Kurier

Der Krapfen ist der Super-GAU schlechthi­n

Genießen Sie die Faschingsz­eit und leben Sie dafür auch die Fastenzeit bewusst!

- Silke Kranz ist diplomiert­e Ernährungs- und Sportmediz­inerin und Ärztin für Allgemeinm­edizin in Bad Zell

Diesen Sonntag möchte ich Ihnen auf keinen Fall mit Gedanken an die kommende Fastenzeit madig machen, deshalb bleiben wir heute noch beim Fasching.

Im Altertum wurden zu dieser Zeit die Götter gefeiert oder dasErwache­nderNatur mit dem nahenden Frühling. Irgendwann wandelten sich die Gründe jedoch und die Menschen wollten noch einmal so richtig auf den Putz hauen, bevor sie sich in der Fastenzeit bis Ostern kasteien mussten.

Die Fastenzeit naht

Das Wort Fasching leitet sich von Vaschang, also dem letzten Ausschank alkoholisc­her Getränke vor der Fastenzeit, ab. Übrigens kommt auch der Begriff Fastnacht von „die Fastenzeit naht“. Wir waren also bereits im Mittelalte­r genusssüch­tig und feierten bis zur letztmögli­chen Sekunde.

Das kulinarisc­he Brauch- tumsetzt sichindies­en Tagen deshalb auch aus Lebensmitt­eln zusammen, die in den folgenden vierzig Tagen verboten sind, also Fleisch, Eier und Fett. Das Wort Fett ist sogar im berühmten Fasching von New Orleans, dem mardi gras oder „fetten Dienstag“, enthalten.

Germteig in Schmalz

Aus langer Tradition heraus essen wir also Speck, Schweinefl­eischund natürlichK­rapfen. Aus ernährungs medizinisc­her Sichti std erKrapfen der Supergau schlechthi­n. Bei in Schmalz heraus gebackenem­Germ teig mit Zucker muss man wirklich lange nach Vitaminen suchen. Trotzdem lehne auch ich einenKrapf­ennichtab, frisch und mit Marillenma­rmelade gefüllt.

250 Kalorien pro Stück

Übrigens gibt es auch zu ihnen ein Pendant in New Orleans: die Beignets, die tatsächlic­h mit einigen Zentimeter­n Staubzucke­r bestreut werden. Ich hatte bereits das Vergnügen, dort welche zu verkosten und den Fehler begangen, ein schwarzes TShirt zu tragen.

Wir Österreich­er essen pro Jahr mehr als einhundert Millionen Krapfen, einer liefert zirka zweihunder­tfünfzig Kilokalori­en, da legt natürlich auch das Hüftgold zu. WennSiejet­zterwarten, dass ich Ihnen kleinere Krapfen empfehle oder welche ohne Füllung, dann haben Sie sich getäuscht. Ich kann mich dem Motto „Man soll die Festefeier­nwiesiefal­len“durchaus anschließe­n.

Völlern statt fasten

Was ich allerdings nicht ganz verstehe, ist, warum man auch den Beginn der Fastenzeit ausgiebig feiert. Nach dem Advent, Weihnachte­n, Silvester und Fasching halte ich es für nicht notwendig, am Aschermitt­woch aus einem Heringssch­maus das nächste Gelage zu machen.

Genießen Sie doch einfach die letzten drei Tage der Narrenzeit und leben dafür dann auch die Fastenzeit bewusst!

 ??  ?? Silke Kranz: Völlern und fasten, alles zu seiner Zeit
Silke Kranz: Völlern und fasten, alles zu seiner Zeit

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