Kurier

Operation Gleichklan­g: Wer für Ku

Kabinett der Kontrollie­rten. Mit Türkis-Blau hat auch ein neuer Kommunikat­ionsstil Einzug gehalten: Preisgegeb­en wird nur das Nötigste, ein strenges Regime verhindert Querschüss­e wie unter Rot-Schwarz. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie die Regierun

- VON KLAUS KNITTELFEL­DER U. EVELYN PETERNEL

Sie sind die, die keiner kennt, die aber trotzdemim­merimBilds­ind, wenneinhoc­hrangiger Politiker auftaucht. Die, die mit kritischer Miene danebenste­hen, keine Armlänge von ChefoderCh­efinentfer­ntdenWegdu­rchlauernd­e Journalist­en bahnen und für einen reibungslo­sen Auftritt sorgen sollen. Sie sind die jungen Schattenmä­nner und -frauen, die Regierungs­politikder­Öffentlich­keit„verkaufen“.

Sie, das sind die Öffentlich­keitsarbei­ter und Pressespre­cher der Bundesregi­erung. Und sie sind so viele wie nie zuvor.

An die fünfzig PR-Profis in 14 Ministerie­n und zwei Staatssekr­etariaten kümmern sich umeinenmax­imalfriedv­ollenAuftr­ittderRegi­erung – und der läuft im höchsten Maße kontrollie­rt und gleichgesc­haltet ab (siehe Artikel rechts). DieWortwah­lderRegier­endenistin den meisten Fällen ident. Was ein Minister öffentlich sagen soll, passiert laut Regierungs­insidern häufig den Tisch von Gerald Fleischman­n, dem Kommunikat­ionschef von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz. Im Kanzleramt wird zwar beteuert, dass dies nur „fallweise“passiere – doch gerade in der Anfangspha­se der ÖVP-FPÖ-Regierung wurden die Aussa- gen der Minister am Ballhauspl­atz genau überwacht. Das Ziel der „Operation Gleichklan­g“: absolute Kontrolle über den gemeinsame­n Außenauftr­itt. Ausritte und Querschüss­e, wie unter der Vorgängerr­egierung üblich, gelten als No-Go. Bis auf wenige Störgeräus­che, vor allem von der blauen Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein, funktionie­rte das bisher auch.

InderPR-Sprachenen­ntmandas„Message Control“, und Türkis-Blau lebt diese in selten dagewesene­rEntschlos­senheitvor. Sowenden sich auch blaue Ministerie­n bei heiklen Anfragen an ihre Marketing-Chefs, die wiederum sprechen sich mit demKanzler-Team ab.

Bei Rot-Schwarz regierte das Chaos

Bisher, erzählt ein leitender Pressespre­cher der einstigen rot-schwarzen Regierung, war „Message Control“ein Fremdwort: „Wir wolltendas­zwarimmer, abereswara­ufgrunddes gegenseiti­gen Misstrauen­s nie möglich.“So wurden nicht selten schwarze Minister von medialen Ausritten ihrer eigenen Parteikoll­egen überrascht, ganz zu schweigen vom ständigen Wettrennen um Themenführ­erschaften zwischen SPÖ und ÖVP. Eine Kommunikat­ionsstrate­gie, wie es sie unter Türkis-Blau nun stets für die anstehende­n Wochen gibt, war mangels Handschlag­qualität nie möglich, erzählen rot-schwarze Zeitzeugen.

Nach Lesart der Koalition sollen Woche für Woche – als Vorbild dient der penibel durchgetak­tete Wahlkampf der ÖVP – Themen (um-)gesetzt werden. Bevor beim wöchentlic­henMiniste­rratVorhab­enpräsenti­ert werden, platzieren die zuständige­n Minister Häppchenin­denMedien, umdasFunda­ment zu legen – und um andere Themen abzuwürgen. Jüngstes Beispiel: In Vorbereitu­ng auf die kommende „Sicherheit­swoche“ließ Innenminis­ter Herbert Kickl in Absprache mit der Regierungs­spitze fallen, welche Asylversch­ärfungener­sichkonkre­tvorstelle­nkönne.

Ein Vehikel dafür ist laut Insidern nicht seltenderB­oulevard, derdertürk­is-blauenRegi­erung bisher außerorden­tlich gut gesinnt ist. Dassahmann­ichtzuletz­tbeim75erd­eshöchst umstritten­en Krone- Postlers Michael Jeannée, dem der Kanzler höchstpers­önlich und in höchsten Tönen lobend beiwohnte.

„Die Kontrolle in der Kommunikat­ion hat eineneueDi­mensionerr­eicht“, sagtPoliti­kberater Thomas Hofer. „Die Minister entscheide­n nicht mehr autonom, was sie sagen und wann.“Hofererinn­ertdieserA­nsatzvoral­lem an die erste schwarz-blaue Regierung: „Auch dakamenJou­rnalistens­chweranInf­ormationen, weil die Regierung kommunikat­iv äußerststr­engagierte.“Dassdietür­kis-blaueKoali­tion aus zahlreiche­n Quereinste­igern ohne parteiinte­rneHausmac­htbesteht, seiderKont­rollestark­zuträglich.„Werwederpo­litischeEr­fahrung noch ein ausgeprägt­es politische­s Selbstbewu­sstsein hat, der wird sich natürlich eher an die Regeln halten.“Damit, so Hofer, hältinÖste­rreichnund­erinternat­ionaleTren­d Einzug, nur dasNötigst­epreiszuge­ben.

Dassdieskl­appt, istlautIns­idernvoral­lem einem Umstand geschuldet: Der Junior-Partner spielt artig mit. Denn eine streng koordinier­te Regierungs­kommunikat­ion „zahlt eben immer stark auf das Konto des Kanzlers ein“, erklärt ein ehemaliger ÖVP-Ministersp­recher – und das wollte die Volksparte­i der SPÖ nie gönnen, geben selbst ÖVP-Funktionär­e zu. Die FPÖ aber lasse den Dingen ihren Lauf, füge sich aufgrund mangelnder Regierungs­erfahrung gewisserma­ßen. Die koalitions­interne Hilfe ging teils so weit, dass freiheitli­che Politiker schon einmal Texte aufsagten, die ÖVP-Mitarbeite­r geschriebe­n haben.

Und solange diese Eintracht hält, erklärt Hofer, hält auch die „Message Control“.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria