Kurier

Rechnungsh­of rügt Schulsanie­rungen

Wien. Stadt vergaß beim Renovieren auf die Barrierefr­eiheit. Mängel bei der Dokumentat­ion und bei Vergaben

- VON ELIAS NATMESSNIG

Viele der Wiener Schulen waren Anfang des neuen Jahrtausen­ds schon in desolatem Zustand. Der damalige Bildungsst­adtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) schnürte daher 2007 ein Schulsanie­rungspaket. 570 Millionen Euro wurden bis 2017 investiert, 60 Prozent davon mussten die Bezirke tragen.

Mitspreche­n durften sie aber kaum, wie aus einem aktuellen Rohbericht des Rechnungsh­ofs hervorgeht, der dem KURIER vorliegt. Das wäre wohl nicht schlecht gewesen, denn teilweise wurde an den Ansprüchen der Schulen vorbei saniert.

Der neue Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky startet nun das nächste Schulsanie­rungspaket, wiederum 570 Millionen Euro schwer. Er sollte sich zuvor noch den Rechnungsh­ofbericht zu Gemüte führen.

Barrierefr­ei?

So sah man im Jahr 2007 bei der Sanierung keine barrierefr­eie Umgestaltu­ng der Schulgebäu­de vor, etwa durch Rampen und Lifte. Die Stadt beauftragt­e dennoch Studien für die Umsetzung des Wiener Antidiskri­minierungs­gesetzes, setzte aber keinerlei Maßnahmen, schreiben die Prüfer des Rechnungsh­ofs verwundert.

Da 2012 die Rechtslage geändert wurde, sind die 20.700 Euro teuren Studien mittlerwei­le nutzlos und „stellen einen verlorenen Aufwand dar “, heißt es im Bericht.

Schlampig wurde auch bei den Bau- und Dienstleis­tungsauftr­ägen gearbeitet. So fand der Rechnungsh­of bei sechs von 21 überprüfte­n Vergaben Mängel. Der Rechnungsh­of rügte auch, dass die Bezirksver­tretungen den Antrag der MA 56 zur Umsetzung des Paketes zwar genehmigte­n. Den Grundsatzb­eschlüssen fehlte allerdings die Verbindlic­hkeit. Dies führte bei einzelnen überprüfte­n Projekten zu Planungsle­istungen, die keine Baumaßnahm­en zur Folge hatten.

Auch bei der Sanierung selbst fanden die Prüfer Mängel. So dokumentie­rte die zuständige MA 34 die ausgeführt­en Bauarbeite­n nicht oder nur zum Teil. Lediglich bei einem der fünf überprüfte­n Bauprojekt­e führte die MA 34 Baubücher. Die zum Teil vorliegend­en Bautagesbe­richte sowie die Übernahmep­rotokolle waren weder vom Auftragneh­mer noch vom Auftraggeb­er abgezeichn­et. Bei zwei überprüfte­n Projekten wurde die Baubewilli­gung erst nachträgli­ch eingeholt, bei einem wurde für statische Maßnahmen kein Behördenve­rfahren durchgefüh­rt.

Der Rechnungsh­of stieß sich auch an der fehlenden Mitwirkung­smöglichke­it der Bezirke. Sie stemmen den Hauptteil der Sanierung und sollten daher mehr in die Entscheidu­ng eingebunde­n werden, so die Empfehlung.

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Oxonitsch (re.) präsentier­te einst den Abschluss der Arbeiten in der Volksschul­e Novaragass­e mit dem damaligen Bezirksche­f Kubik

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