Der neue mächtige Mann im ÖGB
Jetzt ist es fix: Angestellten gewerkschafter Katzian wird ÖGB-Chef. Wechsel auch an AK-Spitze.
Im Prinzip gehe er lieber zum Heurigen als Protestieren, sagte Wolfgang Katzian amDienstag. Manchmalgebe es aber Ausnahmen. Welche? Dazu später mehr.
Zunächst einmal gilt es zu bestätigen, was KURIERLeser seit 20. Jänner wissen: Der 61-jährige Katzian ist als Chef der wichtigsten Fraktion im ÖGB, der FSG, und als Vorsitzender der größten Teil gewerkschaft, derGPAdjp, nicht nu reiner der mächtigstenMänne rinder Gewerkschaft. Er wird zudem von derFSG für die Nachfolge von Erich Foglar nominiert – und damit im Juni zum nächsten ÖGB-Präsidenten gekürt.
Katzians Job als FSG-Chef übernimmt der Chef der Produkt ions gewerkschaft„ pro- ge“, Rainer Wimmer. Katzians Platz in der GPA bekommt Wiens GPA-Chefin Barbara Teiber. Und weil die SPÖ-Gewerkschafter in der AK den Ton angeben, wurde auch die vom KURIER bereits berichtete Rochade bestätigt: Auf Rudolf Kaske folgt an der AK-Spitze die bisherige ÖGB-Vizepräsidentin Renate Anderl – nach Lore Hostasch ist sie die erst zweite Arbeiterkammer-Chefin.
Herumg’scheiteln
Soviel zum Personellen. Was aber bedeutet der Wechsel inhaltlich? Wie legen es Katzian, An derlundW im meran?
Offiziell wollen sich die Betroffenen nicht groß äußern. Man sei formal noch nicht gewählt, und es sei, so Katzian, ein Gebot der Höflichkeit, nicht schon in der Amtszeit des Vorgängers„ her umzug’ scheiteln “.
Unabhängig davon ist klar, dass eine von ÖVP und FPÖ geführte Bundesregierung für eine sozialdemokratisch geführte Arbeitnehmer bewegung manche Herausforderung bereithält–zumal sowohl ÖVP wie FPÖ bereits im Wahlkampf Zweifel daran angemeldet haben, ob die gesetzliche Pflicht mitgliedschaft noch sinnvoll ist.
Innerhalb der Gewerkschaftsbewegung werden Wimmer, Katzian und Anderl als Signal für Kontinuität und Routine verstanden. Insbesondere der neue Mann an der ÖGB-Spitze, Wolfgang Katzian,gi lt gesellschaftspolitisch als Links ausleger. Stärker noch als andere Rote fühlt er sich der antifaschistischen Tradition verpflichtet. Und im Unterschied zu anderen(Ge werks chafts -) Genossen steht KatzianKo operationen mit den Freiheitlichen ausnehmend reserviert gegenüber.
Die Arbeiterkammer wiederum will schon im März einen „Dialog mit ihren Mitgliedern“eingehen. Die Idee dahinter: Die Mitglieder sollen deutlicher als bisher die Inhalte vorgeben, mit denen sich die AK auseinandersetzt –so schafft man Rückhalt und Legitimation.
In Richtung Regierung kommen vorerst keine allzu scharfenTöne. Manwarteab, was Türkis-Blau tut und gibt sich dialogbereit, so die Devise. Eines ist für Katzian & Co aber sonnenklar :„ Wenn es jemanden gibt, der uns die Bereitschaft zum Dialog als Schwäche auslegt, werden wir – wenn notwendig – in den Widerstand treten.“