Ein Absturz zum Jubiläum
Schon am ersten Wettkampftag verfassten Agenturen die Eiltmeldung: „Nordkoreas Diktatoren-Schwester und Olympia-Überraschungsgast Kim
Yo-jong lädt Südkoreas Präsidenten nach Pjöngjang ein.“
Die zweiten Olympischen Spiele in Südkorea könnten bewirken, was Donald Trump verpasst hat. Eine Annäherung der verfeindeten Nachbarn, wie sie bei den ersten Spielen undenkbar war. Damals drohte Nordkorea, einen Staudamm zu sprengen und Seoul zu überfluten. Das war 1988 ...
... als Seoul Schauplatz von Sommerolympia war;
... als Russlands Kicker unter Regie ihres ukrainischen Spielmachers AlexejMichailitschenko
(heute unvorstellbar) Olympiasieger wurden;
... als Ost- und Westdeutsche getrennt marschierten;
... undalsimselben Jahrzuvor noch die Winterspiele – in Kanada – stattfanden. Bei diesen machte sich ÖSV-Coach
Hans Pum den Olympiasieger 1980, Leonhard Stock, mit einem Wortbruch zum Feind, indem er Stocks Freund und vermeintlichen Super- G- Fix starter Gerhard P fa ffenbichl er in eine Qualifikation gegen
Helmut Mayer jagte. Prompt gewann derKärntnerMayer nicht nur die Qualifikation, sondern anderntags Silber. P um durfte sich feiern lassen, nicht ahnend, dass ihm bei Olympia 2014 Mayers Sohn
Matthias Mayer mit Abfahrtsgold sogar noch mehr Freude bereiten würde.
Auch 1998 bewies Pum ein goldenes Näschen, als er in Nagano den, vom Abfahrtshorrorssturz gezeichneten Hermann Maier anstelle des chancenreichen Pepi Strobl auf die Super-G-Startliste setzte. (Erfolgs-)Resultat bekannt. Inzwischen stieg Pum, 63, zum –auch für Nordische undBo ar der zuständigen–Gesamt sport chef des Ö SV auf. Inzwischen gilt der ausgebildete Fußballtrainer mit nunmehr zehn Olympia teilnahmen als weltweit dienstältester Alpin co ach.
Inzwischen hat der Jubilar mehr Triumphe als politische Obersportler (= aktuell Heinz Christian Strache), aber auch bitterste Momente erlebt. Womit nicht der Absturz der ÖSVAdler auf der koreanischen Schanze gemeint ist.
Als 2010 in Kanada die 21. Spiele für die Alpinen medaillenlos endeten wie gestern für Gregor Schlierenzauer und Co. die 23. begannen, wurde Pum im Slalomziel vermisst.
„Typisch Schönwetter-Funktionär. Bei Pleiten net zu sehen“, motzten und schrieben Berichterstatter. Uninformiert darüber, dass P um kurz vorher abgereist war, weiler von einer lebensgefährlichen Erkrankung seines Sohnes erfahren hatte.
Den Sündern vor Ort war ihre Fehlleistung eine Lehre. Ungeachtet dessen wird die journalistische Grundregel („Zuerst recherchieren, dann urteilen“) immer öfters ignoriert. Zumal unterbezahlte Reporter im Kampf um Clicks Rennläufern ähneln: Jeder will der Schnellste sein. Halb wissen droht im Online-Zeitalter wichtiger zu werden alsSeriosität. Weshalb auch im Fall Kim/Kim Skepsis angebracht ist.