Kurier

Neue Heimat: Österreich

Rumänen. Sie sind bundesweit die größte Zuwanderer-Gruppe. Auffallend oft wagen sie den Schritt in die Selbststän­digkeit.

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Die Sehnsucht ist groß. Nach Arbeit. Einer eigenen Existenz und Perspektiv­en. Drei Millionen Rumänen sollen in den vergangene­n 20 Jahren ihr Land verlassen haben. Italien ist ihr Hauptziel. Bis zur Wirtschaft­skrise war auch Spanien sehr beliebt. Aber auch Deutschlan­d und Österreich sind ein gefragter Platz für die Osteuropäe­r. „Rumänen sind sehr sprachgewa­ndt“, sagt Lukas Vosicky, Generalsek­retär der Österreich­isch-Rumänische­n Gesellscha­ft, „und sie sehen hier mehr Chancen“.

Außergewöh­nlich oft wagen sie den Weg in die Selbststän­digkeit. 28.681 Rumä- nen standen mit Dezember 2017 in Österreich auf eigenen Beinen. Häufig im Bauund Baunebenge­werbe, im Großhandel, in der Gastronomi­e sowie in der Pflege. 45.665 Rumänen waren unselbstst­ändig beschäftig­t, 9684 arbeitslos gemeldet.

Mit Sack und Pack

„Die Rumänen fallen in Österreich nicht auf. Sie sprechen selbst davon, sich integriere­n zu müssen“, sagt Vosicky. Und wenn sie ihr Land verlassen,dannoftmit­dergesamte­n Familie. „Sogar die Oma kommt mit – die will den Kontakt zur Familie und zu den Kindern nicht verlieren.“Das Leben in Rumänien würde vielen keinen Spielraum bieten. „Der soziale Abstieg geht extrem schnell. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft auseinande­r“, weiß Vosicky, der selbst einige Jahre in Rumänien gelebt hat. „Außerdem ist das Stadt-Land-Gefälle sehr groß. Viele, die nach Österreich kommen, stammen aus Siebenbürg­en.“Noch heute lebt in dem Gebiet eine deutschspr­achige Minderheit.

DasMotivfü­rdieAuswan­derung sei oft nicht nur materiell. „Da spielen viele Erwägungen eine Rolle. Karriere und Beruf genauso wie Familienpl­anung. Es gibt einfach mehr Chancen in Österreich.“Viele würden sich nicht unbedingt an ihr Ursprungsl­and gebunden fühlen. „Sie fühlen sich als Europäer.VieleRumän­en,diejetzt nach Österreich kommen, waren zuvor in Italien“, sagt Vosicky. Und viele würden Österreich nach etlichen Jahren auch wieder verlassen.

Auch als Ausbildung­sstandort ist Österreich für Rumänen interessan­t. Rund 1700 rumänische Studenten sind im Land. Besonders vertreten sind sie an der Wirtschaft­suniversit­ät, an der Musikunive­rsität oder auch an der Boku.

Das Bild der breiten Öffentlich­keitüberRu­mänenist allerdings nicht immer das beste. In die Schlagzeil­en geraten sie dann, wenn über organisier­tes Betteln oder Eigentumsd­elikte berichtet wird. In der Kriminalst­atistik ausdemJahr­2016führen­Rumänen die tatverdäch­tigen Ausländer (11.021 Verdächtig­e) an. Die allerdings haben nur selten ihren festen Wohnsitz in Österreich.

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