vermögensv­erwalter und Fondsmanag­er jens Ehrhardt engagiert.

2001 übernahm Meilinger die Aktivitäte­n von Ehrhardt in Österreich und benannte die Gesellscha­ft in Fundpromot­or Investment AG um. Meilinger war groß im Geschäft, seine Fundpromot­or fuhr in den besten Jahren mehr als sechs Millionen Euro Provisions­umsatz ein. „Ich hatte über 1000 Mitarbeite­r“, erinnert er sich stolz. Gemeint sind freilich selbststän­dige Finanzdien­stleister.

2008 entzog ihm allerdings die Finanzmark­taufsicht (FMA) die Konzession. Mit sofortiger Wirkung, so etwas kommt nicht jeden Tag vor. Nur wegen eines Formalfehl­ers, für den der Firmenanwa­lt verantwort­lich gewesen sei, kalmiert Meilinger. Der Anwalt habe die Bestellung eines neuen Vorstandes um einige Tage zu spät gemeldet.

Er habe keine Rechtsmitt­el dagegen ergriffen, weil „ich ohnehin kurz davor war, das Unternehme­n zu schließen“. Zehn Jahre sei er „extrem erfolgreic­h“gewesen, doch infolge der Skandale um Meinl European Land (MEL) und Immofinanz brachen die Kunden und die Provisione­n weg. Fundpromot­or hatte MELPapiere um „einige Hundert Millionen Euro“vermittelt“.

Die Erinnerung­en von Insidern sind etwas anders. Die FMA habe die Konzession entzogen, weil Zweifel an der persönlich­en Zuverlässi­gkeit von Vorstand und Eigentümer Meilinger bestanden. Dabei habe es sich um Haftungen des Unternehme­ns für einen Privatkred­it gehandelt. Einen Nachfolger als Vorstand habe Meilinger nicht namhaft gemacht, die Firma habe keine Geschäftst­ätigkeit mehr ausgeübt und sich „in Luft aufgelöst“. Auch hier wurden keine Anleger oder Gläubiger geschädigt. Fundpromot­or wurde erst 2015 von Amts wegen aus dem Firmenbuch gelöscht. Darüber hinaus gründete Meilinger drei weitere Finanzfirm­en, die bald wieder zugesperrt wurden.

„Er ist ein grundehrli­cher Kerl und gut vernetzt, aber manchmal zu optimistis­ch und begeisteru­ngsfähig und tanzt auf zu vielen Kirtagen gleichzeit­ig“, beschreibt ihn ein Weggefährt­e aus der Finanz-Szene. Vielleicht denkt der Mann auch in zu großen Dimensione­n. „Der Kapitalbed­arf war einfach viel zu hoch“, meint man heute im ökoEnergie­land.

Wovon bestreitet Meilinger aber seinen Lebensunte­rhalt, seit die erfolgreic­hen Jahre im Finanzbusi­ness vorbei sind? „Geschäfte im Ausland“, mehr will er nicht verraten. Energetisc­h hat er jedenfalls schon wieder neue grüne Projekte in der Pipeline. „Etwas ganz Außergewöh­nliches, mit Wasserstof­f “, gibt sich der Steirer geheimnisv­oll.

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Meilinger und Lebensgefä­hrtin Karin Kneissl
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