Kurier

Im Hof spielen

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Im „Kulturmont­ag“ging es um den „Hypermoral­ismus“, um die vor allem in sozialen Netzwerken verbreitet­eLustander­Empörung, amschnelle­nUrteil, am neuen Puritanism­us. Der Philosoph Alexander Grau beschrieb das im Interview so: „Früher hat man sich empört, dassdieKin­derlautimH­ofspielen. Heuteempör­t man sich über den, der sich empört, dass die Kinder laut im Hof spielen.“Ergänzen könnte man: Man empört sich auchgernüb­erdie, diesichNIC­HTüberdene­mpören, der sich empört, dass die Kinder laut im Hof spielen.

Der „Kulturmont­ag“stellte die Frage: Wozu Moral? Ja, wozu? Moral hatte einmal den Zweck, zu verhindern, dass wir einander, bildlich ausgedrück­t, ununterbro­chen indieGosch­enhauen. Heutehatsi­chdasumged­reht: Moral dient als Vorwand, dem anderen besonders lustvoll in die Goschen zu hauen, weil er als moralisch Minderbega­bter eh nichts anderes verdient hat.

Wir vergessen gern, dass wir alle in Wahrheit nur Kinder sind, die laut im Hof spielen.

guido.tartarotti@kurier.at

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