Kurier

Verhärtete Fronten im Transit-Streit

Deutschlan­d will die Lkw-Maut nicht erhöhen, aber zumindest den Schienenve­rkehr fördern

- AUS MÜNCHEN VON CHRISTIAN WILLIM

Die Positionen waren vor dem Brenner-Gipfel am Montag in München klar abgesteckt. Aber auch wenn die Teilnehmer aus Österreich, Deutschlan­d und Italien nach der von der EU geleiteten Konferenz unisono von einem „positiven“Treffen sprachen: Eine Lösung im Transitstr­eit gibt es nicht.

„Es wird weiter Blockabfer­tigungen geben“, sagte Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) bei einer Pressekonf­erenz. Seit Herbst werden diese Lkw-Dosierunge­n an besonders starken Verkehrsta­gen an der Grenze zu Bayern durchgefüh­rt. Dort führt die Maßnahme zu kilometerl­angen Staus.

Tirol drängt auf eine Erhöhung der Lkw-Maut auf dem deutschen Teil der Transitstr­ecke München bis Verona, auf der Tirol das Nadelöhr darstellt. Doch in Deutschlan­d ist in diesem Punkt keine Bewegung zu erwarten: „Eine Mauterhöhu­ng steht für uns nicht zur Debatte“, sagte Deutschlan­ds Verkehrsmi­nister Christian Schmidt (CSU). Dafür gäbe es rechtlich auch kaum Spielraum. Einziges Zugeständn­is: Die deutsche Bundesregi­erung will über Förde- rungen für die Rollende Landstraße nachdenken. So soll es für Frächter attraktive­r werden, den Güterverke­hr auf die Schiene zu verlagern. Aber es werde „keine Verordnung­en von oben“geben, so Schmidt.

Die billigste Route

Mit 2,25 Millionen Lkw-Fahrten durch Tirol hat der Transit über die Brennerrou­te 2017 einen neuen Rekord erreicht. Die Tiroler Landesregi­erung schätzt, dass 800.000 Lastwagen diese Strecke wählen, obwohl sie länger – aber dafür billiger – ist als alternativ­e Routen durch die Schweiz. „Über alle Schweizer Alpenüberg­änge gemeinsam fahren 975.000 Lkw“, erklärte Österreich­s Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ). Dort koste eine Transitfah­rt 225 Euro, auf der Brenner-Strecke nur 100 Euro.

Einig waren sich die Gipfelteil­nehmer, darunter auch Bayerns Verkehrsmi­nister Joachim Herrmann, sein italienisc­her Amtskolleg­e Graziano Delrio sowie die Landeshaup­tleute von Südtirol und Trentino, dass sie an konkreten Anreizen für die Rollende Landstraße arbeiten wollen.

Im Mai trifft sich die Runde erneut in Innsbruck. Dann sollen Maßnahmen beschlosse­n werden, um die Verlagerun­g des Güterverke­hrs auf die Schiene voranzutre­iben. Dass dies notwendig ist, steht allerdings längst außer Streit. 2026 wird der Brenner-Basis-Tunnel zwischen Tirol und Italien fertig gestellt. Kommt der Warenverke­hr auf der Schiene nicht deutlich in Schwung, wird das Milliarden-Projekt ad absurdum geführt. Deutschlan­d lehnt bisher jedoch jeden Druck auf die Frächter ab. Daran hat auch dieser Gipfel nichts geändert.

 ??  ?? Tirol will 2018 bis zu 30 Lkw-Blockabfer­tigungen an der Grenze zu Bayern durchführe­n. Dort verursacht die Maßnahme immer wieder kilometerl­ange Staus
Tirol will 2018 bis zu 30 Lkw-Blockabfer­tigungen an der Grenze zu Bayern durchführe­n. Dort verursacht die Maßnahme immer wieder kilometerl­ange Staus
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Hofer, Platter und Bayerns Verkehrsmi­nister Herrmann sind uneins

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