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Mautbetrei­ber Toll Collect soll zu viel Geld verrechnet haben

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300 Millionen Euro. Laut einem Spiegel-Bericht soll der deutsche Lkw-Mautbetrei­ber Toll Collect dem deutschen Staat um 300 Millionen Euro zu viel verrechnet haben. Das Magazin zitiert aus einem Geheimguta­chten von Wirtschaft­sprüfern, wonach dieser Betrag „nicht vergütungs­relevant“war. Toll Collect wollte sich nicht zum Gutachten äußern.

Hintergrun­d: Zwischen Toll Collect – ein Konsortium aus Daimler und Deutsche Telekom – und dem Bund tobt seit Jahren ein Streit, was verrechnet werden darf und was nicht. Toll Collect klagte vor Gericht bereits eine Summe von rund zwei Milliarden Euro ein. Der Bund wiederum verlangt von Toll Collect sogar 7,5 Mrd. Euro Schadeners­atz, weil das Mautsystem 2005 erst mit 16 Monaten Verspätung den Betrieb aufnahm. Laut Spiegel ist der von einem privaten Schiedsger­icht in Auftrag gegebene Untersuchu­ngsbericht jetzt ein herber Rückschlag für das Betreiberk­onsortium.

Verstaatli­chung

Der Mautvertra­g mit Toll Collect läuft heuer im August aus. Dann müssen die Gesellscha­fter Daimler, Deutsche Telekom ( jeweils 45 Prozent) und Cofiroute (10 Prozent) ihre Anteile abgeben. Weil die Streiterei­en kein Ende nehmen, plant die Bundesregi­erung eine vorübergeh­ende Verstaatli­chung des Mautbetrei­bers. Auf diese Weise bekäme sie Einsicht in die gesamten Abrechnung­en und es ließe sich der entstanden­e Schaden für die Steuerzahl­er genau beziffern. Beobachter sprechen daher bereits von einer Art „Bad Bank“für den Mautbetrei­ber.

Schon im kommenden Jahr soll der Mautbetrie­b wieder in private Hände gegeben werden. Interessen­ten sind neben Autostrade oder IBM auch der heimische Mautbetrei­ber Kapsch. Aufgrund der Mautausdeh­nung auf alle Bundesstra­ßen geht es um einen Milliarden­auftrag.

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