Romane
Mit 36 Jahren hält der aufstrebende Neurochirurg Paul Kalanithi sein eigenes Röntgenbild in Händen. Diagnose: metastasierender Lungenkrebs. Er weiß, dass er nicht mehr lange leben wird, blendet den Tod aus, operiert weiter, wird Vater einer Tochter und beginnt zu schreiben. Den Überraschungserfolg seines Buches erlebte er nicht mehr: Mehrere Wochen hielt sich „Bevor ich jetzt gehe“in der Bestsellerliste der New York Times und erhielt begeisterte Kritiken. „Bis zum Schluss“, schreibt seine Frau Lucy im Epilog, „blieb er offen und voller Hoffnung – nicht auf eine Wunderheilung, aber auf Tage voller Sinn und Zweck.“
Berührend und aufrüttelnd liest sich „Sechs Jahre“, das bis dato persönlichste Buch der deutschen Bestsellerautorin Charlotte Link, in dem sie den Tod ihrer geliebten Schwester verarbeitet. Mit Anfang 40 erkrankte die zweifache Mutter an Darmkrebs – ein Folgetumor der aggressiven Bestrahlung, die sie 20 Jahre zuvor gegen Morbus Hodgkin (einer Form von Lymphdrüsenkrebs) erhalten hatte. Sechs Jahre wird die Familie in einer logistischen wie emotionalen Ausnahmesituation leben. Da der Krebs Franziskas Lunge angreift, droht ihr ein qualvoller Erstickungstod. Link zeichnet nicht nur das Bild einer einfühlsamen, kämpferischen Frau, sondern erzählt von teils erschütternden Erfahrungen mit dem deutschen Gesundheitswesen.
Anders als „weibliche“Krebsarten wurde Prostatakrebs von Schriftstellern selten autobiografisch aufgearbeitet. Vielleicht wählte der Marokkaner Tahar Ben Jelloun deshalb zuerst die Perspektive eines Freundes, als er in „Der Einschnitt“schonungslos und provokant über seine Krebserkrankung schrieb: über das Gefühl der „Entmännlichung“, die Depression nach der Behandlung und die Minderwertigkeitskomplexe, denen er ausgesetzt war, als das normale Leben wieder weiterging. Ein wichtiges Buch, waren sich Kritiker einig.