Neue Heimat: Österreich
Rumänen. Sie sind bundesweit die größte Zuwanderer-Gruppe. Auffallend oft wagen sie den Schritt in die Selbstständigkeit.
Die Sehnsucht ist groß. Nach Arbeit. Einer eigenen Existenz und Perspektiven. Drei Millionen Rumänen sollen in den vergangenen 20 Jahren ihr Land verlassen haben. Italien ist ihr Hauptziel. Bis zur Wirtschaftskrise war auch Spanien sehr beliebt. Aber auch Deutschland und Österreich sind ein gefragter Platz für die Osteuropäer. „Rumänen sind sehr sprachgewandt“, sagt Lukas Vosicky, Generalsekretär der Österreichisch-Rumänischen Gesellschaft, „und sie sehen hier mehr Chancen“.
Außergewöhnlich oft wagen sie den Weg in die Selbstständigkeit. 28.681 Rumä- nen standen mit Dezember 2017 in Österreich auf eigenen Beinen. Häufig im Bauund Baunebengewerbe, im Großhandel, in der Gastronomie sowie in der Pflege. 45.665 Rumänen waren unselbstständig beschäftigt, 9684 arbeitslos gemeldet.
Mit Sack und Pack
„Die Rumänen fallen in Österreich nicht auf. Sie sprechen selbst davon, sich integrieren zu müssen“, sagt Vosicky. Und wenn sie ihr Land verlassen,dannoftmitdergesamten Familie. „Sogar die Oma kommt mit – die will den Kontakt zur Familie und zu den Kindern nicht verlieren.“Das Leben in Rumänien würde vielen keinen Spielraum bieten. „Der soziale Abstieg geht extrem schnell. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft auseinander“, weiß Vosicky, der selbst einige Jahre in Rumänien gelebt hat. „Außerdem ist das Stadt-Land-Gefälle sehr groß. Viele, die nach Österreich kommen, stammen aus Siebenbürgen.“Noch heute lebt in dem Gebiet eine deutschsprachige Minderheit.
DasMotivfürdieAuswanderung sei oft nicht nur materiell. „Da spielen viele Erwägungen eine Rolle. Karriere und Beruf genauso wie Familienplanung. Es gibt einfach mehr Chancen in Österreich.“Viele würden sich nicht unbedingt an ihr Ursprungsland gebunden fühlen. „Sie fühlen sich als Europäer.VieleRumänen,diejetzt nach Österreich kommen, waren zuvor in Italien“, sagt Vosicky. Und viele würden Österreich nach etlichen Jahren auch wieder verlassen.
Auch als Ausbildungsstandort ist Österreich für Rumänen interessant. Rund 1700 rumänische Studenten sind im Land. Besonders vertreten sind sie an der Wirtschaftsuniversität, an der Musikuniversität oder auch an der Boku.
Das Bild der breiten ÖffentlichkeitüberRumänenist allerdings nicht immer das beste. In die Schlagzeilen geraten sie dann, wenn über organisiertes Betteln oder Eigentumsdelikte berichtet wird. In der Kriminalstatistik ausdemJahr2016führenRumänen die tatverdächtigen Ausländer (11.021 Verdächtige) an. Die allerdings haben nur selten ihren festen Wohnsitz in Österreich.