Hundefilm von Wes Anderson eröffnet die Berlinale
Julia Roberts. Die Schauspielerin über Kinder, Gefühle und die schwindende Zeit
Ein Regiestar eröffnet mit einem Animationsfilm die diesjährige Berlinale (ab 15. Februar): Wes Anderson („Grand Budapest Hotel“) zeigt „Isle of Dogs“. Österreich ist mit der Co-Produktion „3 Tage in Quiberon“vertreten, in dem dasLeben von Romy Schneider nachgezeichnet wird. Darin spielenu. a. MarieBäumer, Birgit Mini chmayr und Peter Simonischek. Wille mDafoeerhä lt den Goldenen Ehren bären.
Die Zeiten, in denen Julia Roberts zwischen Pretty-Womanund Mädchen-vonnebenan-Partspendelte, sind längst vorbei. Inzwischen spielt sie Mutter- und immer seltener die Hauptrollen. In „Wunder“(derzeit im Kino) hat sie einen Buben, der am Treacher-Collins-Syndrom leidet, einer Krankheit, die die Gesichtszüge bis hin zu schwerer Deformation verändert. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von R.J. Palacio. Ein Gespräch über das Anderssein.
KURIER: Ist es schwieriger oder leichter, so eine Rolle zu spielen, wennmanselbstKinderhat?
Julia Roberts: Du dankst dem Herrgott jeden Tag, dass deine Kinder gesund sind, so vielstehtfest! DieArt, wieR.J. PalaciodasBuchgeschrieben hat, ist sehr einfühlsam. Er lehrtdenLeser, dassmanKinder, dieanderssind, nichtanders behandeln sollte, vor allem nicht als Eltern und besonders, weil diese Kinder oft von der Umwelt ohnehin wie Aussätzige behandelt werden. Wenn ich – als Auggies Mutter – im Film sage, er hat eine Superpower, dann meine ich nichts anderes, als dass er etwas Besonderes ist. Und das ist die Aufgabe der Eltern in diesem Film: mit dem Kind zu reden, ihm zuzuhören und ihm klarzumachen, dass es speziell ist.
Wie war Ihre eigene Kindheit, und was haben Ihre Eltern Ihnen mitgegeben?
Meine Kindheit war nicht idyllisch, es gab keine tiefen Gespräche über den Sinn des Lebens oder Gefühle. Meine Eltern haben mir nie gesagt, dass ich etwas Besonderes bin. Und ich versuche, das meinen Kindern sehr wohl mitzugeben. Probleme habe ich mit meiner älteren Schwester besprochen. Mit meiner Mutter konnte ich höchstens einmal reden, wennsiegeradebeimKochen war. Sie hatte einen Fulltimejob und eine große Familie, für die sie verantwortlich war. Jeder wurde zwischendurch abgefüttert, es gab nicht den Luxus eines täglichenFamilienessens, beidem alle gleichzeitig um den Tisch sitzen. Ich habe diesen Luxus heute, und dann sprechen wir über den vergangenen Tag, die positiven und negativen Dinge, die passiert sind. Aber wir machen daraus keine Therapiestunde, wo alles zu Tode gequatscht wird.
Ja, dazu war wohl immer die beste Freundin da. Aber auch da haben wir nicht alles analysiert. Wenn es mir Scheiße ging, habe ich das kommuniziert, wenn es mir gut ging, hat man es gemerkt. Wir stammen nicht aus der Psychotherapie-Generation. Okay, wir haben uns weiterentwickelt seit unseren Eltern, die gar nichts analysiert haben, und unseren Großeltern, die sowieso nie über Gefühle geredet haben. Heute schätze ich essehr, dassichweiß, wiesich meine Kinder fühlen. Aber das war nicht meine eigene Erfahrung.
Sie sind Co-Produzentin an dem Film, wie kam das zustande? Haben Sie das Projekt entwickelt?
Nein, aber wir haben den Roman als Familie gelesen, und meine Kinder haben
gemeint, „Mami, warum machst du keinen Film daraus?“Dann habe ich meinen Agenten angerufen und gefragt, ob es schon ein Projekt gibt und ob ich wohl meinen Namen für die Rolle der Mutter ins Spiel bringen könnte. Und er fand heraus, dass die Buchrechte bereits verkauft waren, aber noch nicht alle Rollen vergeben. Und so hatte ich Glück. CoProduzentin wurde ich, weil man mit meinem Namen offensichtlich immer noch Finanzierung auftreiben kann.
Sie wurden vor drei Monaten 50 – ein Meilenstein?
Ich weiß wirklich nicht, was der „big deal“ist. Warum hat keiner ein Riesentamtam gemacht, als ich 47 wurde? Ich fühlte mich damals großartig, ich fühle mich jetzt großartig und werde mich hoffentlich nächstes Jahr auch großartig fühlen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe all die Blumenbouquets, den Champagner und die Geschenke. Aber die kann ich ja immer haben.
Wir lernten Sie zum ersten Mal in „Mystic Pizza“kennen, das war vor 30 Jahren… Was? Holy shit! 30 Jahre?
Was empfinden Sie nun, wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken?
Ich bin immer noch dieselbe. Ich trage heute eine schönere, teurere Bluse als damals bei den „Mystic Pizza“-Interviews. Das war damals sicher ein T-Shirt. Aber ich bin dieselbe. Ich hätte mir damals nie erträumen können, so eine Karriere zu haben. Ich glaube, keiner kann das. Das übertrifft jede Vorstellung. 30 Jahre? Die sind viel zu schnell vergangen. Das fühlt sichanwienureinAugenblick.
Hatten Sie Freunde, mit denen Sie über Emotionen sprachen?