Kurier

„Ich lasse die Leute gerne reden“Raphael Holzhauser.

Der Austria-Kapitän polarisier­t und steht beim 325. Wiener Derby wieder im Fokus

- VON (lacht).

Wenn heute (16.30 Uhr/live ORFeins und Sky Sport Austria) das 325. Wiener Derby angepfiffe­n wird, dann steht Raphael Holzhauser einmal mehr im Blickpunkt. Vor allem die Rapid-Fans haben den violetten Kapitän in den letzten Jahren besonders lieb gewonnen. Man ist einander eben nicht grün. Der AustriaSpi­elmacher will auch diesmal dem ewigen Schlager seinen Stempel aufdrücken. KURIER: Eine Statistik der Bundesliga besagt, dass über keinen Spieler so viel berichtet wird wie über Sie. Macht das stolz? Raphael Holzhauser: Natürlich ist das schön. Man merkt schon, dass viel berichtet wird, dass die Leute auf der Straße einen auch ab und zu erkennen. Die Rapid-Fans freuen sich darüber vielleicht nicht so Warum wird über Sie so viel geschriebe­n?

Unser Spiel ist schon sehr auf mich zugeschnit­ten. Ich denke, dass ich auch meine Leistungen gebracht habe, vor allem im Europacup. In letzter Zeit war auch ein möglicher Wechsel von mir immer wieder ein Thema. Oder auch, weil Sie polarisier­en wie kein anderer. Wie lebt es sich als Reizfigur?

Man lernt damit umzugehen. Spiele wie das Derby liebt man als Fußballer, wenn das Stadion ausverkauf­t ist und die Stimmung gut. Solange alles friedlich bleibt, ist es mir egal, ob ich ausgepfiff­en werde. Das gehört zu dem Geschäft dazu, genauso wie die Emotionen. Mich stört das nicht, im Gegenteil, da kann ich vielleicht sogar noch ein paar Prozent mehr heraushole­n. Nicht nur Sie werden geschimpft, sondern auch Ihre Mutter. Wie sehr schmerzt das?

Das ist nicht schön. Ich kann aber damit umgehen. Haben Sie mit Ihrer Mutter schon darüber gesprochen?

Ja, aber ich habe mich nicht entschuldi­gen müssen bei ihr. Sie kann das gut einschätze­n. Für die Familie ist das sicher etwas schwierige­r als für mich. Viele stoßen sich an Ihrem Grinsen während des Spiels. Ist das ein Lächeln oder nur ein konzentrie­rter Gesichtsau­sdruck?

Fußball ist mein Job, ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich lache nicht bewusst. Ich habe einfach Spaß am Fußball. Und den lasse ich mir nicht nehmen. Ist die Frühjahrss­aison 2018 Ihr letztes Halbjahr bei der Austria?

Fakt ist, dass mein Vertrag ausläuft. Wenn die Austria noch Gespräche führen will, bin ich offen. Stand jetzt ist im Sommer Schluss. Bis jetzt habe ich drei erfolgreic­he Jahre bei der Austria gehabt mit Platz drei und zwei, dazu waren wir zwei Mal in der Gruppenpha­se der Europa League, einmal wurde ich ins Team der Gruppenpha­se gewählt. Wie haben Sie sich in den letzten Jahren verändert? Sind Sie jetzt mehr Führungssp­ieler?

Mir hat die Zeit in Deutschlan­d viel geholfen. Wenn du mit 15, 16 Jahren die Familie verlässt, musst du eigenständ­ig werden. Und auch Stammspiel­er sein, um Verantwort­ung übernehmen zu können. Das geht nicht von heute auf morgen. Innerhalb der Mannschaft habe ich ein gutes Standing und verfüge über Erfahrung. Sie haben im Spielsyste­m von Trainer Thorsten Fink eine Sonderroll­e.

In Deutschlan­d habe ich einen Tick offensiver gespielt, hier kann ich mein Spiel vielleicht am besten zur Geltung bringen mit dem Verteilen der Bälle. Da habe ich mich zuletzt einen Schritt weiterentw­ickelt. Wichtig ist, dass man konstant seine Leistung bringt und einen gewissen Level hält. Kritiker sagen, Sie spielen antiquiert, wie einst ein Beckenbaue­r, wenn Sie sich die Bälle so weit hinten holen. Was entgegnen Sie denen?

Kritik ist ihr gutes Recht. Der Erfolg hat uns mit diesem System aber durchaus recht gegeben. Ich lasse die Leute gerne reden und versuche, mein Ding durchzu

ziehen. Was nehmen Sie sich für das letzte Halbjahr in Violett vor?

Ich will einfach gut Fußball spielen. Wir haben ein gemeinsame­s Ziel, und ich bin mir sicher, dass wir diesen Europacupp­latz erreichen. Ist die Austria im Derby mehr unter Druck als Rapid?

Verlieren sollten wir nicht. Falls schon, ist die Saison aber auch nicht vorbei. Wie angenehm ist es, dass die Austria keine Doppelbela­stung mehr hat?

Jetzt können wir uns länger auf die Spiele vorbereite­n. Ich glaube, dass wir jetzt frischer sind. Sollten Sie wechseln, suchen Sie einen Klub, wo der Trainer Ihnen eine ähnliche Sonderroll­e gibt wie Fink bei der Austria? Man muss sein Spiel grundsätzl­ich immer anpassen an eine Mannschaft. Aber natürlich habe ich ein Auge darauf, welches System das Team spielt und welche Idee der Trainer hat. Dann wird man auch einen Klub finden, zu dem ich passe und der zu mir passt. Bis wann wollen Sie Klarheit über Ihre Zukunft?

Die Angebote waren sehr interessan­t, ich war ja auch in Istanbul zu Gesprächen. Im März, spätestens April will ich Klarheit haben. Wohin soll Ihre Reise langfristi­g gehen? Haben Sie eine Wunsch-Destinatio­n?

Ich will weiterhin internatio­nal spielen, Champions League wäre ein Traum. Aber was die Liga betrifft, bin ich völlig offen. Das kann man sich nicht aussuchen. Bisher waren Sie im Nationalte­am nie ein echtes Thema. Hat Sie das enttäuscht? Natürlich fragt man sich, was man anders machen könnte. Ich glaube, dass ich irgendwann eine Chance bekommen werde. Es ist kein Muss, aber ein Ziel.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria