Neue Heimat für den Bayern-König
Comeback. Seehofer braucht einen Job und wird zum „Superminister“
So zäh die Koalitionsverhandlungen wirkten, so lustlos verlief auch die Pressekonferenz am Mittwoch: Merkel war übermüdet, Schulz mühte sichumWorte. Nureinerhatte trotz Schlafentzug ein Lächeln auf den Lippen und einen Sager parat: „Passt scho“, kommentierte Horst Seehofer den Koalitionsvertrag. Übersetzt für alle NichtBayern heißt das: Er ist außerordentlich zufrieden.
Kein Wunder. Nach der verlorenen Wahl, dem Zwist um seine Nachfolge als Ministerpräsident, kehrteermitvollen Händen nach München zurück: DreiMinisterienhatte er im Gepäck: Verkehr und Digitale Entwicklung und Inneres. Das Feilschen war nicht einfach. Teilweise habe man sich angeschwiegen, teilweise sei es „bleihaltig“gewesen, ließ er wissen. Und dass er mit 68 Jahren wieder in die Bundespolitik zurückkehrt, sollte die Große Koalition kommen. In Berlin werkte er schon als Minister für Gesundheit und Landwirtschaft. Und diesmal garals„Superminister“mitInnenressortunddenBereichen Wohnungsbau und Heimat. Dabei gehe es um weit mehr als„Dirndl, Lederhose, Folklore“, reagierte er in leicht beleidigtemTon. EsgeheumdieOrte, woMenschenihreWurzeln hätten, wo Menschen täglich lebten und Freundschaften hätten, so Seehofer. „Das wollen wir unterstützen.“
Kein Platz in Bayern
Mit dem Posten bekommt auch er eine neue politische Heimat: In Bayern gilt NochCSU-Chef Seehofer als König ohne Reich. Der Thronfolger für die Staatskanzlei ist fix – und lässt keine Gelegenheit aus, dies zu demonstrieren. Als Prinzregent Luitpold erschien Markus Söder bei der „FastnachtinFranken“underklärte, er bewundere den Regenten, da dieser viel für die Menschen getan habe. Söder übt sich als Landesvater. Für seinen Ex-Rivalen, der nach Berlin gehen wird, freue er sich, „weil er an dieser Stelle etwas bewegen kann. Das ist auch für Bayern wichtig.“
Einfach wird es nicht: Das Innenministerium führen traditionell Juristen. Seehofer hat nicht studiert, kokettiert aber gerne damit, „Erfahrungsjurist“zu sein. Das wird er beweisen müssen. Härte willerjedenfallsinderFlüchtlingspolitik zeigen. Im Falle einer neuen Migrationswelle willerschonanderdeutschen Grenze über Einreise oder Abweisungen von Schutzsuchendenentscheiden, sagteer im Bayerischen Rundfunk.