Im Mittelpun t
Andererseits kann man es auch immer wieder erleben, dass es im Skispringen auch von einem Tag auf den anderen wieder funktioniert. In der Nordischen Kombination ist das unmöglich. Das ist einfach beinharte Arbeit, da geht nichts von heute auf morgen. Weil ein Kombinierer auch langlaufen muss.
Genau. Teresa Stadlober ist ein gutes Beispiel. Die hat sich über die Jahre mit viel Geduld Schritt für Schritt hinaufgearbeitet. Und seien wir ehrlich: Alles andere wäre ja auch nicht glaubwürdig. Themenwechsel: Wie stehen Sie heute zu Olympia?
Es ist zumindest so, dass ich Olympia mit positiven Erlebnissen verbinde. Auch deshalb, weil ich zu einer Zeit Spiele erleben durfte, als Olympia noch etwas anderes war. Das ist auch der Grund, warum ich mich für eine Bewerbung von Innsbruck und Tirol eingesetzt habe. Ich bin einfach der Überzeugung, dass Olympia wieder zurück zu den Wurzeln muss. Es sind in letzter Zeit viele Sachen in die falsche Richtung gelaufen. Aber als Sportler tangiert dich das eher weniger. Wie meinen Sie das?
Wenn du Sportler bist, ist dir eigentlich egal, wo die Spiele stattfinden. Du willst in erster Linie Olympiasieger werden, du willst Medaillen gewinnen. Und natürlich bist du dann auch froh, wenn in der Weltpolitik alles in Ordnung ist, damit die Spiele auch tatsächlich stattfinden können. Inzwischen sehe ich das alles viel kritischer. Von Ihnen stammt die Aussage, dass Sportler bei Olympia nur noch Marionetten seien. Wie meinen Sie das?
Ich finde, dass es gerade bei Olympia extrem zu erkennen ist, dass der Sportler an sich gar nicht mehr im Mittelpunkt steht. Allein schon, was sich die Sportler aufdiktieren lassen müssen. Du darfst deine Sponsoren nicht präsentierten, du musst schauen, dass deine Homepage werbefrei ist, und, und, und. Wissen Sie, was ich mir wünschen würde? Verraten Sie’s.
Ich wünsche mir einen Sportler, der sich das nicht gefallen lässt und der nicht dem Internationalen Olympischen Komitee nach der Pfeife tanzt. Aber du musst erst einmal einen Athleten finden, der sich das traut und der sagt: ,Jetzt bin ich Olympiasieger, und jetzt stelle ich mich mit all meinen Sponsoren auf das Siegespodest.‘ Dieser Sportler müsste danach seine Medaille hergeben.
Klar werden sie ihn disqualifizieren. Aber ich sage: Der Sportler, der das tut, der wird sein Leben lang bekannt sein. Und ich bin überzeugt, dass er von dieser Aktion sicherlich keinen Schaden davontragen wird. Okay, nehmen sie ihm halt die Medaille weg, aber da ist ja auch der ideelle Wert, der ja viel wichtiger ist als die Medaille, und der bleibt ihm immer. Genau das würde zum Nachdenken anregen, und dann würden der Sport und die Sportler wieder im Mittelpunkt stehen. Und nicht irgendein Sponsor, der das große Ganze einfach zahlt.
Wenn du Sportler geworden bist, dann ist Geld prinzipiell nie der Antrieb. Du machst das, weil du es gerne tust und es dir Spaß macht. Das ist auch der einzig richtige Zugang. Ich bin überzeugt: Wenn du den Sport nur des Geldes wegen machst, bist du nicht leistungsfähig. Natürlich wäre es erstrebenswert, wenn Olympiasieger so viel verdienen würden. Aber dann müsste es auch jeder kriegen, in allen Disziplinen, Sommer wie Winter. Und das wird sich bei einer Million Euro pro Sieger vermutlich nicht machen lassen. Aber bedeutet im Sport heute mehr Geld nicht automatisch auch eine größere Wertigkeit in der Öffentlichkeit?
Es ist schon so, dass der Sport für viele Menschen offenbar interessanter ist, sobald viel Geld im Spiel ist. Es werden ja ständig irgendwelche Preisgeldrankings aufgestellt, und es geht immer darum, wer ist der teuerste Spieler, wer verdient am meisten. Und worum geht’s Ihrer Ansicht nach wirklich? Wie wird ein Athlet erfolgreich?
Am Ende geht es nur um eines: Ein Trainer kann dir helfen, er kann dir einen Weg vorzeigen. Aber den Weg beschreiten, das musst du letztendlich selbst. Um erfolgreich zu sein, brauchst du deine eigene Persönlichkeit.