Kurier

Runder Tisch zu Ärzte-Wartezeite­n

Überfüllte Ordination­en. Gerade in Wien gibt es auch bei der Versorgung von Kindern massive Engpässe

- VON JOSEF GEBHARD

Der KURIER-Bericht über die urlaubs- und grippebedi­ngten enorm langen Wartezeite­n bei Allgemein medizinern hat erste politische Konsequenz­en: G es und heits ministerin Beate Hart ing er- (FPÖ) spricht von einem „Zustand, der im Interesse der Patienten dringend zu verbessern ist“.

Deshalb lädt sie Ärztekamme­r, Hauptverba­nd und Apothekerk­ammer zu einem Gespräch ein, bei dem „anhand von Zahlen und Fakten die Situation dargestell­t und bedarfsger­echte Lösungen diskutiert und auf Schiene gebracht werden sollen “.

Ärztekamme­r-Vizepräsid­ent Johannes Steinhart begrüßt die Initiative der Ministerin, stellt aber gleichzeit­ig klar :„ Wir lassen nicht zu, dieses Problem den Ärzten in die Schuhe zuschieben .“Laut seinen Angaben würden insgesamt über alle Fächer verteilt 1300 Kassenarzt­praxen in Österreich fehlen–gerechnet vom Stand des Jahres 2000. Dazu stehe gerade in den kommenden Jahren einePensio nie rungsw elle bei den Hausärzten bevor.

Das Problem betrifft freilich bei weitem nicht nur Allgemeinm­edizin er, sondern auch Kinderärzt­e, zumal von der diesjährig­en Grippewell­e besonders viele Kinder betroffen sind, wie Experten betonen.

„Am Nachmittag, wenn wir die akuten Fälle versorgen, kommt es in meiner Ordination derzeit zu Wartezeite­n von ein bis zwei Stunden. Das ist in Grippezeit­en so “, sagt Rudolf S ch mitzberger,K inder arzt in M arg ar eten und Ärztekamme­r-Funktionär. Er kritisiert, dass es in Wien zu wenige Kinderärzt­e mit Kassen vertrag gebe. Derzeitsin­d es laut Praxis plan 80, davon sind 15 aktuell auf Urlaub. Demgegenüb­er stehen bereits 114 Kinderärzt­e ohne Kassen. Viele sozial Schwächere könnens ich diesespriv­at medizinisc­he Angebot nicht leisten, sie weichen lieber auf die Ambulanzen aus. Hinzu kommt: „Aktuell sind neun bestehende Kassen stellen nicht besetzt “, sagt Schmitzber­ger.

Ein Befund, den Wiens Patientena­nwältin Sigrid Pilz teilt: „Vor allem in den Bezirken Favoriten und Simmering gibt es zu wenige Kinder-Kassenärzt­e. Wir haben immer wieder Beschwerde­n, dass Kinder über Monate hinweg keinen Termin bekommen.“

Beruf unattrakti­v

Laut Pilz seid er Beruf aufgrundde­r relativ geringen Honorierun­g für viele Jung mediziner unattrakti­v. Hier fordert sie Verbesseru­ngen. Wenn es nach der Patienten anwä lt in geht, sollten zudem Kinderärzt­e genauso wie Allgemeinm­edizin e rinden neuen Primärv er sorgungs zentren arbeiten dürfen.

Für die Bundes hauptstadt erwartet sich Schmitzber­ger demnächst Verbesseru­ngen:„ Derzeit arbeiten wir mit den zuständige­n Stellen daran, dass der Beruf Kinderarzt wieder attraktive­r wird.“

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Der Wiener Kinderarzt Schmitzber­ger: „Aktuell sind neun bestehende Kassenstel­len nicht besetzt“
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Pilz berichtet von häufigen Beschwerde­n über Wartezeite­n
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Hartinger lädt zu Gesprächen mit Kammern und Kassen

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