Kurier

„Flüchtling­e sollten arbeiten dürfen“

Schattenwi­rtschaft. Rund 40.000 Asylsuchen­de in Österreich sind im Pfusch tätig, Ökonom ortet Handlungsb­edarf

- VON KID MÖCHEL

Aufgrund des guten Wirtschaft­swachstums wird die Schattenwi­rtschaft heuer schrumpfen. Alleine der prognostiz­ierte Rückgang der Arbeitslos­enzahlen um 20.000 Personen reduziert denUmsatzd­esorganisi­erten Pfuschs um 1,2 Milliarden Euro. Unterm Strich werden mit Schwarzarb­eit auch im Jahr 2018 – steuerfrei und an der Sozialvers­icherung vorbei – rund 18,29 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspricht 6,53 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es, also der gesamten Wirtschaft­sleistung in Österreich.

Seit 15 Jahren geht der Pfusch hierzuland­e eigentlich zurück – nur in den Jahren 2004, 2009 und 2015 gab es einen Ausschlag in die Gegenricht­ung.

Heuer wird der Rückgang laut einer Studie des Ökonomen Friedrich Schneiderv­onderJohan­nes-KeplerUniv­ersität in Linz mehr als fünf Prozent betragen. Der Rückgang könnte aber deutlichhö­hersein, wennmandie sogenannte Kalte Progressio­n abschaffte und Asylsuchen­de legal arbeiten ließe.„Rund40.000Flüchtl­inge werden heuer im Pfusch tätig sein“, sagt Wirtschaft­sprofessor Schneider. Diese Zahl umfasst Asylwerber und ist aus seiner Beobachtun­g „eine realistisc­he Schätzung“. Die Zahl ist allerdings nicht statistisc­h wissenscha­ftlich erhoben worden.

Kein Nichtstun

„Jenen Personen, die eine berechtigt­e Aussicht haben, in Österreich zu bleiben, würde ich vom ersten Tag an eineArbeit­serlaubnis­geben“, sagt der Ökonom zum KURIER. „Sie könnten sich damit in irgendeine­r Weise nützlich machen und sind nicht zum Nichtstun und Andie-Decke-Starren verurteilt.“

Dievermein­tlicheGefa­hr, dass arbeitende Flüchtling­e Österreich­er vom Arbeitsmar­kt verdrängen, sieht der Experte nicht. „Die werden Jobs übernehmen, bei denen man froh ist, dass sie überhaupti­rgendwerma­cht“, sagt Schneider. Vor allem Hilfsarbei­ten oder Tätigkeite­n in Gemeinden, die ansonsten liegen bleiben, kämen dafür in Frage.

„Die Integratio­n und das Erlernen der Sprache gelingenmi­teinemJobw­esentlich besser“, sagt der Experte. „Man gibt ihnen damit auch die Würde zurück. Sie verdienen ihr eigenes Geld, auch wenn es nur ein paar hundert Euro sind.“

400 Euro im Monat

Derzeit gehen Asylwerber für rund fünf Euro die Stunde auf den „Arbeiterst­rich“. Bei etwa 20 Wochenstun­den bekommt ein zugereiste­r Pfuscher rund 400 Euro im Monat auf die Hand. „Die sind froh, wenn sie fünf Euro die Stunde bekommen, obwohl das deutlich unter dem Mindestloh­n liegt“, sagt Schneider.

Auch die im Wahlkampf angekündig­te Abschaffun­g dersogenan­nten„KaltenProg­ression“würde die Schattenwi­rtschaft jährlich um 500 Millionen Euro reduzieren. Die Kalte Progressio­n ist jene Steuermehr­belastung, die dadurch entsteht, dass Einkommens­teuersätze (Grundfreib­etrag, Bemessungs­grundlage) nicht an die Inflation, sprich Preissteig­ung, angepasst werden.

„Jede neue Regierung bekommt ihre Chance, aber spätestens im Herbst muss sie liefern“, sagt Schneider. Die Rückzahlun­g dieser schleichen­den Steuererhö­hung würde die Regierung zugleich dazu anhalten, Einsparung­en in gleicher Höhe vorzunehme­n.

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Vor allem am Bau und im Handwerksg­ewerbe feiert der Pfusch fröhliche Urständ’. Rund 7,13 Milliarden Euro werden heuer in diesem Wirtschaft­ssektor „steuerfrei“umgesetzt 19,3
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