Fahrgemeinschaften gegen Pendler-Chaos
Grüne fordern „grüne Spuren“auf A2
Zahlreiche Städte in den USA und Europa haben sie bereits, nun soll auch das Wiener Umland welche bekommen: Fahrstreifen exklusiv für mehrfach besetzte Autos. Joachim Kovacs, Landessprecher der Wiener Grünen, will auf der Südautobahn (A2) südlich von Wien einen Testbetrieb mit „grünen Spuren“starten. Auch E-Autos und Busse sollen am Stau vorbeifahren dürfen. Langfristig sollen so das Verkehrsaufkommen undderCO2-Ausstoßsinken. Das Verkehrsministerium reagiert aber ablehnend. Wenig halten auch Kenner der Situation auf der Autobahn in Niederösterreich von der Idee. Die potenzielle Teststrecke sei bereits jetzt ein Stau-Hotspot, heißt es. Sperre man eine Spur, verschärfe sich die Situation.
Im Frühverkehr an den langen Stauschlangen auf den Stadteinfahrten vorbeibrausen – danach hat sich so mancher Pendler schon oft gesehnt. Die Wiener Grünen wollen diesen Wunsch nun erfüllen – aber nur jenen, die Mitfahrer einsteigen lassen.
Konkret will Landessprecher Joachim Kovacs auf der Südautobahn (A2) bei Wien eine sogenannte „grüne Spur“testen. Sie soll Lenkern vorbehalten sein, die mindestens eine Person chauffieren oder ein E-Auto fahren. So soll langfristig die gleiche Anzahl an Personen in weniger Autos ans Ziel kommen–wodurch das Verkehrs aufkommen sinken würde. Zahlen des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) zeigen, dass es bei der Auto-Besetzung Luft nach oben gibt: In den Fahrzeugen, die die Wiener Stadtgrenze passieren, sitzen im Schnitt lediglich 1,1 Personen. In ganz Österreich werden nur fünf Prozentd er Arbeitswege als Mitfahrer zurückgelegt.
„Grüne Spuren können auch zur Reduktion des CO 2Au stoße seinen positiven Beitrag leisten “, istKovacsüb erzeugt. Als möglichen Startpunkt für die Tests pur nennt er Guntramsdorf (NÖ). Laufe der Testbetrieb gut, könne man das Konzept auf andere Autobahnen ausdehnen.
Rüdiger Maresch, Verkehrssprecher der grünen Rathaus fraktion in Wien, will auf dem exklusiven Fahr streifen auch Busse zulassen .„ Es geht darum, Pendlern eine schnelle Alternative zu bieten, damit wir weniger Autos in Wien haben.“Die grünen Spuren sollen nicht in Konkurrenz zumÖffi-Ausb au stehen, betontKovacs. Aber: „Wenn das Verkehrs ministerium und die Landes kaiser in Niederösterreich und im Burgenland kein Öffi-Netz für die PendlerzurV er fügung stellen, müssen wir Vorschläge machen.“
Märchen Aufblaspuppe
WolfgangJ. BergervomInstitut für Verkehrswesen an der Universität für Bodenkultur (BOKU) hat derartige Streifen für mehrfach besetzte Kraftfahrzeuge(mbK), wiees im Fachjargon heißt, für den Raum Wien bereits vor 15 Jahren untersucht. „Die Studie zeigt, dass sich ein mbK-Streifen in gewissen Bereichen volkswirtschaftlich lohnen würde – wegen der personenbezogenen Zeitersparnis“, sagt er. Aber es gebe Hindernisse: „Gemeinsam an den Arbeitsplatz zu kommen, mag ja noch gehen. Doch wie komme ich wieder heim?“Auch die Überwachung sei schwierig. Das „klassische“Gegenargument, dass Lenker mit Aufblaspuppen schummeln, stimme hingegen nicht. Berger: „Das klingt witzig, ist real aber ein Märchen.“
Vorreiter
In Oberösterreich ist eine „grüneSpur“aufderRohrbacher Straße seit 1998 Realität. Zwischen Puchenau und Linz dürfen Autos mit mindestens drei Insassen stadteinwärts auf rund drei Kilometern die Busspur nutzen. Auf dem Streifen ist die Fahrzeit im Pendlerverkehr laut Berechnungen der BOKU um 20 Minuten kürzer. Die Polizei kontrolliert die Einhaltung. Bei Barzahlung kostet ein Verstoß 20 Euro; für eine Strafverfügung sind bis zu 70 Euro fällig. Auch internationalgibt es zahlreiche Beispiele fürmbK- Streifen–etwa in Madrid, Bristol und mehreren Städten in den USA.
Skepsis
Kovacs hofft nun auf Gespräche mit dem Verkehrs ministerium. Dort zeigt man sich vorerst ablehnend: Man wolle den Vorschlag nicht verfolgen, sagt ein Sprecher. „Die A2beiGuntra ms dorfi st einer der am stärksten befahrenen Autobahn abschnitte Österreichs .“
Das bestätigen die Daten des VCÖ. Bei Biedermannsdorf sind im Schnitt pro Tag 151.730 Pkw und Kleintransporter unterwegs. Kenner der Situation halten von einem Testbetrieb auf der A2 daher wenig. Schon jetzt sei die Strecke mit vier Spuren inder Früh und am Abend ein Hotspot. Gebe es eine Panne oder einen Unfall stehe die Kolonne. Sperre man eine Spur, verschärfe sich die Situation.