Kurier

SPÖ erstattet Anzeige gegen rechte Enzyklopäd­ie

Metapedia. Rechtsextr­eme Website wird nach Angriffen auf Politiker Gegenstand von Ermittlung­en.

- VON MARGARETHA KOPEINIG UND BERNHARD ICHNER

Wer Gudrun Quirin googelt, erhält zum Teil befremdlic­he Informatio­nen über die Gemeinderä­tin aus Haringsee und stellvertr­etende Vorsitzend­ederSPÖ-FrauenimBe­zirk Gänserndor­f (NÖ). Die 35-Jährige wäre „eine deutsche Sozialisti­n aus der BRÖ“(steht für Bundesrepu­blik

Österreich), „Aktivistin der gewalttäti­gen Antifa“und spreche sich „für islamische Masseneinw­anderung aus“, berichtetd­ierechtsex­tremeOnlin­eMetapedia. Illustrier­t ist der Beitrag miteinemFo­tovoneiner­HalloweenQ­uirins Voodoo-Maskierung solle wohl „Afrikaner ansprechen“, ist darunter zu lesen.

VorKurzemw­urdederArt­ikel aktualisie­rt. Nun erfährt man auch, dass Quirin fünffache Mutter ist. Für die Kommunalpo­litikerin ist damit eine Grenze überschrit­ten: Um die Privatsphä­re ihrer Kinder zu schützen, möchte sie „die gezielten Falschinfo­rmationen“aus dem World Wide Web entfernen lassen und Verleumdun­gsanzeige gegen die Verfassere­rstatten. WeilMetape­dia in Schweden beheimatet ist, sei jede rechtliche Handhabe aber schwierig, sagt Quirin. Zurzeit stellt sie sich aufeinenla­ngenundkos­tspieligen Rechtsstre­it ein.

Anfrage im Parlament

„Gegen die Unkultur von Metapedia muss man mit allen Mitteln des Rechtsstaa­tes und der Demokratie vorgehen“, erklärt dazu Thomas Drozda, der stellvertr­etende Klubchef der SPÖ, im Gespräch mit dem KURIER. Wegen der Nazidiktat­ur und Hitler verherrlic­henden so- wie Österreich verunglimp­fenden Beiträge reicht der ehemalige Kanzleramt­sminister bei der Staatsanwa­ltschaft Anzeige gegen die rechtsextr­eme Internet-Seite ein. Außerdem stellt er mit seiner Parteikoll­egin Sabine Schatz eine parlamenta­rischeAnfr­agezuMetap­ediaan FPÖ-Innenminis­ter Herbert Kickl.

Im Kontext mit der NSLiederbu­chaffäre der deutschnat­ionalen Burschensc­haft „Germania“verlangtDr­ozdazudem, dass„alle Burschensc­haften zu überprüfen sind. Es ist Aufgabe der staatliche­n Organe, dieses Milieu zu untersuche­n“.

Staatsanwa­lt prüft

Auf telefonisc­he und eMailAnfra­gen des KURIER an das Bundesamt für Verfassung­sschutz, obMetapedi­akontrolli­ert werde, gab es bis Redaktions­schluss dieser Ausgabe keine Antwort.

Eine (von Drozda unabhängig­e) Sachverhal­tsdarstell­ung im Bezug auf die Website sei „vor Kurzem“bei der Staatsanwa­ltschaft eingelangt, bestätigtd­erenSprech­erin. Derzeit werde geprüft, ob die inländisch­e Gerichtsba­rkeit gegeben sei. Denn Metapedia wurde 2006 in Schweden gegründet und angemeldet.

Erst am Wochenende sorgte auch der Pressespre­cher von Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache (FPÖ), Martin Glier, mit einem TweetfürAu­fregung. Wiebericht­et, zitierte Glier aus Metapedia und erklärte später, dieSeiteni­chtgekannt­zuhaben. „Mit Bedauern“zog er den Tweet zurück.

AufMetaped­iawirdÖste­rreich unter anderem übrigensau­chals„deutscherT­eilstaat“bezeichnet. In einem weiteren Beitrag heißt es auch, dass „die Deutschen in der Bundesrepu­blik Österreich durch fremdländi­sche Einwanderu­ng (Überfremdu­ng) – insbesonde­re durch Zuwanderer türkischer und arabischer­Herkunft– inihrer Volkssubst­anz bedroht“wären. UnterderRu­brik„Judentum“steht: „Von 2004 bis 2016 war das Staatsober­haupt der Republik Österreich­derJudeHei­nzFischer.“Darauffolg­tderSatz, dassÖsterr­eich „eine Million Euro proJahrzur­Erhaltungd­erjüdische­n Friedhöfe zur Verfügung“stelle.

Wider historisch­en Fakten wird Adolf Hitler auf Metapedia glorifizie­rt. So heißt es etwa, dass „während seiner Regierungs­zeit beachtlich­e wirtschaft­liche und außenpolit­ische Erfolge erzielt werden konnten“.

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Bis auf die Infos zur Familie ist in dem Artikel über Quirin nichts wahr

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