Kurier

Bayern geben den Tritt für Wien vor

Innenminis­ter Kickl holt sich am Donnerstag Tipps in München. Der KURIER war schon dort

- VON CHRISTIAN WILLIM

Es dauert keine fünf Minuten. Kaum haben zwei Polizisten der Reiterstaf­fel München mit ihren Pferden den Einsatz im Englischen Garten begonnen, zücken die ersten Touristen ihre Kameras. Die Beamtenbe antworten Fragen neugierige­r Urlauber und lassen diese auf Tuchfühlun­g mit den Tieren gehen. Der Anblick der Polizisten hoch zu Ross ist durchaus imposant. Schimmel Elias etwa hat ein Stockmaß von 1,86 Metern und ist damit das zweitgrößt­e Tier im Stall der berittenen Polizei Münchens.

Der steht im Stadtteil Riem,wo1972di eR eitbe werbe der Olympische­n Sommer spiele stattfande­n .„ Ein Pferd ist etwas, wo man hingeht. Das ist ein Magnet für die Leute und einer der größtenSym­pathie träger der Polizei “, sagt Andreas Freundorfe­r,L eiter der Berittenen Polizei, währender durch die Anlage( siehe Artikel rechts) führt.

Die Diskussion­en um die Pläne von Österreich­s Innenminis­terHerbert Kickl(FPÖ ), der in Wien ebenfalls eine Einheit mit Polizei reitern aufbauen will, ist dem Haupt kommissar nicht verborgen geblieben. Und er gesteht, dass er in dieser Hinsicht nicht ganz unvoreinge­nommen ist. „Es würde mich freuen, wenn daraus was wird. Eine berittene Polizei gibt es in fast allen europäisch­en Großstädte­n – egal ob in London, Madrid oder Paris. Warum nicht auch in Wien?“, sagt er.

Kickl auf Besuch

Polizisten auf Pferden sind in Österreich vor allem ein Steckenpfe­rd der FPÖ. Für kommenden Donnerstag ist Innenminis­ter Kickl für einen BesuchbeiF­reundorfer­angekündig­t. Der hat auch mitbekomme­n, dass „die Kosten viel diskutiert wurden“.

WiederKURI­ERberichte­te, solldieVer­sorgungder­angepeilte­n 24 Pferde in Wien laut einer Kalkulatio­n der Fachabteil­ung des Innenminis­teriums 350.000 Euro jährlich kosten – die Gehälterde­rBeamtenun­ddesStallp­ersonals nicht miteingere­chnet. Ein im Herbst von der FPÖ erstelltes Papier kalkuliert hingegen nur mit 45.000EuroJah­reskostenf­ür Futter und Unterbring­ung.

LautFreund­orferbetra­gen die laufenden Kosten bei der berittenen Polizei München 350 Euro pro Tier und Monat. Diese Zahl würde aber nur bedingt für einen Vergleich mit Wien taugen. „Unsere Anlage istimStaat­seigentum“, erklärt Freundorfe­r. Daherwürde­keine Miete anfallen.

Laut dem Reiterstaf­felChef seien für Österreich wohl eher die Kosten der Berittenen­PolizeiinR­osenheim interessan­t. Der stelle man fünf Pferde zur Verfügung, die in einem Pensionsst­all untergebra­cht sind. Die Kosten für Miete inklusive Futter, Einstreu und Pferdepfle­ge belaufen sich auf 600 Euro pro Monat und Pferd, die Aufwendung­en für Hufschmied und Tierarzt eingerechn­et wären es 750 Euro.

Über 200.000 Euro

Für Wien würde das bedeuten, dass die jährlichen Kosten bei diesem Modell bei 24 Pferden mit rund 216.000 Euro zu Buche schlagen würden. Hinzu kommen noch die Gehälter für die Polizisten, deren Reitausbil­dung, und die einmalige Anschaffun­g der Ausrüstung in Höhe von 2500 Euro pro Polizist. Transporte­r für zwei Tiere, wie sie in München eingesetzt werden, sind mit 110.000 Euro in der Anschaffun­g alles andere als billig.

Die Einheit von Freundorfe­rv er fügt freilic hauch noch über eine eigene Reithalle. Dort findet gerade ein Pferde training statt. Die so genannte „Gewöhnungs­arbeit“ist jener Aspekt, der Tierschütz­er auf die Barrikaden treibt. „Pferde sind Fluchttier­e. Diesen Instinkt kann man ihnen auch nicht ab trainieren “, sagt Freundorfe­r. Doch im Einsatz müssen die Tiere mit Berührunge­n, lauten Geräuschen und ungewohnte­n optischenR­eizenumgeh­enkönnen und dabei ruhig bleiben. „Das ist ein ganz langsames Heranführe­n. Wenn dem Pferd etwas aufgezwung­en wird oder Stress dabei ist, funktionie­rt das nicht“, sagt Ausbildung­sleiter Karl Dravta, während er einen Haufen Plastikfla­schen auf den Boden schüttet. Für ein untrainier­tes Pferd würde das eine unüberwind­bare Barriere darstellen, erklärter. Wallach Hidalgo schnuppert kurz an den Flaschen. Dann schreitet er ungerührt durch den Plastiktep­pich. Stress ist ihm dabei keiner anzusehen.

 ??  ?? Zwei bis drei Streifen führt die Reiterstaf­fel der Münchner Polizei täglich im Englischen Garten durch. Die Beamten und ihre Pferde sind beliebtes Fotomotiv von Touristen und Einheimisc­hen
Zwei bis drei Streifen führt die Reiterstaf­fel der Münchner Polizei täglich im Englischen Garten durch. Die Beamten und ihre Pferde sind beliebtes Fotomotiv von Touristen und Einheimisc­hen
 ??  ?? Training: Mit einem Ball werden die Tiere an Berührunge­n gewöhnt
Training: Mit einem Ball werden die Tiere an Berührunge­n gewöhnt
 ??  ?? Diesen Hinderniss­en würden Pferde normalerwe­ise ausweichen
Diesen Hinderniss­en würden Pferde normalerwe­ise ausweichen
 ??  ?? Reiterstaf­fel Freundorfe­r würde sich über Kollegen in Wien freuen
Reiterstaf­fel Freundorfe­r würde sich über Kollegen in Wien freuen
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Für Einsätze bei Fußballspi­elen müssen sie bei Lärm cool bleiben

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