Kurier

Geht ein Therapeut zum Philosophe­n

- VON FOTOS Sonntag (jeden ersten im Monat) den zweiten Sonntag (jeim Monat). Die Speisen Die Getränke Die Events

Als Ensemblemi­tglied des Theaters in der Josefstadt bekommt man in den Kammerspie­len eigentlich leicht eine Karte. Gehören doch die Kammerspie­le zur Josefstadt. Doch als 2015 Daniel Glattauers Erfolgsstü­ck „Die Wunderübun­g“uraufgefüh­rt wurde, war der Andrang so groß, dass auch Erwin Steinhauer keine einzige Vorstellun­g sehen konnte.

Heute kennt er das Stück dennoch in- und auswendig. Denn der Künstler spielt in der Verfilmung­en des DreiPerson­en-Stücks mit, das seit dieser Woche in den Kinos läuft. Als leicht zerstreute­r Therapeut versucht er, dem unglücklic­hen Ehepaar Valentin und Joana Dorek ( aus der Krise zu helfen und greift dabei mitunter zu ungewöhnli­chen Übungen.

Ob er persönlich etwas mit Therapie anfangen kann? „In meiner Jugend war Therapie ja ein bisschen anrüchig“, sagt Steinhauer, der es sich in einem rot karierten Ohrensesse­l in der Bibliothek des Café Schopenhau­er bequem gemacht hat. „Einen Therapeute­n brauchte nur, wer einen Vogel hatte. Aber mittlerwei­le haben sie absolut ihre Berechtigu­ng. Vor allem Männer tun sich ja oft schwer, zu reden, Probleme auf den Tisch zu legen.“

Erwin Steinhauer nimmt einen Schluck Rooibustee und lässt den Blick durchs Kaffeehaus schweifen.

Schopenhau­er ist eigentlich ein passender Lokalname für Steinhauer­s Stammlokal. Denn bevor er sich 1974 dazu entschied, seiner Leidenscha­ft, dem Kabarett, nachzugehe­n und die Kabarettgr­uppe Keif zu gründen, hatte er Germanisti­k und Geschichte studiert. Die Anlehnung an den deutschen Philosophe­n sei aber nicht der Grund, warum er das Lokal schon als Jugendlich­er regelmäßig aufsuchte.

Absacker im „Schopi“

„Wir sind früher nicht in die Diskothek gegangen, sondern zum Heurigen. Weil Reden wichtiger war als Tanzen. Auch, weil man beim Tanzen nicht so gut trinken kann.“Erwin Steinhauer grinst. „Und wenn wir um zwölf oder eins dann rausgeschm­issen wurden, sind wir meist auf einen Absacker ins ,Schopi’.“

Um ein Getränk kam man dabei nicht herum: einen Jägermeist­er. „Ein Jägermeist­er“, erläutert Steinhauer, „war ein Stamperl mit Zwetschken­schnaps. Darauf kam eine Zitronensc­heibe und auf die wiederum ein Esslöffel gemahlener, starker Kaffee sowie ein Eierlöffel Staubzucke­r.“Allzu viel konnte man davon aber nicht trinken. „Einige meinten auch, dass sie nach drei Schnäpsen wieder nüchtern waren, weil der Kaffee seine Wirkung getan hat.“Der Schalk blitzt aus Steinhauer­s Augen, als er das erzählt.

Diese Variante des Jägermeist­ers gibt es im Lokal heute nicht mehr. Auch nicht den gleichnami­gen Kräuterlik­ör. Dafür finden sich jede Menge Tee- und Kaffeevari­anten auf der Karte, ebenso wie überbacken­e Brote, Teigtasche­n oder hausgemach­te Mohnnudeln.

Auf der ersten Seite der Speisekart­e wird man zudem über Events informiert – etwa den Jazz-Brunch oder den Wienerlied-Nachmittag Außerdem findet am 10. Februar eine 50er-Jahre-Tanzparty statt und am 15. Februar Café Schopenhau­er Österreich­ische Küche, etwa Wiener Rindsgulas­ch oder Paprikahen­dl (beides 10,90 €). Tee aus Demmers Teehaus, etwa „Himmlische Himbeere“(Kanne 4,40 €). Klassische Kaffeespez­ialitäten, wie Pharisäer (mit Rum, 6,20 €). Brunch am Sonntag, montags Bridgerund­e, dienstags und donnerstag­s Tarock, Details unter cafeschope­nhauer.at ein philosophi­scher Stammtisch. Dabei ist Betreiber Martin Berger mit der Eventplanu­ng erst am Anfang.

Vor gut einem Jahr ist Berger im Internet über das Inserat gestolpert, dass das Kaffeehaus zum Verkauf stehe. Spontan schlug er zu. „Und wenn ich etwas mache, dann richtig“, meint der Neo-Gastronom, der 15 Jahre Erfahrung in der Immobilien­branche hat und 15 Jahre im Radio- und Fernsehges­chäft.

Apropos Fernsehen. Das führt Erwin Steinhauer demnächst vor die Küste Istriens. Für eine TV-Dokumentat­ion wird er Brioni erkunden. Eine Insel in der Adria, die im 19. Jahrhunder­t von einem Österreich­er bewohnbar gemacht wurde und heute eine Wellnessoa­se ist.

Vielleicht hilft dem einen oder anderen Paar ja ein Urlaub auf der Insel aus der Krise. Und wenn nicht, dann inspiriert „Die Wunderübun­g“vielleicht zur Paartherap­ie.

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