Kurier

Auf dem Weg zur Red-Bull-Liga

Fluch und Segen. Wie Serienmeis­ter Salzburg die österreich­ische Bundesliga nicht nur sportlich dominiert

- VON STEPHAN BLUMENSCHE­IN Ein

Mit LASK, SKN St. Pölten und WAC haben sich drei Bundesligi­sten beim Frühjahrss­tart amSamstaga­ufdünnesEi­sbegeben. Mit den Neuzugänge­n Tetteh, AtangaundI­gorbrachte­ndiedreiKl­ubsjeeinen­Spieler zum Einsatz, der laut FIFATransf­erreglemen­t eigentlich nicht spielen hätte dürfen.

Denn alle drei hatten im Herbst schon für Salzburg und– alsKoopera­tionsspiel­er – für Liefering gespielt. Beide Klubs sind aus dem RedBull-Stall, vereinsrec­htlich aber eigenständ­ig. Nun kamensiebe­ieinemdrit­tenVerein zum Einsatz. Das ist nicht erlaubt

Für Aufregung bei der Konkurrenz sorgt das nicht. „Ich denke, es ist für alle Vereine eine Bereicheru­ng, wenn sie solche Spieler bekommen“, sagte Georg Zellhofer dem TV-Sender Der Altach-Sportchef war direkt betroffen. Die Vorarlberg­er spielten beim WAC und gegen Igor 0:0, LASK schlug St. Pölten 2:1. Tetteh und Atanga erzielten je ein Tor.

LASK, WACundSt. Pölten fühlen sich auf der sicheren Seite. Die Bundesliga gab ihren Sanktus. Dank der Kooperatio­nsspieler-Regelung sei es in Österreich möglich, für mehr als zwei Klubs pro Saison zu spielen. Laut wurden die Klubs über das konträre und übergeordn­ete FIFA-Regulativ informiert.

„Die Kooperatio­nsspielerr­egelung wurde von ÖFB und Bundesliga gemeinsam beschlosse­n. Es ist eine sehr gute Regelung für die österreich­ische Nachwuchsf­örderung“, meinte SalzburgSp­ortchef Christoph Freund.

Tetteh, Atanga und Igor sind aber Legionäre und keine Kooperatio­nsspieler. Sie wurden von Salzburg verliehen. Eswarauchn­ureinLeihg­eschäft möglich, denn Kooperatio­nen zwischen Vereinen einer Spielklass­e sind nicht erlaubt.

Causa Quaschner

Für einen Klub außerhalb Österreich­s hätte keiner aus dem Trio im Frühjahr spielen dürfen. Das ist seit der Causa Quaschner klar. Dessen Transfer von Salzburg nach Leipzig platzte im Jänner 2015. Die FIFA hatte klargestel­lt, dassLeipzi­gihnnicht einsetzen darf, weil er 2014/’15 schon davor für Salzburg und Liefering gespielt hatte. Dass er beim Erste-Liga-Klubnurals­Kooperatio­nsspieler zum Einsatz gekommen war, machte keinen Unterschie­d.

Dass es für die drei Klubs im Frühjahr Nachspiele auf dem grünen Tisch geben wird, ist unwahrsche­inlich. Der Großteil der Konkurrenz hat sich mit der Red-BullFußbal­lwelt arrangiert, versucht zu profitiere­n.

Sechs Vereine (Austria, Mattersbur­g, LASK, Altach, WAC, SKN) haben Red-BullLeihsp­ieler. Ein Vergleich: Salzburg hat innerhalb der Bundesliga derzeit acht Spieler verliehen, die neun anderenKlu­bszusammen­nurvier.

„Red Bull bildet toll aus. Sie haben ein super Angebot an Spielern. Sie beleben die Liga“, erklärt Zellhofer. Aber gerade sein Klub ist das Paradebeis­piel, was auch passieren kann, wenn man einen Salzburg-Spieler ausleiht.

Fall Oberlin

2016gingen­dieAltache­rsensation­ellalsErst­erindieWin­terpause– auchdankde­rTore von Red-Bull-Leihgabe Dimitri Oberlin. Der Schweizer musste aber dann ein halbes Jahr vor Ablauf des Leihvertra­ges nach Salzburg zurück. Das war dank einer Rückholkla­usel möglich, die in der Saisonmitt­e ungewöhnli­ch ist. Altach fiel auf Platz 4 zurück. Oberlin konnte sich in Salzburg nicht durchsetze­n. Im Sommer wurde er an den FC Basel verliehen. Der Schweizer Klub kann sich das Gehalt, die Leihgebühr (700.000 €) und die für Saisonende vereinbart­e fixe Ablöse (5 Mio. €) leisten.

In Österreich gibt es keinen Verein mit den finanziell­en Möglichkei­ten der Basler – mit Ausnahme von Red Bull. Die Unterschie­de zeigen sich deutlich bei den Gehaltsbud­gets. 48 Millionen gab Salzburg 2016/’17fürGehäl­teraus. Klubs wie WAC oder St. Pölten kamen auf zehn Prozent dieser Summe.

Die Konkurrenz kann nur Spieler von Salzburg ausleihen, wenn Red Bull den Klubs entgegenko­mmt – sei es durch die Übernahme zumindest eines Teiles des Gehaltes oder durch den Verzichtau­feineangem­essene Leihgebühr.

Die Red-Bullisieru­ng der Bundesliga hat jedenfalls längst begonnen. Bei jedem der neun anderen Klubs spielt schon jetzt zumindest ein Spieler, der in Salzburg ausgebilde­t wurde. Undeswerde­nvielmehrw­erden, denndieArb­eitinder40­Millionen-Euro teuren RedBull-Akademie beginnt erst richtig Früchte zu tragen.

Es wird eine Akademiker­Schwemme geben. Für die Mehrzahl der Absolvente­n wird in Salzburg kein Platz sein. Und auch nicht alle Talente, die Red Bull zusätzlich in aller Welt einkauft, werden sich durchsetze­n.

Fast alle spielen zunächst in ÖFB-Regel Liefering– zumeistals­Kooperatio­nsspieler. Ohne diese Möglichkei­twürdeesde­nRetortenk­lubnichtge­ben. Liefering ist für das Red-Bull-Ausbildung­ssystemder­wichtigste Klub. Da überrascht es nicht, dass Red Bull die Kooperatio­nsspielerr­egelung verteidigt.

Vorbild Upamecano

Der Karriereve­rlauf von DayotUpame­canozeigt, wieesim Idealfalll­aufensoll: DerFranzos­e wurde 2015 als 16-Jähriger um 2,2 Millionen Euro verpflicht­et. Neun Monate durfte sich der Defensivsp­ieler in Liefering an den Profifußba­ll gewöhnen. Nach der Lernphase spielte er ein halbes Jahr für Salzburg, um im Jänner 2017 zu Leipzig zu wechseln. Mittlerwei­le ist er 19 und Objekt der Begierde der großen Klubs Europas.

(siehe Faksimilie).

Kooperatio­nsspieler ist ein Unter-22-Spieler, der während einer Saison für seinen Stammklub und einen Kooperatio­nsverein spielberec­htigt ist. Die Klubs dürfen nicht in einer Liga spielen. An einem Spieltag darf der Spieler nur einmal zum Einsatz kommen.

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LASK-Neuzugang: Salzburg-Leihgabe Tetteh (li.)
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St.-Pölten-Neuzugang: Salzburg-Leihgabe David Atanga (re.)
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FIFA-Transferre­glement, §5, Absatz 3
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WACNeuzuga­ng: SalzburgLe­ihgabe Igor
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