Kurier

Österreich­s Mufti unter Radikalen-Verdacht

Der oberste Rechtsgele­hrte der IGGÖ ist in Verein, der „strenge Scharia“befürworte­t

- – BERNARDO VORTISCH

Die Islamische Glaubensge­meinschaft­in Österreich( IG G Ö) bemüht sich in den vergangene­n Jahren vermehrt um Modernisie­rung – trotzdem machen sich noch immer Überbleibs­el aus alter Zeit bemerkbar.

Mustafa Mullaoglu, der Muftid es IGGÖ, hat mits einer Kopf tuch empfehlung für muslimisch­e Frauen „ab der Pubertät“schonverga­ngenes Jahr Aufsehen erregt und ist laut ihrer offizielle­n Website Mitglied in der umstritten­en islamische­n Gelehrten organisati­o nEC FR( Europe an Council for Fatwa and Research). Die Fatwa ist eine muslimisch­e Rechtsausk­unft, die vom Mufti, der im Islam die Funktion eines Gutachters erfüllt, erteilt wird.

Der Vorsitzend­e dieses Vereins istYusufal-Q ar adawi und gilt als „globaler Mufti“. Er hat zweifelhaf­te Bekannthei­t erlangt, weil er die Todesstraf­e für Homosexuel­le gefordert und den Holocaust als eine „gerechte Strafe Allahs für die Juden“bezeichnet hat.

Laut einer Untersuchu­ng des deutschen Verfassung­sschutzes im Jahr 2015 hält derECFR„un missverstä­ndlich an der strengen Auslegung der S ch ariafe st, wonach Abtrünnige vom muslimisch­enGlauben in einem islamische­n Staat hingericht­et werden können“.

Die Organisati­on und ihr Vorsitzend­er sollen auch einige Schnittpun­kte mit der Muslim bruderscha­ft aufweisen.

Und mittendrin einö st er reichis ch erMufti? Den Wiener Politik wissenscha­ftler Thomas Schmidinge­r „wundertdas­nicht“: ErsiehtMul­laoglu, der türkische Wurzeln hat und kein Deutsch spricht, als Vertreter des politische­n Islams mit einer national-konservati­venAusrich­tung.

Beim IGGÖsc he intMullaog­lus Mitgliedsc­haft inder Organisati­on kaum jemanden bekannt, sein Einfluss halte sich als Mufti in Grenzen, heißt es auf KURIER-Nachfrage. Das Amt sei„ ehrenamtli­ch“und eher„ repräsenta­tiv “, sagt auch Zekirija Sejdini von der Fakultät für islamische Relig ions pädagogik an der Universitä­t Innsbruck.

In den Moderni sie rungsbemüh­un gens ind die meisten Positionen der IGGÖ neu besetzt worden – Mullaoglu ist jedoch in seiner alten verblieben. Seine Funktionsp­eriode ist vorbei und dieses Jahr soll vom Schurarat, der für die internen Regeln der IGGÖzustän­digist, einneuer Mufti gewählt weden. Es ist nicht ausgeschlo­ssen, dass Mullaoglu erneut kandidiert. Laut Ümit Vural, Vorsitzend­er des Schurarats, ist Mullaoglu „weder antisemits­ch noch extremisti­sch“.

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