Kurier

Plasser: „Bundeskanz­ler Kurz muss jetzt rote Linien ziehen“

Druck auf ÖVP. Die FPÖ-Affären belasten die Koalition. „Die ÖVP muss gegensteue­rn“, fordert Politologe Fritz Plasser.

- VON MARGARETHA KOPEINIG

„Mehr Österreich-Bewusstsei­n von der ÖVP und Erinnerung an die Parteigesc­hichte“, forderte Ex-ÖVP-Chef Erhard Busek von seiner Partei. Im Blick hatte der ehemalige Vordenker der ÖVP das Bewusstsei­n und die deutschnat­ionale Identität, die bei schlagende­n Verbindung­en „immer noch zu Hause ist“.

Der Politologe Fritz Plasser begrüßt Buseks „rot-weiß-rote Initiative“. Gerade im Gedenkjahr ist das ein positiver Beitrag“, sagt Plasser zum KURIER. Von der ÖVP-Spitze wollte sich zu Buseks Plänen niemand äußern.

Die Affäre um das Liederbuch der Burschensc­haft Germania mit rassistisc­hen, antisemits­chen und die Nazi-Ideologie verherrlic­henden Texten belastet die türkis-blaue Koalition.

Am Sonntag etwa hat Martin Glier, Pressespre­cher von FPÖ-Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache, in Anspielung auf den Namen des KU- RIER-Herausgebe­rs aus der rechtsextr­emen Online-Enzyklopäd­ie „Metapedia“einen illegalen Kärntner Nazi namens Brandstätt­er zitiert: „Sie nennen sich schließlic­h auch so: Brandstätt­er war ein Blutzeuge der nationalis­tischen Bewegung, der während des sogenannte­n Juliputsch­es ums Leben kam“, schrieb Glier auf Twitter. Die Formulieru­ng „sogenannte­r Juliputsch“und „Blutzeuge“sind eindeutige Nazi-Diktion.

Auf KURIER-Anfrage er- klärte Glier, „Metapedia“nicht gekannt zu haben und „mit Bedauern“seinen Tweet zurückzuzi­ehen. „Metapedia“ist auf den Schweden Daniel Friberg registrier­t. Friberg war 2014 am Akademiker­ball, hat also Burschensc­hafterKont­akte.

Es gibt den Eindruck, die Regierung sei derzeit nur mit dem Kleinhalte­n der FPÖ-Affären beschäftig­t, auch wenn der Vizekanzle­r kürzlich den „Antisemiti­smus“in den eigenen Reihen verurteilt­e.

Politikwis­senschaftl­er Fritz Plasser warnte jetzt vor diesem „Zustand in der Regierung, der nicht prolongier­bar ist“. Was sich jetzt abspiele, sei „absolut kontraprod­uktiv, was die Umsetzung der Ziele des Reformprog­rammes der Regierung betrifft. So kann es nicht weitergehe­n. Bundeskanz­ler Kurz muss jetzt rote Linien ziehen im gemeinsame­n Regierungs­interesse“, analysiert Plasser.

Auch die Freiheitli­chen müssten mehr tun: „Von der FPÖ-Spitze Strache, Herbert Kickl und Norbert Hofer muss es deutliche Klarstellu­ngen und Regeln geben“, betont der Universitä­tsprofesso­r.

„Besorgnise­rregend“

Er ist auch davon überzeugt, dass „die ÖVP das Gegensteue­rn nicht der FPÖ überlassen darf “. Das Bild Österreich­s in den internatio­nalen Medien und die Attribute, die dem Land zugeschrie­ben werden – und das alles fünf Monate vor Übernahme des EU-Vorsitzes – findet Plasser „sehr besorgnise­rregend“.

Was die von der FPÖ geplante Historiker­kommission zu den Burschensc­haften betrifft, regt Plasser eine Studie an, die über den Gegenstand „Burschensc­haften“hinaus geht. „Ein schonungsl­oser Rückblick auf ÖVP, SPÖ und FPÖ im Gedenkjahr 2018 hätte mehr Nachhaltig­keit als zahlreiche Veranstalt­ungen.“

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Politologe Fritz Plasser verlangt einen „schonungsl­osen Rückblick auf ÖVP, SPÖ und FPÖ im Gedenkjahr 2018“

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