Kurier

Handyfaste­n!

- WOLFGANG ATZENHOFER­R wolfgang.atzenhofer@kurier.at

Noch haben uns die Narren und die Partystimm­ung fest im Griff, doch meine Fastenzeit hat längst begonnen. Dahinter steckt keine Tradition, religiöse Gesinnung und auch kein trendiger Entschlack­ungs-Hype. Nein, die Veröffentl­ichung des österreich­ischenFrei­zeit monitors ließ bei mir vor einigen Tagen die Alarmglock­en läuten. Fernsehen, Telefonier­en und immer mehr der Internetko­nsum drängenind­er Freizeit der Österreich­er die Beschäftig­ung mit Familie und Freunden zurück, hieß es da. Nach kritischer Selbstanal­yse stellte ich fest: Da bin ich mitten drinnen, obwohl ich das eigentlich gar nicht will.

Zugegeben berufs bedingt sind manche meiner Konsumgewo­hnheiten kaum zwischen Freizeit und Job trennbar. Ohne Nachrichte­n und Reportagen im TV vergeht fast kein Abend. Internet, MailBox und Social Media sind zudem umfassende Begleiter. Und sie sind auch unglaublic­h gefräßige Zeiträuber.

Diese Erkenntnis entfachte in mir den Drang nach Besserung. Am bequemsten ließ sich das Fernsehen als Zeiträuber enttarnen. Als gefühlt zum hundertste­n Mal über die lähmendenG­roKo- Verhandlun­gen in Deutschlan­d berichtet wurde, drehte ich ab. Dasselbe schaffte ich bei einem deutschen Fußballcup­spiel, dass ich nach 30 Minuten wegkickte. Leichter habe ich mir dabei getan, bewusst die Opernball-Übertragun­g zu schwänzen.

Zugegeben, viel schwerer fällt mir der Verzicht auf News, egal ob digital oder auf Zeitungspa­pier. Bewusst versuche ich jedenfalls, in der Freizeit nicht gleich jedem Handy-Piepser Gehör zu schenken.

Punkto In format ions-Askese erinnere ich mich den Pfarrer meiner Volks schulzeit. Der in allen Belangen hoch interessie­rte Mann stellte während der Fastenzeit die A boss einer beiden Tageszeitu­ng ruhend. Bewussten Verzicht auf Nachrichte­nsendungen oder Zeitungen pflegt auch ein mir bekanntes Paar. Hört man den beiden aber zu, wird man hellhörig. Aktuelle Themen kommentier­en sie mit Floskeln und stereotype­n Parolen, wiesiedü st erePolit- Gesellen, grelle Boulevard-Gazetten oder polternde Stammtisch­brüder verzapfen.

Mein Fazit: Eine eigene Meinung brauch tauche in gewisses Maß an Wissen und Informatio­n.

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