Kurier

„Gute Nachrichte­n“aus den Spitälern

Offensive. Ungarische Krankenhäu­ser sollen ihrem schlechten Ruf entgegenwi­rken – mit „Good News“

- – KAROLINE KRAUSE-SANDNER

Auf einmal frequentie­ren Fidesz-Politiker Ungarns Krankenhäu­ser häufiger. Allerdings nicht als Patienten, sondern um Bänder zu durchschne­iden, Hände zu schütteln, Versprechu­ngen zu machen. Das sagt ein Krankenhau­s-Leiter in der ungarische­n Tageszeitu­ng Nepszava über Mitglieder der Regierungs­partei von Mini st erpräsi den tViktorOrb­án.

Die rechts konservati­ve Regierungs­partei Fidesz hat offenbar eine PR-Offensive im G es und heits bereich gestartet. Neben den Foto terminen sollen nun Krankenhau­s-Leitungen pro Woche zwei positive Pressemeld­ungen über ihre Einrichtun­g veröffentl­ichen.

Das G es und heits system in Österreich­s Nachbarsta­at steht seit Jahren schwer unter Beschuss. Von einer„ vernachläs­sigten“G es und heits versorgung spricht die Opposition. Rund zwei Drittel aller ungarische­n Krankenhäu­ser seien eigentlich nicht länger tragbar. Unlängst kursierte die Meldung, dass in einem psychiatri­schen Krankenhau­s eine Ratte aus dem doppelten Plafond fiel. Zwei Jahre zuvor war dasselbe Spital schon in den Medien, weil sich Fäkalien in den Gängen verteilten, nachdem eine verstopfte Toilette übergegang­en war. Ombudsmann-Berichte meldeten Missstände wie an Heizkörper­n fixierte Patienten, Hygienemän­gel, Bettenknap­pheit und akuten Renovierun­gsbedarf. Dazu kommt ein immer stärker werdender „Braindrain“, die Abwanderun­g qualifizie­rter Arbeitskrä­fte nach Westen, insbesonde­re auch von Ärzten. Eine Krankensch­wester erhält rund 400 Euro netto pro Monat, rund ein Viertel des Gehaltes in Österreich.

Drei Jahre Wartezeit

Die Sängerin Kinga Krámli startete kürzlich eine Kampagne, um gegen die langen OP-Wartezeite­n zu kämpfen. „Stoppt das Schweigen“, stehtaufei­nem Post-It-Zettel, den sie sich auf ihren Mund geklebt hat. Die 34-jährige Ungarin hat Endometrio­se, eine oft sehr schmerzhaf­te chronische Erkrankung der Gebärmutte­r. Für die notwendige Operation bekam sie einen Termin – für Jänner 2022. Medien recherchen ergaben, dass Hunderte Patientinn­enmehr als drei Jahre auf dies eO P warten, obwohl Regierungs­vertreter behauptete­n, die Wartezeit betrage maximal zwei Monate.

Die simple Antwort der Regierung: Das G es und heitssyste­mb raucht bessere PR. Denn im April wird gewählt undViktorO­rbán hat offenbar Angst, dass ihm sein marodes G es und heits system im Wahlkampfe­in B einstellen könnte.

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