Sicherer Ski-Spaß
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Die Niederösterreicher und Wiener haben es zum Semesterferienbeginn gut. Von derzeit „perfekten Rahmenbedingungen in den Skigebieten“und einer guten Auslastung spricht Thomas MayrStockinger, Obmann-Stellvertreter der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer OÖ.
Sport sei ein guter Ausgleich zu den vielen sitzenden Tätigkeiten und der Bildschirmarbeit, sagt er im KURIER-Gespräch. Beim Skifahren werden das HerzKreislauf-System, die Beinund Rückenmuskulatur sowie die Schultern trainiert. Und weil man häufig und schnell reagieren muss, wird auch das Gehirn gefordert. Zudem verbrennt man als Skifahrer pro Stunde durchschnittlich 450 Kilokalorien. „Aber der Körper soll nicht überstrapaziert werden. Möglicherweise gibt es eher mehr Unfälle, je länger ein Tag auf der Skipiste dauert, je müder die Wintersportler werden und je mehr sie sich überfordern.“
Eigenverantwortung
Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer OÖ, vermutet eine hohe Dunkelziffer jener Verletzungen, die beim Skifahren unter Alkoholeinf luss passieren. Er forderte im Jänner routinemäßige Alkoholkontrollen nach jedem Skiunfall mit Verletzung, auch bei Eigenverletzungen.
Damit stößt er bei MayrStockinger auf Unverständnis: Der Vorschlag sei „nicht praxistauglich“, weshalb er weiterhin Entscheidungsfreiheit will. „Eine Reduktion auf Skifahrer halte ich für weit weg von der Realität.“Franz Blöchl, Leiter der Abteilung für Schadensfälle bei der Oberösterreichischen Versicherung, spricht sich für Routinekontrollen auf der Skipiste aus. Außerdem appelliert er an die Eigenverantwortung, die jedem Ski- und Snowboardfahrer zukomme.
Für Karl Gabl, Präsident des Kuratoriums für Alpine Sicherheit in Innsbruck, „ist Alkohol nicht das unfallrelevante Thema. Das Gefährlichste ist immer noch, dass die Leute die Geschwindigkeit nicht ihrem eigenen Können anpassen.“
Vor allzu hohem Alkoholkonsum warnen jedoch alle Pistenexperten. Nicht nur die geringere Reaktionsgeschwindigkeit erhöht das Unfallrisiko, sondern auch die vom Alkohol verursachte Übersäuerung des Körpers.
Neben der Selbstüberschätzung sehen Sportmediziner auch noch schlechte Kondition und Übermüdung als Ursache. Und natürlich eine falsche Ausrüstung: Ein Helm sollte heutzutage selbstverständlich sein, auch Rückenprotektoren helfen, schwere Verletzungen zu verhindern. Snowboarder sollen auf verstärkte Handschuhe achten. Ungeeignete Skier oder Snowboards erhöhen ebenfalls das Unfallrisiko.
Und dann gibt es leider immer noch die Menschen, die glauben, dass sie durch eine besonders rücksichtslose Fahrweise als cool gelten. „Gerade dann, wenn auf den Pisten Hochbetrieb herrscht, muss man das Tempo drosseln“, mahnt Gabl.
Mit einem Massenauflauf in den Skigebieten ist in den kommenden Wochen angesichts der Semesterferien in Ost und West und der guten Schneelage zu rechnen. Um Unfällen vorzubeugen, lohnt zudem ein Blick in die FIS-Regeln (siehe rechts). Der viele Schnee dürfte dafür sorgen, dass die Zahl der Unfälle und Verletzten in dieser Saison im Vergleich zum Vorjahr zurückgeht, glaubt Gabl. Denn: „Die Sportler fallen weich.“
Unfallrückgang
Genaue Daten, wie viele Verletzte es gibt, sind derzeit schwer zu erhalten: Die Alpinpolizei meldet zwar jeden Skiunfall an das Kuratorium für Alpine Sicherheit. Doch das Innenministerium kämpft derzeit mit einem Softwareproblem. Das wirkt sich auch auf die Statistik aus.
610 Verletzte wurden vom 1. November 2017 bis 7. Jänner 2018 auf Skipisten offiziell registriert. Im Vergleich zum selben Zeitraum in der Saison 2016/’17 mit 1099 Verletzten wäre das ein massiver Rückgang. In der gesamten Vorsaison waren in Österreich rund 6800 Personen in über 4000 Pistenunfälle verwickelt (Grafik). Dabei wurden 4700 der beteiligten Wintersportler verletzt. Gut 90 Prozent der Verletzungen waren Folge von Kollisionen zwischen Skifahrern.
„Sport ist ein guter Ausgleich. Aber der Körper soll nicht überstrapaziert werden.“Thomas Mayr-Stockinger Obmann Gastronomie OÖ
„Das Gefährlichste ist, dass die Leute die Geschwindigkeit nicht ihrem eigenen Können anpassen.“Karl Gabl Kuratorium für Alpine Sicherheit