Ein Neustart mit 55 Jahren in der Backstube
Faible für Süßes. Kuchen hat Marilena Severin bereits immer gerne gemacht. „Sogar schon als Kind“, sagt sie. Auch heute steht sie jeden Tag in der Backstube ihrer Konditorei in der Otto-Bauer-Gasse. Dort bietet sie ihren Gästen Sachertorten, EsterházyTorten oder rumänische Spezialitäten an.
Dabei hat die 57-Jährige aus Timișoara in ihrer Heimat ursprünglich in Spitalslaboren gearbeitet. Doch irgendwann landete sie in einem kleinen Ort. „Dort hat man kein Brot kaufen können“, erinnert sie sich. „Da hatte ich die Idee: Dann mache eben ich eine Bäckerei auf.“Bis zu 67 Mitarbeiter hat sie beschäftigt, erinnert sie sich. 25 Jahre leitete sie mehrere Betriebe. „Ich habe so viel gearbeitet, hatte große Hoffnungen. Aber in den Jahren habe ich gelernt, dass es nicht so einfach ist mit den rumänischen Behörden.“
Also fasste sie 2015 einen Entschluss: Ein Neustart. Und zwar in Wien. Eine Stadt, die ihr nicht fremd vorkam. „Timișoara nennen wir in Rumänien auch Klein-Wien“. Zudem ist Wien nur 500 Kilometer von ihrer Heimat entfernt, ihre Tochter lebt in Deutschland. „Wien war eben in der Mitte.“Noch immer steht sie täglich im Lokal. Bäckt, serviert, hält das Lokal sauber.
Luxus Kaffeehaus
Der Unterschied zu ihrer Heimat? „Hier können sich die Menschen eher einen Besuch in einem Restaurant oder in einem Kaffeehaus leisten. In Rumänien haben viele Leute kein Geld, der Lebenserhalt ist teuer. Und auch mit einer guten Ausbildung bekommst du oft nur schlechte Jobs.“
Zurück nach Rumänien will sie nicht. „Auch wenn ich dort noch Familie habe und Chef war“, sagt sie.