Kurier

Sicherer Ski-Spaß

SO KOMMEN SIE WOHLBEHALT­EN INS TAL

- VON MICHAELA GREIL UND THOMAS SENDLHOFER

Die Niederöste­rreicher und Wiener haben es zum Semesterfe­rienbeginn gut. Von derzeit „perfekten Rahmenbedi­ngungen in den Skigebiete­n“und einer guten Auslastung spricht Thomas MayrStocki­nger, Obmann-Stellvertr­eter der Sparte Tourismus und Freizeitwi­rtschaft der Wirtschaft­skammer OÖ.

Sport sei ein guter Ausgleich zu den vielen sitzenden Tätigkeite­n und der Bildschirm­arbeit, sagt er im KURIER-Gespräch. Beim Skifahren werden das HerzKreisl­auf-System, die Beinund Rückenmusk­ulatur sowie die Schultern trainiert. Und weil man häufig und schnell reagieren muss, wird auch das Gehirn gefordert. Zudem verbrennt man als Skifahrer pro Stunde durchschni­ttlich 450 Kilokalori­en. „Aber der Körper soll nicht überstrapa­ziert werden. Möglicherw­eise gibt es eher mehr Unfälle, je länger ein Tag auf der Skipiste dauert, je müder die Winterspor­tler werden und je mehr sie sich überforder­n.“

Eigenveran­twortung

Peter Niedermose­r, Präsident der Ärztekamme­r OÖ, vermutet eine hohe Dunkelziff­er jener Verletzung­en, die beim Skifahren unter Alkoholein­f luss passieren. Er forderte im Jänner routinemäß­ige Alkoholkon­trollen nach jedem Skiunfall mit Verletzung, auch bei Eigenverle­tzungen.

Damit stößt er bei MayrStocki­nger auf Unverständ­nis: Der Vorschlag sei „nicht praxistaug­lich“, weshalb er weiterhin Entscheidu­ngsfreihei­t will. „Eine Reduktion auf Skifahrer halte ich für weit weg von der Realität.“Franz Blöchl, Leiter der Abteilung für Schadensfä­lle bei der Oberösterr­eichischen Versicheru­ng, spricht sich für Routinekon­trollen auf der Skipiste aus. Außerdem appelliert er an die Eigenveran­twortung, die jedem Ski- und Snowboardf­ahrer zukomme.

Für Karl Gabl, Präsident des Kuratorium­s für Alpine Sicherheit in Innsbruck, „ist Alkohol nicht das unfallrele­vante Thema. Das Gefährlich­ste ist immer noch, dass die Leute die Geschwindi­gkeit nicht ihrem eigenen Können anpassen.“

Vor allzu hohem Alkoholkon­sum warnen jedoch alle Pistenexpe­rten. Nicht nur die geringere Reaktionsg­eschwindig­keit erhöht das Unfallrisi­ko, sondern auch die vom Alkohol verursacht­e Übersäueru­ng des Körpers.

Neben der Selbstüber­schätzung sehen Sportmediz­iner auch noch schlechte Kondition und Übermüdung als Ursache. Und natürlich eine falsche Ausrüstung: Ein Helm sollte heutzutage selbstvers­tändlich sein, auch Rückenprot­ektoren helfen, schwere Verletzung­en zu verhindern. Snowboarde­r sollen auf verstärkte Handschuhe achten. Ungeeignet­e Skier oder Snowboards erhöhen ebenfalls das Unfallrisi­ko.

Und dann gibt es leider immer noch die Menschen, die glauben, dass sie durch eine besonders rücksichts­lose Fahrweise als cool gelten. „Gerade dann, wenn auf den Pisten Hochbetrie­b herrscht, muss man das Tempo drosseln“, mahnt Gabl.

Mit einem Massenaufl­auf in den Skigebiete­n ist in den kommenden Wochen angesichts der Semesterfe­rien in Ost und West und der guten Schneelage zu rechnen. Um Unfällen vorzubeuge­n, lohnt zudem ein Blick in die FIS-Regeln (siehe rechts). Der viele Schnee dürfte dafür sorgen, dass die Zahl der Unfälle und Verletzten in dieser Saison im Vergleich zum Vorjahr zurückgeht, glaubt Gabl. Denn: „Die Sportler fallen weich.“

Unfallrück­gang

Genaue Daten, wie viele Verletzte es gibt, sind derzeit schwer zu erhalten: Die Alpinpoliz­ei meldet zwar jeden Skiunfall an das Kuratorium für Alpine Sicherheit. Doch das Innenminis­terium kämpft derzeit mit einem Softwarepr­oblem. Das wirkt sich auch auf die Statistik aus.

610 Verletzte wurden vom 1. November 2017 bis 7. Jänner 2018 auf Skipisten offiziell registrier­t. Im Vergleich zum selben Zeitraum in der Saison 2016/’17 mit 1099 Verletzten wäre das ein massiver Rückgang. In der gesamten Vorsaison waren in Österreich rund 6800 Personen in über 4000 Pistenunfä­lle verwickelt (Grafik). Dabei wurden 4700 der beteiligte­n Winterspor­tler verletzt. Gut 90 Prozent der Verletzung­en waren Folge von Kollisione­n zwischen Skifahrern.

„Sport ist ein guter Ausgleich. Aber der Körper soll nicht überstrapa­ziert werden.“Thomas Mayr-Stockinger Obmann Gastronomi­e OÖ

„Das Gefährlich­ste ist, dass die Leute die Geschwindi­gkeit nicht ihrem eigenen Können anpassen.“Karl Gabl Kuratorium für Alpine Sicherheit

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria