Bayern geben den Tritt für Wien vor
Innenminister Kickl holt sich am Donnerstag Tipps in München. Der KURIER war schon dort
Es dauert keine fünf Minuten. Kaum haben zwei Polizisten der Reiterstaffel München mit ihren Pferden den Einsatz im Englischen Garten begonnen, zücken die ersten Touristen ihre Kameras. Die Beamtenbe antworten Fragen neugieriger Urlauber und lassen diese auf Tuchfühlung mit den Tieren gehen. Der Anblick der Polizisten hoch zu Ross ist durchaus imposant. Schimmel Elias etwa hat ein Stockmaß von 1,86 Metern und ist damit das zweitgrößte Tier im Stall der berittenen Polizei Münchens.
Der steht im Stadtteil Riem,wo1972di eR eitbe werbe der Olympischen Sommer spiele stattfanden .„ Ein Pferd ist etwas, wo man hingeht. Das ist ein Magnet für die Leute und einer der größtenSympathie träger der Polizei “, sagt Andreas Freundorfer,L eiter der Berittenen Polizei, währender durch die Anlage( siehe Artikel rechts) führt.
Die Diskussionen um die Pläne von Österreichs InnenministerHerbert Kickl(FPÖ ), der in Wien ebenfalls eine Einheit mit Polizei reitern aufbauen will, ist dem Haupt kommissar nicht verborgen geblieben. Und er gesteht, dass er in dieser Hinsicht nicht ganz unvoreingenommen ist. „Es würde mich freuen, wenn daraus was wird. Eine berittene Polizei gibt es in fast allen europäischen Großstädten – egal ob in London, Madrid oder Paris. Warum nicht auch in Wien?“, sagt er.
Kickl auf Besuch
Polizisten auf Pferden sind in Österreich vor allem ein Steckenpferd der FPÖ. Für kommenden Donnerstag ist Innenminister Kickl für einen BesuchbeiFreundorferangekündigt. Der hat auch mitbekommen, dass „die Kosten viel diskutiert wurden“.
WiederKURIERberichtete, solldieVersorgungderangepeilten 24 Pferde in Wien laut einer Kalkulation der Fachabteilung des Innenministeriums 350.000 Euro jährlich kosten – die GehälterderBeamtenunddesStallpersonals nicht miteingerechnet. Ein im Herbst von der FPÖ erstelltes Papier kalkuliert hingegen nur mit 45.000EuroJahreskostenfür Futter und Unterbringung.
LautFreundorferbetragen die laufenden Kosten bei der berittenen Polizei München 350 Euro pro Tier und Monat. Diese Zahl würde aber nur bedingt für einen Vergleich mit Wien taugen. „Unsere Anlage istimStaatseigentum“, erklärt Freundorfer. Daherwürdekeine Miete anfallen.
Laut dem ReiterstaffelChef seien für Österreich wohl eher die Kosten der BerittenenPolizeiinRosenheim interessant. Der stelle man fünf Pferde zur Verfügung, die in einem Pensionsstall untergebracht sind. Die Kosten für Miete inklusive Futter, Einstreu und Pferdepflege belaufen sich auf 600 Euro pro Monat und Pferd, die Aufwendungen für Hufschmied und Tierarzt eingerechnet wären es 750 Euro.
Über 200.000 Euro
Für Wien würde das bedeuten, dass die jährlichen Kosten bei diesem Modell bei 24 Pferden mit rund 216.000 Euro zu Buche schlagen würden. Hinzu kommen noch die Gehälter für die Polizisten, deren Reitausbildung, und die einmalige Anschaffung der Ausrüstung in Höhe von 2500 Euro pro Polizist. Transporter für zwei Tiere, wie sie in München eingesetzt werden, sind mit 110.000 Euro in der Anschaffung alles andere als billig.
Die Einheit von Freundorferv er fügt freilic hauch noch über eine eigene Reithalle. Dort findet gerade ein Pferde training statt. Die so genannte „Gewöhnungsarbeit“ist jener Aspekt, der Tierschützer auf die Barrikaden treibt. „Pferde sind Fluchttiere. Diesen Instinkt kann man ihnen auch nicht ab trainieren “, sagt Freundorfer. Doch im Einsatz müssen die Tiere mit Berührungen, lauten Geräuschen und ungewohnten optischenReizenumgehenkönnen und dabei ruhig bleiben. „Das ist ein ganz langsames Heranführen. Wenn dem Pferd etwas aufgezwungen wird oder Stress dabei ist, funktioniert das nicht“, sagt Ausbildungsleiter Karl Dravta, während er einen Haufen Plastikflaschen auf den Boden schüttet. Für ein untrainiertes Pferd würde das eine unüberwindbare Barriere darstellen, erklärter. Wallach Hidalgo schnuppert kurz an den Flaschen. Dann schreitet er ungerührt durch den Plastikteppich. Stress ist ihm dabei keiner anzusehen.