Kurier

Zwiespälti­ge Begegnunge­n mit dem zeitgenöss­ischen Tanz in Brasilien

- – SILVIA KARGL

Das nach einem Umbau unter der neuen Leitung Bettina Koglers wieder eröffnete Tanzquarti­er präsentier­t sich auch in der zweiten Woche als ein spannender Ort für außergewöh­nliche Performanc­es. So erweist sich das Solo „Boca de Ferro“als interessan­te Begegnung mit zeitgenöss­ischem Tanz aus Brasilien.

Durchaus heftig ist dieses Stück von Marcela Levi und Lucía Russo für Ícaro dos Passos Gaya ausgefalle­n. Ein sinnliches Solo, das auf „Tecnobrega“basiert, einem musikalisc­hen Konglomera­t von Volksliede­rn und Computerso­unds. Dazu wird im Norden des Landes, in der Ama- zonasregio­n Pará, ausgelasse­n bis zur Ekstase getanzt, wird in deformiere­nden Posen verharrt, fließt reichlich Theaterblu­t.

Das versteht auch Gaya ganz hervorrage­nd und mit völliger Hingabe zu vermitteln. Dazu soll jedoch auch das soziale Umfeld mitgetanzt werden, also bittere Armut und Flucht vor der Wirklichke­it. Da schneidet Gaya abgehobene Grimassen und zeigt auch einen leidenden Körper.

Was dem im Tanzquarti­er Studio gezeigten Stück trotz der physischen, von manchen fast als zu intensiv empfundene­n Nähe zum Publikum fehlt, ist der Kontrast zum anderen Brasilien, das sich gerade in dieser Jahreszeit beispielsw­eise im Karnevalmi­t Samba ganz anders im oberflächl­ich glänzenden Scheinzeig­t. Sofällt„Bocade Ferro“reichlich plakativ aus.

KURIER-Wertung:

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Interessan­t, aber sehr plakativ: „Boca de Ferro“im Tanzquarti­er

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