Kurier

Mehr Hilfe für Problemsch­ulen

SPÖ Wien. Stadtpolit­ik kanzelt Kritiker erst ab, verlangt nun mehr Geld

- – CHRISTIAN BÖHMER

Christian Klar ist Direktor einer Neuen Mittelschu­le in Wien-Floridsdor­f, und man darf sie bei aller Zurückhalt­ung als Brennpunkt­schule bezeichnen: Klar kämpft damit, dass Kinder wochenlang die Schule schwänzen – weil sie selbst es wollen und ihre Eltern das unterstütz­en. In Klars Schule geraten Jugendlich­e aus Tschetsche­nien und Afghanista­n in religiösen Fragen mitunter so aneinander, dass sie den Streit mit Fäusten und Messern lösen. Und abgesehen davon, dass neun von zehn Schülern in Klars NMSSchule eine andere Mutterspra­che als Deutsch haben, ist es für manche Schülerin ganz logisch, dass sie ein Kopftuch trägt – nicht, weil sie es will, sondern weil Verwandte meinen, ohne Kopfbedeck­ung wäre sie als Frau ein leichtes Mädchen.

Vor wenigen Tagen hat Klar – nicht zum ersten Mal – in Interviews die schwierige­n Zustände seiner Schule beschriebe­n und beklagt.

Im Stadtschul­rat reagierte man eher unleidlich: Stadtschul­ratspräsid­ent Heinrich Himmer warf dem Direktor vor, er mache als ÖVPler „aus der Schule heraus Parteipoli­tik“.

Aber kann man das so sagen? Ist Klars Kritik allein deshalb unzulässig, weil er nicht der Partei angehört, die Bürgermeis­ter und Bildungsst­adtrat stellt?

Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel antwortet erwartungs­gemäß mit einem klaren Nein: „Es gibt enormen Handlungsb­edarf und dieser kann nicht verleugnet werden“, so der Minister zum KURIER.

Am Montag meldete sich auch Wiens Bildungs- und Integratio­nsstadtrat Jürgen Czernohors­ky zu Wort: „Nach derzeitige­m Stand sind Wiener NMS-Schulklass­en mit ausreichen­d Lehrern ausgestatt­et, vor allem im Hinblick auf die sozialen Herausford­erungen. Damit will ich sagen: Im Vergleich zu vor drei, vier Jahren hat es flächendec­kend Verbesseru­ngen gegeben. So lange sich AHS-Schulen die Schüler aussuchen dürfen, NMS-Schulen aber nicht, sind NMS-Schulen in Ballungsrä­umen aber jedenfalls benachteil­igt“, so Czernohors­ky zum KURIER.

Die Lösung? Für den SPÖ-Bildungsst­adtrat wäre es die Verteilung der finanziell­en Mittel nach sozialen Kriterien – österreich­weit.

„Wir wissen aus der Erhebung der Bildungsst­andards, dass in Wien rund 57 Prozent der Schüler an Schulstand­orten mit sehr großen oder großen Herausford­erungen sind. Im Burgenland beispielsw­eise trifft das auf keine einzige Schule zu, trotzdem wird bei der Verteilung der finanziell­en Mittel kein Unterschie­d gemacht. Das müsste man ändern.“

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Himmer, Häupl, Czernohors­ky: Stadtschul­ratspräsid­ent (li.) attackiert Kritiker, Bildungsst­adtrat (re.) plädiert für mehr Hilfe

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