Kurier

Paradox: Die Konjunktur brummt, die Aktienkurs­e fallen trotzdem

Kursverlus­te. Aktienanle­ger fürchten sich vor steigenden Zinsen und einem zu starken Euro.

- VON CHRISTINE KLAFL (siehe Grafik).

Die Daten sind hervorrage­nd: Eine am Montag veröffentl­ichte Umfrage unter 5000 Unternehme­n in der Eurozone zeigt, dass die Konjunktur im Währungsra­um so gut in Schwung ist wie schon seit Mitte 2006 nicht mehr. Am Freitag gab es Positives vom US-Arbeitsmar­kt. Dort hält die Arbeitslos­enrate bei nur noch 4,1 Prozent – dem tiefsten Stand seit 17 Jahren. Und trotzdem werfen Anleger aktuell Aktien mit vollen Händen aus ihren Depots. An den Börsen in Asien und Europa ging es zum Wochenstar­t nahezu überall nach unten. Wirkt paradox, Experten finden aber einige Erklärunge­n dafür. – Steigende Zinsen Der gute US-Arbeitsmar­ktbericht zeigte etwas, was Börsianern so gar nicht schmeckt: Die Stundenlöh­ne waren im Jänner so stark gestiegen wie schon seit neun Jahren nicht mehr. Das schürt die Sorge, dass die Inf lation stärker anzieht als erwartet. An Jerome Powell, der mit Wochenbegi­nn sein Amt als neuer Chef der US-Notenbank Fed angetreten hat, wird es liegen, mit den richtigen ZinsDosen die Inflation im Zaum zu halten. Aktuell liegt der Fed-Leitsatz bei 1,25 bis 1,5 Prozent Mindestens drei, wenn nicht gar vier Zinserhöhu­ngen erwarten die Börsianer nun für heuer. Dabei stellt sich die Frage, wie gut Konzerne, die sich in Zeiten des Zinstiefs hoch verschulde­t haben, umzuexpand­ieren und Konkurrent­en zu schlucken, das verdauen können. Die Börsen werden jetzt von der Droge Billiggeld mehr und mehr entwöhnt, formuliere­n das Veranlagun­gsexperten. Bei höheren Zinsen bleiben Aktien nicht alternativ­los, weil andere Investment­s wieder interessan­ter werden. – Euro-Dollar-Kurs Anders als ihr US-Pendant wird die Europäisch­e Zentralban­k beim Leitzins voraussich­tlich erst 2019 die Nulllinie verlassen. Aktienanle­ger im Euroraum treibt aber die Sorge um, der vergleichs­weise hohe Euro-Kurs könnte die Konjunktur­party stören. Allein im Jänner hat sich der Euro gegenüber dem US-Dollar um 3,6 Prozent verteuert. Im Vorjahr waren es 15 Prozent. Nach dem Umrechnen in Euro sind Erträge, die im Dollar-Raum erwirtscha­ftet werden, gar nicht mehr so glänzend. Dass sich das EuroDollar-Verhältnis bald stark verschiebt, sei nicht zu erwarten, sagen die Profis voraus. Die Begründung: Mit der Steuerrefo­rm steigen die ohnehin enormen Staatsschu­lden der USA weiter. Die erwarteten Zinserhöhu­ngen helfen dem Dollar da auch nicht auf die Sprünge.

Fazit der Börsenexpe­rten: Die gute Konjunktur sollte die Kurse auch weiterhin beflügeln können. Die Schwankung­en werden aber viel heftiger ausfallen als zuletzt, Korrekture­n um zehn Prozent sind nicht ausgeschlo­ssen.

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