ORF reagiert auf Nazi-Sager
Widerspruch von FP-Abwerzger wurde nachgereicht
Man sieht einen über 80-Jährigen, der sich hörbar in Rage redet. Er erzählt von „Zucht und Ordnung“in der Hitlerjugend und erklärt, dass man heutenicht „stinkerteJuden“sagen dürfe – obwohl das da- mals sogar die katholische Kirche unterstützt habe. Und bei all dem sieht man, wie FPÖ-Spitzenkandidat MarkusAbwerzgerdemzornigen altenMannleichtnickendzuhört.
Am Wochenende sorgte eine Reportage des ORF Tirol kurzfristig für Aufregung. Der FPÖ-Mann sah sich dem Vorwurfausgesetzt, einNaziVersteher zu sein. Den Eindruck konnte man aufs Erste tatsächlich bekommen.
Allerdings unterblieb im ursprünglich gesendeten Beitrag ein wesentliches Faktum: NachdemderMannsich seinen Zorn von der Seele geredet hatte, widersprachen ihm sowohl Abwerzger wie auch der stellvertretende Landesparteiobmann Rudi Federspiel. Nicht empört, nicht laut – aber doch.
Daskönneunddürfeman so nicht sagen, war Abwerzgers Kommentar; jeder Mensch hätte dieselbe Würde, warf Federspiel ein.
„Ich habe dem Mann zugehört, vielleicht hätte ich ihn früher unterbrechen sollen“, sagte Abwerzger am Samstag in Reaktion auf das mitgefilmte Treffen.
Dass aber sein Widerspruch im ursprünglichen Beitrag überhaupt nicht ausgestrahlt wurde, ist eine Schwäche, die der ORF nun offenkundig auch selbst erkannt hat. So erklärte etwa die Chefredakteurin des ORF Tirol, Brigitte Gogl, man werde die Angelegenheit ordentlich „aufarbeiten“.
Dazu gehörte in einem ersten Schritt nicht nur, dass man den abgeschnittenen Widerspruch von Abwerzger und Federspiel in einem gesonderten TV-Beitrag am Samstag nachreichte. Man ließ den Freiheitlichen FPÖSpitzenkandidatenimselben Beitrag auch in einem Interview zu Wort kommen. Sein zentralerSatzdabei:„Antisemitismus und Rassismus haben in der FPÖ und in der Politik nichts verloren.“