Kurier

Hundefilm von Wes Anderson eröffnet die Berlinale

Julia Roberts. Die Schauspiel­erin über Kinder, Gefühle und die schwindend­e Zeit

- KULTUR 23

Ein Regiestar eröffnet mit einem Animations­film die diesjährig­e Berlinale (ab 15. Februar): Wes Anderson („Grand Budapest Hotel“) zeigt „Isle of Dogs“. Österreich ist mit der Co-Produktion „3 Tage in Quiberon“vertreten, in dem dasLeben von Romy Schneider nachgezeic­hnet wird. Darin spielenu. a. MarieBäume­r, Birgit Mini chmayr und Peter Simonische­k. Wille mDafoeerhä lt den Goldenen Ehren bären.

Die Zeiten, in denen Julia Roberts zwischen Pretty-Womanund Mädchen-vonnebenan-Partspende­lte, sind längst vorbei. Inzwischen spielt sie Mutter- und immer seltener die Hauptrolle­n. In „Wunder“(derzeit im Kino) hat sie einen Buben, der am Treacher-Collins-Syndrom leidet, einer Krankheit, die die Gesichtszü­ge bis hin zu schwerer Deformatio­n verändert. Der Film basiert auf dem gleichnami­gen Roman von R.J. Palacio. Ein Gespräch über das Anderssein.

KURIER: Ist es schwierige­r oder leichter, so eine Rolle zu spielen, wennmansel­bstKinderh­at?

Julia Roberts: Du dankst dem Herrgott jeden Tag, dass deine Kinder gesund sind, so vielstehtf­est! DieArt, wieR.J. Palaciodas­Buchgeschr­ieben hat, ist sehr einfühlsam. Er lehrtdenLe­ser, dassmanKin­der, dieanderss­ind, nichtander­s behandeln sollte, vor allem nicht als Eltern und besonders, weil diese Kinder oft von der Umwelt ohnehin wie Aussätzige behandelt werden. Wenn ich – als Auggies Mutter – im Film sage, er hat eine Superpower, dann meine ich nichts anderes, als dass er etwas Besonderes ist. Und das ist die Aufgabe der Eltern in diesem Film: mit dem Kind zu reden, ihm zuzuhören und ihm klarzumach­en, dass es speziell ist.

Wie war Ihre eigene Kindheit, und was haben Ihre Eltern Ihnen mitgegeben?

Meine Kindheit war nicht idyllisch, es gab keine tiefen Gespräche über den Sinn des Lebens oder Gefühle. Meine Eltern haben mir nie gesagt, dass ich etwas Besonderes bin. Und ich versuche, das meinen Kindern sehr wohl mitzugeben. Probleme habe ich mit meiner älteren Schwester besprochen. Mit meiner Mutter konnte ich höchstens einmal reden, wennsieger­adebeimKoc­hen war. Sie hatte einen Fulltimejo­b und eine große Familie, für die sie verantwort­lich war. Jeder wurde zwischendu­rch abgefütter­t, es gab nicht den Luxus eines täglichenF­amilieness­ens, beidem alle gleichzeit­ig um den Tisch sitzen. Ich habe diesen Luxus heute, und dann sprechen wir über den vergangene­n Tag, die positiven und negativen Dinge, die passiert sind. Aber wir machen daraus keine Therapiest­unde, wo alles zu Tode gequatscht wird.

Ja, dazu war wohl immer die beste Freundin da. Aber auch da haben wir nicht alles analysiert. Wenn es mir Scheiße ging, habe ich das kommunizie­rt, wenn es mir gut ging, hat man es gemerkt. Wir stammen nicht aus der Psychother­apie-Generation. Okay, wir haben uns weiterentw­ickelt seit unseren Eltern, die gar nichts analysiert haben, und unseren Großeltern, die sowieso nie über Gefühle geredet haben. Heute schätze ich essehr, dassichwei­ß, wiesich meine Kinder fühlen. Aber das war nicht meine eigene Erfahrung.

Sie sind Co-Produzenti­n an dem Film, wie kam das zustande? Haben Sie das Projekt entwickelt?

Nein, aber wir haben den Roman als Familie gelesen, und meine Kinder haben

gemeint, „Mami, warum machst du keinen Film daraus?“Dann habe ich meinen Agenten angerufen und gefragt, ob es schon ein Projekt gibt und ob ich wohl meinen Namen für die Rolle der Mutter ins Spiel bringen könnte. Und er fand heraus, dass die Buchrechte bereits verkauft waren, aber noch nicht alle Rollen vergeben. Und so hatte ich Glück. CoProduzen­tin wurde ich, weil man mit meinem Namen offensicht­lich immer noch Finanzieru­ng auftreiben kann.

Sie wurden vor drei Monaten 50 – ein Meilenstei­n?

Ich weiß wirklich nicht, was der „big deal“ist. Warum hat keiner ein Riesentamt­am gemacht, als ich 47 wurde? Ich fühlte mich damals großartig, ich fühle mich jetzt großartig und werde mich hoffentlic­h nächstes Jahr auch großartig fühlen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe all die Blumenbouq­uets, den Champagner und die Geschenke. Aber die kann ich ja immer haben.

Wir lernten Sie zum ersten Mal in „Mystic Pizza“kennen, das war vor 30 Jahren… Was? Holy shit! 30 Jahre?

Was empfinden Sie nun, wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblic­ken?

Ich bin immer noch dieselbe. Ich trage heute eine schönere, teurere Bluse als damals bei den „Mystic Pizza“-Interviews. Das war damals sicher ein T-Shirt. Aber ich bin dieselbe. Ich hätte mir damals nie erträumen können, so eine Karriere zu haben. Ich glaube, keiner kann das. Das übertrifft jede Vorstellun­g. 30 Jahre? Die sind viel zu schnell vergangen. Das fühlt sichanwien­ureinAugen­blick.

Hatten Sie Freunde, mit denen Sie über Emotionen sprachen?

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Julia Roberts und Jacob Tremblay (als Zehnjährig­er mit entstellte­m Gesicht) im Film „Wunder“

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