Kurier

Die Verbannung aus der Innenstadt

Einschränk­ungen. Was Städte in Europa und Österreich tun, damit ihre Zentren nicht im Verkehr ersticken

- VON STEFANIE RACHBAUER

Verpestete Luft, verstopfte Straßen, dröhnender Lärm: Begleiters­cheinungen des motorisier­ten In dividualv er kehrs wie diese belasten Europas Metropolen und ihre Bewohner. Zahlreiche Städte versuchen daher, die Autokolonn­en an ihren Toren auszubrems­en. Die Strategien reichen von den italienisc­henSperrzo­nen um die historisch­en Zentren über die Londoner City-Maut bis hin zu verschiede­nen Formen der Umweltzone­n für Pkw

(siehe Grafik ). In Österreich hingegen sind letztere bisher nur Theorie – wobei in Wien bald Bewegung in die Debatte kommen könnte.

Im vom Fein staub geplagten Graz etwa werden seit Jahren Fahrverbot­e für Diesel-Autos diskutiert. 2012 ließ Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) die Bewohner über eine Umweltzone abstimmen. In ihr wären nur noch Diesel-Pkw mit zumindest Euro-Klasse 5 erlaubt gewesen. Rund zwei Drittel der Befragten waren dagegen. In Linz fehlt die politische Mehrheit für eine Umwelt zone.

In Wien werden dagegen sogar zwei Einschränk­ungen für den innerstädt­ischen Verkehr ausgelotet. Im Zuge der jüngsten Debatte um Parkraum konstatier­te die grüne Verkehrs stadt rätin Maria Vassilakou, dass die City-Bewohner„ mit der Verkehrs situation generell unzufriede­n sind“. Sie versprach daraufhin ein umfassende­s Verkehrsko­nzept. Mögliches Vorbild: Italienisc­he Städte.

Gegen dicke Luft

Außerdem setzen sich die Wiener Grünen für eine Umweltzone ein. Welche Fahrzeuge und Stadtteile betroffen sein könnten, lassen sie seit rund einem Jahr prüfen. Resultate waren zuletzt für Jänner 2018 angekündig­t. „Laut letzter Auskunft des Umweltbund­esamts wird es März“, sagtRüdige­rMaresch, Verkehrssp­recher der grünen Fraktion im Wiener Rathaus, zum KURIER. Skeptisch gegenüber einer Umweltzone ist der ÖAMTC. Sie würde „enormen sozialen Sprengstof­f“bergen, da sie vor allem „untere soziale Schichten“treffe, die ältere Modelle fahren.

Wie mit derartigen Hürden umgegangen werden kann, zeigt München vor. Der bayerische­n Landeshaup­tstadt, wo fast so viele Menschen leben wie in Wien, wurde 2008 als Reaktion auf die Überschrei­tung von Feinstaub-Grenzwerte­n eine Umweltzone verordnet. „Natürlich hat es Diskussion­en gegeben“, räumt Alexander Kreipl vom deutschen Verkehrskl­ub ADAC ein. „Aber keine großen Aufstände.“Heute, zehnJahres­päter, habe München kein Feinstaub-Problem mehr.

Verbot in Stufen

„Die Umweltzone ist ein probates Mittel zu Reduktion der Feinstaub-Belastung“, ist auch ein Sprecher des städtische­n Umwelt referats überzeugt. Mit einer stufenweis­en Einführung sei es in München gelungen, soziale Härtefälle zu vermeiden. „Stopp“hieß es am Mittleren Ring, der den Beginn der Zone markiert, anfänglich nur für Autos mit besonders schlechten Abgaswerte­n. Nach und nach wurden weitere PkwGruppen erfasst. Zudem gibt es Ausnahmen für Bewohner. Der ADAC lobt diese Vorgehensw­eise: „Die Stadt hat umsichtig gehandelt“, sagt Sprecher Kreipl. „Daher ist die Akzeptanz beider Bevölkerun­g da .“Das Verkehrs aufkommen habe sich durch die Zone nicht verringert, dafür seien jetzt umwe lt schonender­e Autos unterwegs.

Inzwischen feilt München an der nächsten Verschärfu­ng. Da die StickoxidW­erte (NOx) nach wie vor zu hoch seien, wolle die Stadt die Umwelt zone weiterentw­ickeln, sagt der Sprecher des Umwelt referats. Auch Autos mit hohem NOxAusstoß sollen künftig an der Innenstadt-Grenze ausgesiebt werden. Dazu fehle derzeit aber noch die rechtliche Grundlage vom Bund.

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