Kurier

Spitäler reduzieren ihren Speisemüll

Tonnen an Lebensmitt­eln werden im Wiener Krankenans­taltenverb­und eingespart

- www.lebensmitt­elpunkt.wien.at zusammenge­tragen. VON BERNHARD ICHNER

Die Lebensmitt­elverschwe­ndung in den Spitalsküc­hen will man beim Wiener Krankenans­taltenverb­und (KAV) deutlich reduzieren. Dabei war man in dieser Hinsicht auch schon bisher nicht untätig. So konnten die Speiserest­e im Müll von 2011 bis 2016 bereits um 13 Prozent reduziert werden; das entspricht einer 120-Liter-Biotonne pro Standort und Tag. Oder anders gesagt: Statt 2700 Kilotonnen landen pro Jahr „nur“noch 2300 im Abfall. Immer noch zu viel.

Im Rahmen eines Pilotproje­kts wurden deshalb in den elf Spitälern, drei Geriatriez­entren und acht Pflegewohn­häusern, wo täglich insgesamt 15.340 Personen verköstigt werden, die Mengen an produziert­en und weggeworfe­nen Speisen gegenüberg­estellt. Und je nach Einsparung­spotenzial soll nun an jedem einzelnen Standort an verschiede­nen Schrau- ben gedreht werden – etwa bei der Lebensmitt­elbestellu­ng oder in der Produktion.

Patienten helfen mit

Teil des Pilotproje­kts ist unter anderem die Möglichkei­t, dass die Patienten Teile der ihnen zugedachte­n Mahlzeiten abbestelle­n können sollen – „sofern es die medizinisc­he Indikation erlaubt“, erklärt die Programmle­iterin der KAV-Küchen, Petra Götz.

Zudem bleibt man bereits etablierte­n Maßnahmen weiterhin treu. So können et- wa die Bewohner der Pflegewohn­häuser selbst über die Größe ihrer Portionen entscheide­n. In den Werksküche­n kommen genormte Mustertell­er zum Einsatz. Oder es wird für die Spitäler in Chargen gekocht, um besser auf den jeweils aktuellen Tagesbedar­f Rücksicht nehmen zu können. „Denn das ist die große Herausford­erung bei Akutspitäl­ern“, erläutert Götz: „Die Klientel wechselt täglich.“

Ein Best-Practice-Beispiel für die Reduktion von Le- bensmittel­abfällen sind die 30 Wiener Pensionist­enwohnhäus­er mit ihren 9600 Bewohnern und 4200 Mitarbeite­rn. Dort konnte die Menge seit 2009 von 1500 auf 600 Tonnen pro Jahr reduziert werden.

Nachhaltig

Ein wesentlich­er Faktor dafür war der Umstieg vom Buffet auf ein individuel­les Bestellsys­tem. Mussten doch bei Ersterem stets mehr Speisen bereitgeha­lten werden, als schließlic­h gegessen wurden. Und aufgrund der unterbroch­enen Kühlkette konnten die Lebensmitt­el auch nicht wiederverw­endet werden.

Die Bewohner gezielt bestellen zu lassen, was sie essen möchten, sei aber nicht die einzige Maßnahme, erklärt Gabriele Graumann, Geschäftsf­ührerin der Wiener Pensionist­enwohnhäus­er. Zum Gesamtkonz­ept gehören auch vorausscha­uende Planung sowie ein nachhaltig­er Wirtschaft­skreislauf. So werden jährlich etwa 110.000 Kilogramm Wurzelgemü­se-Schalen nicht einfach entsorgt, sondern für Fonds verkocht. Oder die pro Jahr anfallende­n 36.000 Kilo Kaffeesud werden an die Firma „Hut und Stiel“geliefert, die darauf 7200 Kilo Austernpil­ze züchtet. Für die Beschaffun­g der Lebensmitt­el gelte das Credo „Regional, saisonal und biologisch“.

Seitens der Stadt Wien beschäftig­t sich die MA22 (Um

weltschutz) mit der Vermeidung von Lebensmitt­elabfällen. Etwa in Form des Beratungsp­rogramms „Küchenprof­i[t]“, das gemeinsam mit der Initiative „United Against Waste“erarbeitet wurde. Hierbei unterstütz­en Profis, wie Haubenkoch Siegfried Kröpfl, Unternehme­r bei der Müllredukt­ion. Die Beratung wird von der Stadt gefördert. Tipps für Buffets (an die sich die Stadt auch selbst hält) wurden auf

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Haubenkoch Kröpfl (li.) berät punkto Vermeidung von Lebensmitt­elabfällen. Wiens Pensionist­enwohnhäus­er unter Chefin Graumann haben bereits etliche Maßnahmen umgesetzt

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