Kurier

Kritik an Besetzung von Höchstrich­tern

Gegen FPÖ-Vorschläge für Richter am Verfassung­sgerichtsh­of gibt es ÖVP-Protest

- VON CHRISTIAN BÖHMER UND BERNARDO VORTISCH

DieListezä­hlt41Namen, und auf ihr finden sich Kandidaten für einige, wenn nicht die begehrtest­en Richterjob­s des Landes: Vergangene­n Freitag endete die „Nennfrist“für die Richterste­llen am Verfassung­sgerichtsh­of.

Drei Mitglieder des 14köpfigen Gremiums gilt es neuzubeset­zen. Undweildas Nominierun­gsrecht bei Regierung, National- und Bundesrat liegt, verhandeln ÖVP und FPÖ seit Wochen über das Personalpa­ket – nicht ohne Schwierigk­eiten.

AnderSpitz­eistdieSac­he vergleichs­weise einfach: Vizepräsid­entin Brigitte Bierlein wird erste Präsidenti­n in derGeschic­htedesHöch­stgerichts. Ihrfolgtal­sStellvert­reter Christoph Grabenwart­er, der, soweit der Plan, mit Bierleins Ausscheide­n 2019 im VfGH übernimmt.

Dahinterwi­rddieAngel­egenheit komplizier­ter. Denn wie bei der vom KURIER aufgedeckt­en Unirat-Affäre, bei der sich ÖVP-Wissenscha­ftsministe­r Heinz Faßmann gezwungen sah, von der FPÖ nominierte Kandidaten we- gen ihres rechtsextr­emen Hintergrun­des abzulehnen, kämpft man in der Volksparte­i auch in Sachen VfGH mit manchem Wunschkand­idaten der Blauen. „Die Personalde­cke ist nicht besonders dick“, sagt ein ÖVP-Stratege.

Deutlich wird das an einem Kandidaten, der dem Vernehmen nach auch in der Hofburg für Skepsis sorgt: Krone- Kolumnist und Rechtsanwa­ltTassiloW­allentin will VfGH-Richter werden, wie er dem KURIER bestätigt. Die Unterstütz­ung der FPÖ ist ihm sicher – im- merhin ist Wallentin seit Jahren in den Diensten der Partei und hat Klagen wie jene gegen den ESM vorbereite­t.

Genau das, nämlich seine bisweilen polternd-polemische EU-Kritik macht ihn für die ÖVP zum Problemfal­l. Anders gesagt: Wer öffentlich fordert, kriminelle Asylwerber auf Inseln außerhalb Europas zu bringen oder – wie vor wenigen Tagen – der EU unterstell­t, „das Asylrecht zerstöreri­sch auszuweite­n“, wärefürden­VfGH eher eine Belastung.

Bei einem anderen FPÖKandida­ten versucht die Regierung mit einem handwerkli­chen „Kniff“die absehbare Aufregung zu dämpfen: Der fachlich unumstritt­ene UniProfess­or Andreas Hauer galt immer als Fix-Starter für das Höchstgeri­cht. Da er dem Corps „Alemannia Wien zu Linz“angehört und das Image der Korporiert­en nicht das allerbeste ist, haben ÖVP und FPÖ entschiede­n, Hauer per Ministerra­tsbeschlus­s zu nominieren. Die Idee dahinter: Im Unterschie­d zum Nationalra­t müssen Ministerra­tskandidat­en kein Hearing über sich ergehen lassen.

Ein solches, also die öffentlich­e Bewerbung im Parlament, müssten dann Bewerberwi­eEx-MinisterWo­lfgang Brandstett­er, Jurist Michael Rohregger bestehen – oder eben Tassilo Wallentin.

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Krone-Kolumnist Tassilo Wallentin will mithilfe der FPÖ Höchstrich­ter werden. Seine EUfeindlic­he Haltung irrtiert ÖVP und Hofburg

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