Kurier

Zwei Tote: Tochter lehnte Behandlung ab

Wien. Mutter und Tochter tot aufgefunde­n, der Hintergrun­d ist unklar. 15-Jährige war psychisch krank.

- VON DANIEL MELCHER

Dieser Fall stellt die Ermittler vor ein Rätsel: Am Mittwoch wandte sich Sahabettin G. an die Polizei, weil er schon seit längerer Zeit nichts mehr von seiner 45-jährigen Ex-Frau und seiner Stieftocht­er gehört hatte. In Gegenwartv­on Polizisten wurde die Wohnung in der Rußbergstr­aße in Floridsdor­f geöffnet, dort fand man die Leichen von Fatma G. (45) und ihrer Tochter Tuba Ö. (15). Das Landeskrim­inalamt Wien nahm die Ermittlung­en auf.

„Es wurden keine äußerliche­n Verletzung­en festgestel­lt. Nach derzeitige­m Stand gehen wir von keinem Fremdversc­hulden aus“, sagt Polizeispr­echer in Irina Steirer.

Auch die Obduktion der Toten brachte keine anderen Erkenntnis­se. Klar ist, dass die Leichen bereits stark verwest waren und mehrere Wochen inder Wohnung lagen. Die 45- und die 15-Jährige wurden in verschiede­nen Räumen aufgefunde­n. Ein gemeinsame­r Selbstmord wird ebenso wenig ausgeschlo­ssenwie eine Krankheit, etwa eine Gehirn haut entzündung.

Zweiter Polizeiein­satz

Die Nachbarn in dem Gemeindeba­u können sich auf die Familientr­agödie keinen Reim machen. Keiner der Bewohner hatte in den vergangene­n Wochen einen auffällige­n Geruch wahrgenomm­en.

Es war nicht der erste Einsatz der Exekutive an dieser Wohnadress­e: Im September suchten die Beamten bereits nach Fatma und Tuba. „Fatmas Schwester hatte sich große Sorgen gemacht, weil sie sie nicht erreichen konnte, und hatte die Polizei verständig­t“, sagt Nachbarin Gertrude R. (80) zum KURIER. Laut Polizei öffneten die beiden erst nach mehrmalige­n An läuten die Tür.

„M anhörte immer wieder Schreie, es hat sich wie Kämpfe angehört “, erzählt R. Das letzte Lebenszeic­hen habe sie vor Silvester wahrgenomm­en. Tuba sei einmal zu ihr gekommen und hätte gefragt: „Haben sie gestern den Kampf zwischen meinem Stiefvater und meiner Mutter gehört? Es gab so viel Blut.“

Eine ähnliche Geschichte tischte die nicht mehr schulpflic­htige 15-Jährige dem Jugendamt auf, das die Familie betreute – und das, obwohl Stiefvater Sahabettin G. gar nicht mehr bei ihnen wohnte.

Das Mädchen dürfte psychisch krank gewesen sein, es habe immer wieder Probleme gegeben. Der Stiefvater zog bereits vor Monaten aus und ließ sich scheiden.

Weil es immer wieder zu Problemen kam, wurde vor mehr als einem Jahr die Obsorge für das gemeinsame Kind(Tubas dreijährig­e Halb schwester) Sahabettin zugesproch­en. Von der MA 11 heißt es, dass der Stiefvater am Mittwoch die Polizei verständig­te, weil sich das Jugendamt an ihn gewandt hatte.

„Weil wir schon länger nichts mehr von der Familie gehört hatten “, sagt Behörden sprecherin Herta Staffa. Die 15-Jährige soll ein äußerst schwierige­r Fall gewesen sein. „Sie verweigert­e die Kooperatio­n mit uns; hat alles abgelehnt, auch eine psychiatri­sche Behandlung.“Außerdem soll Tuba Ö. – vor allem gegenüber ihrer Mutter– immer wieder den Ton angegeben haben.

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